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Lemgo

Nach dem Abitur für zwölf Monate nach Peru

Mit 18 Jahren hat Ruth Schlegel in einem Sozialprojekt in Lateinamerika gearbeitet

Lemgo. „Es war wichtig für mich, das zu machen", sagt Ruth Schlegel im Rückblick auf ihre Zeit in Peru. Die 19-Jährige hat dort ein Jahr lang mit Jugendlichen im Projekt „ProSoYa" (Programa Social Yanachaga, auf Deutsch: Soziales Programm in Yanachaga) gearbeitet, das vom Lemgoer Verein „Peru-Aktion" aufgebaut wurde.

Mit dem Verein und dem Projekt war Ruth Schlegel schon vertraut, denn ihr verstorbener Großvater hat es vor 27 Jahren gegründet. „Ich war auch schon vorher in Peru", sagt die Extertalerin. Für ein ganzes Jahr und allein in dieses Land zu gehen, das doch so ganz anders ist als Westeuropa, sei für sie eine besondere Erfahrung gewesen.

Das Programm ist ein Wohnprojekt für Jugendliche aus armen Familien, die hier während ihrer Schulzeit betreut und in die täglichen Arbeiten einbezogen werden. Mädchen und Jungen sind in getrennten Anlagen untergebracht. Schlegel war im Mädchenhaus im Einsatz. Dort war sie mit einer weiteren Freiwilligen „Mädchen für alles": „Wir haben auch Wände gestrichen und Reparaturen gemacht", erzählt sie.

Neben Küchendienst und gemeinsamer Arbeit in der Landwirtschaft mit den 16 jungen Bewohnerinnen der Anlage hat sie auch Englischunterricht erteilt und bei den Hausaufgaben geholfen. Eine Aufgabe war, die Lebensgeschichten der Mädchen aufzuschreiben, die neu dazukamen. Das hat Ruth Schlegel sehr bewegt: „Man sieht ihnen diese krassen Geschichten nicht an." Viele hätten keine richtige Kindheit gehabt, Verluste und Gewalt erlebt.

Das für sie nicht ganz fremde Land hat Ruth Schlegel sehr beeindruckt: Neben der Vertiefung ihrer Sprachkenntnisse sei sie viel selbstständiger geworden, sagt sie. „Ich habe gelernt, mich zu organisieren und auf andere Dinge zu achten." Gerade die Armut der Menschen habe sie verändert, „man wird sensibler dafür." Auf dem Land, aber auch in der Großstadt Lima mit zwölf Millionen Einwohnern gebe es sehr arme Menschen. „Ich war auch in den Slums", so Schlegel.

Schließlich hat sie in dieser Zeit auch ihr berufliches Ziel entdeckt: Sie möchte Lehrerin werden. „Der Englischunterricht hat mir großen Spaß gemacht." Jetzt studiert sie Kunst und Spanisch auf Lehramt in Siegen, zurzeit macht sie ein Praktikum am Marianne-Weber-Gymnasium. Und auch in Zukunft möchte Ruth Schlegel für die „Peru-Aktion" werben: „Wir brauchen dringend junge Leute, die mithelfen."

Über ihre Erfahrungen berichtet Ruth Schlegel am Sonntag, 20. März, um 11.30 Uhr im Gemeindehaus von St. Pauli, Echternstraße 20.

Information

Das Projekt der Peru-Aktion

Der Lemgoer Verein „Peru-Aktion" hat 67 Mitglieder. Sie fördern das Projekt „Centro Yanachaga", das früher „ProSoYa" hieß und unter diesem Namen noch bekannt ist. Im Jungenprojekt sind 40 Jugendliche, im Mädchenprojekt 16. Die Schüler werden ab etwa zwölf Jahren aufgenommen und wohnen während ihrer Schulzeit in den Häusern des Projekts. Jeweils acht Jugendliche leben in einem Haus mit einem Betreuer zusammen. Aufgenommen werden junge Menschen aus armen Familien, die in einem Bewerbungsverfahren zeigen müssen, dass sie wirklich lernen wollen. Die Jugendlichen stellen landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte her und arbeiten in einer eigenen Herberge für Touristen. Das Projekt wird überwiegend durch Spenden finanziert. Unter www.peru-aktion.de gibt es im Internet weitere Informationen.

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