23 Ziegen haben in Hörstmar nichts zu meckern

Lemgo-Hörstmar. Woran erkennt man zufriedene Ziegen? Sie meckern nicht. Auf dem Ziegenstein-Hof hören Gäste tatsächlich höchstens das freundliche Bellen von &bdquo;Bella" und &bdquo;Donna", den süßen Terrier-Damen.

Die 23 Ziegen halten sich zurück, denn sie wissen genau: Wer sich in der Herde nicht benimmt, wird zu Mettwurst oder Sülze verarbeitet. Kleine Böckchen landen in der Pfanne und selbst Wäschbär-Braten steht bei Familie Stein auf der Karte.

Deutschlandweite Bekanntheit Für die Waschbär-Buletten würden inzwischen Feinschmecker aus ganz Deutschland anreisen. Selbst Schotten habe Uta Apel-Stein mit ihren Kochkünsten schon begeistern können. Und wenn sie die besagten Frikadellen frisch zubereitet hat, vergisst die Hobby-Köchin sogar, Vegetarierin zu sein.

&bdquo;Ich finde es einfach zu schade, wenn geschossenes Wild anschließend nicht verwertet wird", berichtet die 54-Jährige von dem Moment, als sie erfahren hat, dass Jäger tote Waschbären in der Erde vergraben. &bdquo;Wenn man aus Tieren, die sowieso getötet werden müssen, etwas ganz Besonderes zubereitet, dann sehe ich das als Ehre und Wertschätzung für das Tier", so Uta Apel-Stein, die für ihre Gerichte weit über die lippischen Grenzen hinaus bekannt ist.

Gelernte Kauffrau

Neben Waschbär und Ziege kommen auch Dachs und Fohlen auf den Teller. &bdquo;Die Tiere sind alle garantiert frei von Medikamenten", schwärmt sie von der Fleisch-Qualität. &bdquo;Rezepte und Zubereitungsempfehlungen habe ich in Kochbüchern meiner Ur-ur-ur-Großmutter gefunden", verrät die Autodidaktin am Herd, die einst als Kauffrau in der Baubranche tätig war. Auch in griechischen Küchen habe sie in die Töpfe geguckt, schließlich gelte Ziegenfleisch dort als symbolträchtig. Seit zwölf Jahren züchtet Uta Apel-Stein gemeinsam mit ihrem Mann Wolfgang Stein Ziegen. Natürlich falle es nicht immer leicht, ein kleines Ziegenböckchen schlachten zu lassen. &bdquo;Aber nur dadurch, dass welche gehen, können die anderen ihr Futter bekommen", beschreibt sie den Kreislauf.

Und in den Genuss einer frischen, ehrlichen Küche kommen neben den Gästen auch die Tiere auf dem Ziegenstein-Hof. Obst, Möhren, Auberginen, Avocados und sogar Himbeeren stehen auf dem Speiseplan der Vierbeiner. Jede Menge Haferflocken werden benötigt, denn darauf fliegen die Hühner und Wildenten, die ebenfalls auf dem Hof zuhause sind.

Kein klassisches Lokal

&bdquo;Wir sind kein Lokal im klassischen Sinne. Unsere Gäste sollen hier Ruhe finden, eine Auszeit vom Alltag genießen, sich für ein paar Stunden wie im Urlaub fühlen", nennt Uta Apel-Stein das Konzept. Sie liebt und lebt diese Form der Erlebnisgastronomie, was besonders im Inneren des historischen Fachwerkgebäudes deutlich wird. 400 Teddybären verteilen sich in den liebevoll dekorierten Motto-Zimmern. Es gibt eine &bdquo;Bauernstube", ein &bdquo;Hochzeitszimmer" oder auch einen &bdquo;Blauen Salon". Ein echter Hingucker ist vor allem die Damen-Toilette. Hier hängen noch Ur-Omas-Nachthemden auf der Leine. Auf einer Waschkommode liegen ein uraltes Rasiermesser und ein historischer Fön.

&bdquo;Die Leute denken oft, wir seien ein Museum", berichtet Doris Güse schmunzelnd. Die 62-Jährige gehört seit zehn Jahren quasi zum Inventar und serviert von mittwochs bis sonntags von morgens Zehn bis abends Zehn das, was Chefin Uta Abel-Stein zaubert. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal neben den besagten Fleischgerichten dürften ihre Torten sein, die beim Schneiden nur geachtelt werden. &bdquo;Unsere Stücke stehen selbst bei Windstärke 10 noch auf dem Teller", lacht die Gastronomin aus Leidenschaft.

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