Markus Baier knackt die 50 Prozent

Lemgo. Markus Baier und die Grünen sind Lemgos große Wahlsieger vom Sonntagabend. Der parteilose und von der CDU nominierte Baier wird schon im ersten Wahlgang mit deutlichen 52,8 Prozent Bürgermeister und muss nicht in eine Stichwahl. Die Grünen können ihren Stimmenanteil nahezu verdoppeln und werden bei der Beschaffung von Mehrheiten im Rat künftig ein deutlicheres Wörtchen mitzureden haben.

Die CDU muss deutliche Verluste hinnehmen, bleibt trotzdem stärkste Kraft im Stadtrat. Etwa in ähnlicher Größenordnung dezimiert ist die SPD, die rund ein Fünftel an Stimmen einbüßt. Außerdem ist es den Sozialdemokraten, bei deren Wahlparty teils gedrückte Stimmung war, nicht gelungen, ihren sichtlich enttäuschten Bürgermeisterkandidaten Arne Brand in Stellung zu bringen. Er liegt in etwa gleich auf mit seiner Partei und holte 25,3 Prozent.

Die Grünen dagegen feiern die 22 Prozent von Dr. Katharina Kleine Vennekate als Erfolg. Die Hochschulpfarrerin, die auf Platz 1 der Liste auch für die Grünen in den Stadtrat einziehen und diesen Platz nach Worten von Fraktionschef Burkhard Pohl auch einnehmen wird, sprach gegenüber ihren Parteifreunden im Stadtlicht in einer ersten Reaktion von einem &bdquo;gemeinsamen Spitzenergebnis".

Horrorvision Nicht wahr geworden ist die Vision, manche sprachen schon von einer &bdquo;Horrorversion", eines hoffnungslos zersplitterten Stadtrates. So bedeuten die Ergebnisse zwar, dass sowohl FDP (5,5 Prozent, drei Sitze) als auch Linke, AfD, Soziales Lemgo und wohl auch Einfach Lemgo und Aufbruch C mit einem oder zwei Ratsleuten einziehen würden. Im Gegenzug haben die &bdquo;Bürger für Lemgo" jedoch stark Federn lassen müssen. Die aktuellsten Zahlen deuteten auf nur noch 8 statt 14 Prozent für die Wählervereinigung hin.

Noch am Wahlabend sprach Lemgos künftiges Stadtoberhaupt Markus Baier davon, zusammen mit der CDU eine &bdquo;starke Rolle" spielen zu wollen. Auch für die Arbeit im Stadtrat sehe das Ergebnis nämlich gut aus. Zugleich beschwor Markus Baier aber seine Rolle als parteiloser Kandidat, um die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen im Rat ausloten zu wollen.

Für SPD-Kandidat Arne Brand hatte der Abend schon mit den ersten Meldungen aus den Wahllokalen Ernüchterung gebracht. Der aus dem Stand weg starke Vorsprung von Baier ließ, auch wenn die Meldungen in Lemgo nur schleppend die Runde machten, die Hoffnung schnell sinken. Lediglich 6 Wahlbezirke konnte die SPD holen, die CDU lief bei 14 ein.

Erfolgsgeschichte zieht Ein Kommentar von Till Brand

Lemgo stimmt für ein &bdquo;Weiter so" in weiten Teilen von Politik- und Rathaus, macht aber auch klar, wo es an den Stellschrauben drehen möchte. Das Ergebnis für den parteilosen Bürgermeister Markus Baier ist zu einem Gutteil der Amtsbonus, den er von Dr. Reiner Austermann mitnimmt. Es ist der CDU gelungen der Erfolgsgeschichte Lemgos, die bereits etwas von einer selbsterfüllenden Prophezeiung hat (Rede gut über Lemgo, und es wird Lemgo gut gehen!) einen neuen Protagonisten zu geben, ohne dass es zum Bruch in der Storyline kommt. Austermann weg, Tolkemitt weg – Baier steht als neuer starker Mann an der Spitze, der die Wucht seines Geschäftsbereich voll ausspielen konnte: Wie schön haben wir Lemgo doch vielerorts gemacht?

Nun muss Baier zeigen, dass er nicht nur ein Händchen fürs Gestalten von öffentlichen Räumen hat, sondern auch weichere Themen beherrscht. Denn: Durchregieren kann er mit der CDU nicht. Wie im Wahlkampf angedeutet, wird die SPD beim Sozialen, das im prosperierenden Lemgo viele Jahre nur Randthema war, den Finger in die Wunde legen. Hier Mehrheiten zu suchen wird kosten, ebenso bei den Grünen. Die stehen bei Umwelt, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit erst am Anfang ihres Projekts und gehen doppelt so stark in die neue Wahlperiode. Gemeinsamkeiten suchen und finden – damit fuhr Lemgo gut und wird Lemgo weiter gut fahren.

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