Lemgo/Karbach. Der 16. April dieses Jahres wird Julian Schubert, Geschäftsführer der Lemgoer Firma Coverno, immer als dunkler Tag im Gedächtnis bleiben. Es ist das Datum, an dem bei seiner Tochter Melia Blutkrebs diagnostiziert worden ist. Die Einjährige benötigt möglichst schnell eine Stammzelltransplantation, um überhaupt eine weitere Lebenschance zu haben. Jetzt werden potenzielle Spender werden gesucht.
Melia ist zu Beginn der Pandemie auf die Welt gekommen, im Februar 2020. Ihr Start ins Leben war ruhig, wohlbehütet und zurückgezogen. Anfang April dieses Jahres ging es dem kleinen Mädchen nicht gut. „Wir waren innerhalb von eineinhalb bis zwei Wochen drei Mal mit ihr beim Arzt", erinnert sich Julian Schubert auch an Aussagen wie „das könnte am Zahnen liegen" zurück. „Man wollte uns aufgrund von COVID-19 auch sichtlich gar nicht gerne in der Praxis haben", so der 30-Jährige. Ihm ließ der Zustand seiner Tochter jedoch keine Ruhe. „Als ich dann von einer Geschäftsreise zurückkam und die Sache mit etwas Abstand betrachten konnte, habe ich nicht lockergelassen und Melia erneut einer Ärztin vorgestellt." Diese habe sofort eine Blutprobe in die Uniklinik geschickt. Eine halbe Stunde später kam die Diagnose: Blutkrebs.
„Der Therapieplan ist länger als ihr bisheriges Leben"
Die erste Nacht im Krankenhaus beschreibt Julian Schubert als dramatisch. „Sie hat mehrere Bluttransfusion bekommen, zwei Mal wurde das Blut komplett ausgetauscht." Seitdem kümmert sich ein Team aus Ärzten und Schwestern liebevoll um das kleine Mädchen. „Der Therapieplan ist länger als ihr bisheriges Leben", sagt ihr Vater. Ein auf zwei Jahre ausgelegter Wechsel von verschiedenen Therapien mit Chemo und Kortison. „Leider steht inzwischen fest, dass diese Behandlung nicht ausreichen wird. Melia hat nur dann eine Chance zu überleben, wenn sich ein Stammzellspender findet." Er hofft auf zahlreiche Registrierungen. Die Familie, zu der auch noch ein dreijähriger Sohn gehört, lebt in Karbach, fast täglich steht die 45-minütige Fahrt zum Universitätsklinikum Würzburg auf dem Programm.
„Wir wissen nie, ob wir dort bleiben müssen, weil sich vielleicht das Blutbild verschlechtert hat", spricht der Familienvater von einem belastenden Balanceakt. „Normale" Tage zuhause gibt es bei den Schuberts nicht mehr. „Melia weint und schreit oft vor Schmerzen, dazu kommt die ständige Übelkeit." Doch die Einjährige gibt nicht auf. Bereits zum dritten Mal habe sie laufen lernen müssen. „Erst kurz vor der Krankheit, dann nach der ersten Chemotherapie, die sie sehr geschwächt hat und dann nach dem ersten Kortison-Block, der für eine starke Gewichtszunahme verantwortlich war, so dass das Knochen- und Muskelgerüst den Körper nicht tragen konnte."
Eltern wollen die Hoffnung nicht aufgeben
Ohne Stammzelltransplantation kann die tapfere Patientin nicht überleben. Die Chancen für eine dauerhafte Heilung seien dagegen reell, wenn sich ein geeigneter Spender findet. Julian Schubert und seine Frau und wollen die Hoffnung nicht aufgeben. „Durch die Pandemie gibt es derzeit keine groß angelegten Typisierungsaktionen. Aber man kann sich beispielsweise auf der Homepage der DKMS registrieren, bekommt die Teststäbchen für einen Wangenabstrich zugeschickt und die Ergebnisse landen in einer weltweit vernetzten Datenbank", sagt Schubert.
Potenzielle Spender werden angeschrieben und zur Feindiagnose zum Hausarzt geschickt. „Man muss sich die Spende wie eine Bluttransfusion vorstellen. Knochenmark wird nur in seltenen Fällen benötigt." Der 30-Jährige möchte Vorurteile und Ängste abbauen, um nicht nur bei seiner Tochter den Blutkrebs zu besiegen und Leben zu retten.
Weitere Infos unter www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/melia.