Lemgo will beim Klimaschutz Gas geben und CO2 Emissionen einsparen.

Lemgo. Angetrieben von den jungen Aktivisten &bdquo;Fridays for Future" macht sich die Stadt auf den Weg. Das Klimaschutzkonzept wird neu geschnürt. Zuletzt 2019 aktualisiert, soll es jetzt deutlich ambitionierter ausfallen. Ziel: die Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu drücken.

Was zunächst als globaler, relativ abstrakter Wert erscheint, lässt sich auch konkret für die Alte Hansestadt benennen, wie Michael Brieden-Segler vom e&u Energiebüro Bielefeld erklärt. Wie viel Mengen CO2 eingespart werden müssen, das sei anhand der Bevölkerung auf Basis des weltweiten Wertes durchaus für Lemgo herunterrechnen. Im Ausschuss für Umwelt und Klima im Juni hatte &bdquo;Friday for Future" den entsprechenden Antrag gestellt. Damals konkret mit der Zeitvorgabe terminiert, Lemgo bis 2030 klimaneutral zu rüsten. Dem hatte die Politik so nicht in Gänze zustimmen können, wohl aber hatte sie sich darauf geeinigt, Lemgo gemäß des Pariser Abkommens auf den Weg zu schicken, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen – ohne dabei eine Jahreszahl zu nennen.

Workshops und Einzelinterviews Entsprechende Ziele und Maßnahmen sollen jetzt in Workshops erarbeitet werden. Der Zeitplan dafür ist durchaus straff, denn bereits Ende Juni kommenden Jahres soll das neue Klimaschutzkonzept beschlossen werden. Dabei, so erklärte auch Berit Weber, Abteilungsleiterin Stadplanung im Umwelt- und Klimaausschuss, könne man durchaus auf die Vorgaben des Klimakonzeptes von 2019 aufbauen. Michael Brieden-Segler wird die Workshops zusammen mit Rainer Joswig von den Stadtwerken moderieren, die sich mit vier Themen befassen. So ist der Workshop Mobilität am 21. September geplant, es folgt am 6. Oktober ein interner Workshop der Verwaltung, am 23. November geht es dann um Fernwärme und Erneuerbare Energien, während am 29. November die Wärme in Gebäuden im Fokus steht. Maximal 25 Teilnehmer sollten an den Workshops teilnehmen, besetzt mit Vertretern der Fraktionen, Verwaltung, der Stadtwerke und &bdquo;Fridays for future".

Ein Bürgerforum, so Michael Brieden-Segler, könnte sich für das Thema Mobilität anbieten. Parallel zu den Workshop finden bei Bedarf Einzelinterviews mit Experten statt. Bei Bedarf geht es Anfang des kommenden Jahres dann in eine zweite Runde, bevor die Maßnahmen konkret formuliert und in einem abschließenden Workshop Mitte März fixiert werden. Das ganze wird dann in einer Bürgerversammlung präsentiert, in Umweltausschuss und Rat beschlossen und damit bis Ende Juni 2022 als neues Klimaschutzkonzept der Stadt Lemgo auf den Weg gebracht.

"Wir agieren ja alle mit Halbwissen" Viel Lob für das zügige Vorgehen der Verwaltung gab es bereits vorab im Umweltausschuss. &bdquo;Ein ehrgeiziger Zeitplan", wie der Ausschussvorsitzende Dr. Burkhard Pohl (Grüne) konstatierte und es positiv bewertet, dass die Verwaltung bereits so konkrete Planungen vorlegte, &bdquo;denn der Klimawandel wartet auch nicht". Eric Hagedorn (CDU) lobte die Pläne, sah aber viele Streitpunkte, vor allem auch im Nahverkehr der Ortsteile vorprogammiert. &bdquo;Ich hoffe, da passiert dann auch etwas." Sein Parteikollege Roman Paschek hätte sich mehr Experten in der Workshop-Besetzung gewünscht und wurde dabei von Martina Hagedorn (CDU) unterstützt. &bdquo;Wir agieren ja alle mit Halbwissen und können die eigentliche Tragweite oft nicht beurteilen", so Roman Paschek. Michael Brieden-Segler verwies in diesem Zusammenhang auf das Fachwissen bei Stadt und Stadtwerken – falls weitere Expertise nötig sei, könne die noch eingeholt werden. Dabei würde man durchaus auch vor Ort fündig, so Markus Klußmeier (FDP) und hatte dabei die TH OWL vor Augen.

Begeistert zeigte sich Martina Klein von den Grünen, die sich darüberhinaus aber noch einige Zahlen und Statistiken wünschte, um zu zeigen, wo sich Lemgo gerade befinde. Fakten und Daten liegen vor und – so versicherten Michael Brieden-Segler und Stadtwerke-Chef Arnd Oberscheven – würden passend zur Vorbereitung der Workshops geschickt. Hanns-Dirk Bensel (SPD) rief in Erinnerung, dass die Umsetzung der Maßnahmen einiges kosten werde; Ausgaben, für die es vielleicht auch Fördergelder geben könnte, so die Hoffnung von Dr. Burkhard Pohl.

Das Klima war in Lemgo früh Thema

Ende der 1990er Jahre wartete Lemgo mit einem ersten Klimakonzept für die weitere städtische Entwicklung auf und gehörte damit zu den Vorreitern in Deutschland. Auf den Maßnahmen für den historischen Stadtkern aufbauend wurde 2017 ein neues Konzept in Auftrag gegeben, das 2019 beschlossen wurde.

Das gibt Ziele und erste Maßnahmen vor, um die CO2-Emissionen in der Alten Hansestadt zu senken. So sollen die Emissionen bis 2050 um 90 Prozent im Vergleich zu 2015 gesenkt werden. Zunächst bis 2030 um 35 und bis 2040 um 70 Prozent.

Über diese Vorgaben soll das neue Klimaschutzkonzept deutlich hinausgehen. Auf Antrag von &bdquo;Fridays for Future" (FF) soll die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsisus begrenzt werden. Nicht fixiert wurde dabei die von FF gewünschte Zeitschiene, Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen. Dennoch aber, so Michael Brieden-Segler vom begleitenden Energiebüro e&u aus Bielefeld, stehe diese Vorgabe unausgesprochen im Raum.

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