Weniger Gerüche, mehr Recycling: Zuckerfabrik investiert 6 Millionen Euro in neue Technik

Lage. Die Zuckerrüben machen in diesem Jahr richtig Freude, haben sie doch reichlich Zucker eingelagert. Aber sie bringen noch etwas anderes mit in die Fabrik - den Ackerboden. Und das ist ein Problem, denn der muss abgewaschen werden und landete bisher in den sogenannten Auflandungsteichen. Das konnte schon mal müffeln. Außerdem fehlt Platz für weitere Teiche. Das Unternehmen Pfeifer & Langen hat deshalb 6 Millionen Euro in eine ganz neue Technik für die Erdentwässerung investiert.

Unter der Woche kommen rund um die Uhr Lastwagen an, an Wochenenden sind die Zeiten eingeschränkt. 450 bis 500 sind es pro Tag. Jeder hat bis zu 26 Tonnen Rüben auf der Ladefläche, das ist das Maximum, das bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen transportiert werden kann. Was exakt in einer Erntesaison zusammenkommt, diese Zahlen veröffentlicht Pfeifer & Langen nicht. Es gibt einige Konkurrenz auf dem Markt. Das Einzugsgebiet ist groß: Los geht es im Norden südlich von Bremen bis Dortmund im Süden und im Westen vom Emsland bis Hannover im Osten.

Außergewöhnliche Ernte Rund um die Uhr läuft die Verarbeitung, in diesem Jahr wird die Saison voraussichtlich am 20. Januar enden. Das Ergebnis, sagt Dr. Stefan Brinker, &bdquo;wird sehr gut sein“. Bereits im März waren alle Rüben eingesät, dann spielte das Wetter perfekt mit - und die Rüben lagerten fleißig Zucker ein. &bdquo;Wie erwarten 18 Prozent Plus, das ist außergewöhnlich.“

Die süße Seite hat aber auch eine, die die Nase arg beansprucht. Die Rüben werden gewaschen, das Wasser wird in großen Klärbecken gereinigt, die Erde soll sich absetzen.

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Auflandungsteiche müffeln zwischendurch

Was letztlich in den Auflandungsteichen mit dieser Erde an Feststoffen landet - das Wasser wird wieder verwendet -, enthält aber organische Stoffe - und deren Abbau kann geruchsintensiv sein.

Mit neuer Technik gibt es neue Möglichkeiten. Das Kölner Familienunternehmen investierte 6 Millionen Euro, um eine zukunftsfähige Lösung zu haben. Im Mai begann der Bau einer großen Anlage, jetzt laufen drei riesige Zentrifugen, jede wiegt 3,5 Tonnen, die die abgesetzte Erde aus den Klärbecken mit 1300 Umdrehungen/Minute separiert. Die Erde setze sich durch die Drehbewegung an den Innenwänden ab, erklärt Thomas Klocke. Ein Trennstoff werde eingesetzt, damit sich keine Klumpen bilden. In einem weiteren Teil der Anlage wird der Sand mechanisch rausgefiltert, auch die organischen Stoffe werden fein säuberlich getrennt. Alles plumpst getrennt in verschiedene Boxen. Die Erde enthalte 40 Prozent Restfeuchte, sagt Brinker, was deutlich trockener ist als bisher.

Draußen fällt ein großer Batzen mit einem satten Plopp runter, die Farbe ist etwas heller. Der Grund: &bdquo;Wir testen verschiedene Einstellungen der Zentrifugen. Das Verfahren ist ganz neu, wir sind quasi Pioniere“, erklärt Martin Corbach, der technische Standortleiter. Der Sand könne zum Beispiel zum Verfüllen auf Baustellen gebraucht werden. &bdquo;Die Körner sind rund geschliffen durch den Prozess, damit kann man nicht mauern“, merkt Klocke lachend an.

Erde wird fortlaufend im Labor getestet Die organischen Reste erinnern sehr entfernt an Rübenschnitzel. Probiert man die winzigen Fitzel, schmeckt es nur wenig süß. Letztlich ist es Futter für die Biogasanlagen. Bleibt die Erde, die aus Sicht der Experten der Zuckerfabrik beim Ortstermin noch etwas trockener hätte sein dürfen. &bdquo;Gestern war sie besser, sie bleibt stehen, es bröselt nichts von dem aufgeschichteten Haufen runter. Wir warten die Laborergebnisse ab. Das wird jetzt fortlaufend getestet, damit wir am Ende sagen können, wie man die verschiedenen Fraktionen, die wir hier gewinnen, am besten einsetzen kann.“

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Erde, Sand, organische Reste - es könnten neue Einkommensquellen sein, aber ganz sicher ist das nicht. Es fehlen die Daten. Die Anlage muss erst einmal länger laufen, aber seit dem Start im November habe man vielversprechende Ergebnisse. &bdquo;Wir sind froh, dass wir die Möglichkeit haben, das neue Verfahren zu testen. Die Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort in Lage.“

Und es macht auch die Nachbarschaft ein Stück weit sympathischer. Denn die zeitweise starke Geruchsentwicklung der Auflandungsteiche habe zu Gesprächsbedarf in Heiden geführt. Die neue Erdentwässerungsanlage sei auch ein weiterer Schritt in Richtung Klimaschutz. &bdquo;Wir haben heute ganz andere Mengenströme in der Verarbeitung als früher, dem tragen wir Rechnung mit der Modernisierung“, stellt Brinker fest. Bereits jetzt sei erkennbar, dass die Anlage weitaus weniger Energie brauche als prognostiziert. &bdquo;Die organischen Stoffe liefern Energie, Sand und Erde können weiter verwendet werden. Es ist ein Kreislaufsystem“, sagt Brinker.

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