Hochseetaugliche Router sollen Lemgos City-WLAN flott machen

Lemgo . Gemächlichen Schrittes setzen sich Torsten Rauch, Micha Beyer und Denis Gustin in Bewegung. Ihre Laptops balancieren sie geschickt mit einer Hand, die andere tippt. Rote Balken, gelbe Balken, grüne Balken – für Laien böhmische Dörfer. Für die drei Studenten der Hochschule dagegen liefern die Ampelfarben wertvolle Informationen: Wo ist das Internetangebot in der Fußgängerzone gut, wo mies, wo gar nicht existent?

Insgesamt sechs Projektgruppen der Lemgo-Digital-Einheit des Fraunhofer-Zentrums fühlen so dem Freifunk-Netz auf den Zahn. Nur nichts überhasten, ist hierbei die Devise. Am Marktplatz bleibt Denis Gustin beispielsweise stoisch zentral auf der Mittelstraße stehen, der Fußgängerstrom teilt sich, selbst Lieferwagen weichen aus, angesichts des jungen Mannes mit dem Computer in der Hand. &bdquo;Um ein genaues Bild der Auslastung zu erhalten, muss ich etwa fünf Minuten lang messen", erklärt Gustin.

Zeit für eine Erklärung, die sein Kommilitone Torsten Rauch liefert: In Metropolen wird in den dicht bebauten Innenstädten der Luftraum für die Internetversorgung über Funk (bekannt als WLAN) knapp. Denn wenn beispielsweise 40 WLAN-Router gleichzeitig versuchen, ihre Daten an Smartphones, Laptops, aber auch Ladenkassen der Einzelhändler zu funken, wird es einfach technisch eng. Was sich dann in Zuverlässigkeit und Tempo niederschlägt.

Apropos Tempo: Daran mangelt es nach Aussagen von Torsten Rauch auch dem Lemgoer Freifunknetz. Es hingen schlichtweg zu wenige Router herum, die die Knotenpunkte bilden. Wenn Passanten dann zu weit weg sind, hätten sie auf dem Handy zwar augenscheinlich eine Verbindung, Daten kämen trotzdem keine an, allenfalls im Schneckentempo.

Doch Lemgo-Digital hat eine Mission – und dank einer Gesamtförderung von insgesamt fünf Millionen Euro auch das nötige Kleingeld. Das Projektteam schickt sich also an, nicht nur die Misere in Ampelfarben sichtbar zu machen, sondern auch dran zu drehen – und zwar zum Positiven.

Nach der Analysetour, die Torsten Rauch, Micha Beyer und Denis Gustin vom Marktplatz bis zum Ostertor führen wird, wollen die Studenten und ihre Kollegen bei den Anliegern von Mittel-, Hafer-, Kramer-, Breiter Straße und Kastanienwall darum werben, weitere Router aufzuhängen. Bei den Geräten handelt es sich um die hochseetaugliche Crème de la Crème der Technik, die ansonsten der Extrembelastung auf Schiffen ausgesetzt ist.

So ist es nach Worten von Micha Beyer möglich, die Kästen auch außen an die Fassaden zu schrauben. Regen perlt ab. &bdquo;Eine Außenwand kostet mal eben die Hälfte an Reichweite", weiß Torsten Rauch. Die Stromkosten für einen Router, den im Übrigen Lemgo Digital sponsert, liegen nach seinen Angaben bei unter fünf Euro im Jahr. Und Fußgängerzonen-Anrainer, die einen Teil ihrer Internetbandbreite der Allgemeinheit stiften, könnten bestimmen wie viel. &bdquo;Es muss keiner Angst haben, dann selbst nur noch die Eieruhr zu sehen", wirbt Beyer für das Projekt. Gleiches gelte für den Datenschutz, da die Verbindung über einen gesicherten Kanal läuft. Beyer: &bdquo;Ausgelesen werden kann da nichts."

Lemgo als Reallabor Mit &bdquo;Lemgo Digital" wird die Stadt zum Reallabor. Die Projektgruppe, die über fünf Millionen Euro an Fördergeldern seitens des Wirtschaftsministeriums verfügt, hat sich den Alltagsproblemen einer mittelgroßen Stadt verschrieben: Wie können Busse besser aufeinander abgestimmt fahren? Wie lässt sich der Parksuchverkehr besser organisieren? Kann der Handel digitale Helferlein gebrauchen? Zunächst einmal installiert das Team von &bdquo;Lemgo Digital" dazu reichlich Sensoren und IT-Technik. Die Ideen zur Nutzung sollen auch die Bürger liefern.

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