Weserrenaissance-Museum zeigt die Jagd mit Falken gestern und heute

Lemgo-Brake . Gefiederte Prachtexemplare in einem Raum: Das ist eine Attraktion für das Publikum gewesen, das zahlreich erschienen war, um sich über die Geschichte der Jagd mit Greifvögeln zu informieren. Scharfe Krallen, gefährlicher Schnabel, durchdringende Adleraugen: Falken sind Respekt einflößende Kreaturen, die sich jedoch von &bdquo;ihrem Menschen“ präzise vorschreiben lassen, was sie zu tun oder zu lassen haben.

Vogel-Hund-Mensch – da kommt es auf Kooperation an, damit die Jagd funktioniert. Das machte Daniel Steinsiek-Moßmeier in seinem spannenden Vortrag über die Falknerei deutlich. Der 34-jährige Grundschullehrer aus Bochum ist selbst Falkner und porträtierte die Greifvögel als gelehrige Geschöpfe, deren Ausbildung aber durchaus anspruchsvoll ist. Sein &bdquo;Habichtsweib“ Loko hockte derweil geduldig auf dem &bdquo;Sprenkel“ (gebogener Sitz am Boden) und ließ sich vom Publikum und dem einstündigen Vortrag ihres Besitzers nicht aus der Fassung bringen. &bdquo;Ist die Falknerei eine Kunst?“, fragte der Referent das Publikum und antwortete nach einer kleinen Pause selbst: &bdquo;auf jeden Fall eine Tradition“.

Greifvogel als angemessenes Geschenk

Und die reicht in der Geschichte weit zurück. Vor etwa 6000 Jahren begann die &bdquo;Beizjagd“ auf freilebendes Wild wie Krähen, Hasen, Kaninchen und Fasane in den Steppengebieten Asiens, führte Daniel Steinsiek-Moßmeier aus. Der Stauferkaiser Friedrich II. brachte die Beizjagd vor etwa 800 Jahren nach Europa und im Mittelalter gehörte sie dann auf Jagdschlössern zur Repräsentation feudalen Lebens. Ein prachtvoller Greifvogel galt beispielsweise auch als angemessenes Geschenk.

Dabei sei es nicht darum gegangen, Lebensmittel zu beschaffen; die Beizjagd diente vielmehr dem Amüsement der Hofgesellschaft, führte Museumsdirektorin Dr. Vera Lüpkes in ihrem historischen Abriss über das Thema aus. Vom Standpunkt des modernen Tierschutzes aus gesehen sei mit den Tieren &bdquo;grausam“ umgegangen worden. Vornehmlich waren es die Hofdamen, die den Sport der Beizjagd betrieben haben und die eingesetzten Vögel sagten etwas über den sozialen Rang bei Hofe aus. Diese Zeiten sind inzwischen aber vorbei. Doch in bestimmten Kulturkreisen würden auch heute noch &bdquo;sagenhafte Summen“ ausgegeben, erläuterte Daniel-Steinsiek-Moßmeier. Ihm sei beispielsweise der Fall bekannt, dass ein milliarden-schwerer Scheich 100.000 Euro für ein Prachtexemplar von Vogel ausgegeben habe. Aber nicht nur in arabischen Ländern stehe die moderne Falknerei hoch im Kurs. Schließlich habe die UNESCO diese Tradition vor fünf Jahren zum Weltkulturerbe erklärt. Weil allerdings der moderne Tierschutz beachtet werden muss, darf die Jagd nicht zur &bdquo;Hetzjagd“ ausarten, sondern muss für die Beute des Falken möglichst kurz und schmerzlos sein.

Tiere sollen schnell töten

Das sei durchaus möglich, erläuterte der Experte. Im Sinkflug stürze sich der Falke mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 Kilometer pro Stunde auf sein Opfer, beispielsweise einen fliegenden Fasan und töte ihn blitzschnell mit seinem &bdquo;Falkenzahn“, einem Zacken an der seitlichen Schneidekante des Oberschnabels, die den Biss in des Falkens unterstützt. Ansonsten müsse der Falkner dafür sorgen, dass gejagtes Wild nicht unnötig leidet.

Ein ausgesprochenes Prachtexemplar unter den Greifvögeln ist der Steinadler. Er wird bis zu sechs Kilogramm schwer und kann nur von sehr erfahrenen Falknern sicher beherrscht werden. Habicht, Wanderfalke, Steinadler gelten als &bdquo;einheimische Beizvogelarten“, die hierzulande am häufigsten eingesetzt werden. Im Jagdgebiet störten sich die Greife nicht an Spaziergängern und Wanderern, sondern ignorierten sie schlicht. Für frei laufende Hunde könne es indessen gefährlich werden: Sie gehören genau so wie der Fuchs zum Beuteschema der Flugkünstler mit den superscharfen Augen, denen nichts am Boden und in der Luft entgehe.

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