Trophagener fordern "Tempo 30"

Lemgo-Trophagen. Die meisten Lemgoer dürften Trophagen nur vom Durchfahren kennen – und das ist aus Sicht der Dorfbewohner das Problem. Denn auf der Heidenschen Straße, die den kleinsten Ortsteil auf dem Weg von der Westumgehung zur B 239 durchschneidet, gilt zwar &bdquo;Tempo 50“, doch daran hält sich kaum jemand, wie die Dorfbewohner beobachten.

Jetzt macht der Ortsausschuss in der Sache Druck. Er kann sogar laut seinem Vorsitzenden Janik Wiemann (CDU) einen ersten Teilerfolg verbuchten: Ein sogenanntes &bdquo;Dialog-Display“ soll aufgestellt werden, das die gefahrene Geschwindigkeit anzeigt und mit dem entsprechenden Smiley quittiert. &bdquo;Dann erhalten wir auf einem Weg eine aktuelle Bestandsaufnahme“, bekräftigt Janik Wiemann. Denn die letzte Verkehrszählung ist mehr als drei Jahre her, und in Trophagen glaubt niemand, dass die damals erhobenen 2000 Fahrzeuge am Tag noch die Wirklichkeit widerspiegeln.

Schleichweg, um Ampeln und Stau zu entgehen

Morgens und abends, im Berufsverkehr, reiht sich manchmal Stoßstange an Stoßstange, berichtet beispielsweise Friedrich Culencord. Denn: Zwischen B 238 und B 239 ist die Strecke über Trophagen und Heiden ein beliebter Schleichweg, um Ampeln, Stau & Co. zu entgehen. &bdquo;Richtig schlimm ist es, seit die Lemgoer Straße Richtung Detmold neulich gesperrt war – da haben viele den Weg über Trophagen für sich entdeckt“, ist Culencord überzeugt. Dabei sei der Verkehr an sich noch nicht mal das Schlimmste. &bdquo;Straßen sind zum Fahren da, das ist klar“, meint denn auch Janik Wiemann.

Aber die Umstände sind es, die den Trophagenern den Verkehr so richtig verleiden, bestätigt Christine Schmidt: kein Rad- oder Fußweg, die Brücke als Engstelle, an der Autofahrer des Öfteren schon mal den Seitenspiegel einbüßten, und eben &bdquo;Tempo 50“, das aufgrund fehlender Kontrollen missachtet werde. &bdquo;Eigentlich müsste auf Höhe der Bebauung die Geschwindigkeit auf 30 reduziert werden“, unterstreicht Christine Schmidt angesichts der kurvigen, engen Streckenführung.

Ein Wunsch, den die wenigen Jugendlichen im Dorf voll unterstützen. Etwa Jule Wessel: &bdquo;Unsere Eltern wollen nicht, dass wir hier mit dem Fahrrad fahren – das verstehe ich. Ein Bus fährt aber auch nicht. Wir haben also keine Chance, Freundinnen zu besuchen, wenn uns niemand bringen kann.“

Radweg für Trophagen steht nicht weit oben auf der Liste

Derweil Janik Wiemann das &bdquo;Dialog-Display“ als Anfang eines Prozesses sieht, ein schärferes Tempolimit nach der Bestandsaufnahme wenigstens zu diskutieren, gibt es in Sachen Radweg wenig Hoffnungen. Ein &bdquo;Bürgerradweg“, bei dem Privatleute selbst zumindest organisatorisch in die Bresche springen, nicht in Frage, sagt Jürgen Deppemeier der Radverkehrsbeauftragte des Kreises Lippe. Dieses Modell stehe nur an Landes- und Bundesstraßen zur Verfügung, die Heidensche ist aber ausgerechnet eine Kreisstraße.

Für diese existiere aber eine Prioritätenliste der Routen, die noch ohne Radweg sind. Das Ergebnis ist ernüchternd für Trophagen: &bdquo;Ein Radweg dort ist ein Fernziel und steht auf der Liste nicht weit oben – bis 2025 ist man definitiv nicht dabei“, wertet Jürgen Deppemeier die Liste aus.

"Nicht mal in Ruhe zum Friedhof, ohne dass sie einen umfahren"

Einerseits sei der Zustand der Straße sicher ein Argument für einen Radweg, die geringe Verkehrsmenge spreche dagegen. Fakt sei: Allein im offiziellen OWL-Radwegenetz gebe es im Kreis Lippe noch 90 Abschnitte auf der Liste ohne baulich getrennten Radweg. Zum OWL-Netz gehört die Heidensche Straße aber nicht einmal dazu, die radtouristische Bedeutung ist nach Auskunft von Deppemeier gering. &bdquo;Sie ist quasi nur ein Zubringer der Fürstenroute.“

Ein Argument, das die Trophagener schwer zufrieden stellen dürfte. Sie müssten nur gut zwei, drei Kilometer fahren, um über den Detmolder Weg Stadt und Supermärkte zu erreichen – eigentlich per Drahtesel gut machbar. Aber so? &bdquo;Man kann ja sonntags nicht mal in Ruhe zum Friedhof oberhalb des Dorfes gehen, ohne dass sie einen umfahren“, sagt Friedrich Culencord. &bdquo;Die Autofahrer nehmen einfach keine Rücksicht.“ Die Jugendliche Paula Hermine Merle erinnert sich: &bdquo;Ich habe mein Pferd hier im Dorf. Einmal musste ich mich mit einem Sprung in den Graben retten.“

Immerhin, versucht sich Janik Wiemann am Fazit, bekämen die Autofahrer durch das &bdquo;Dialog-Display“ jetzt einmal vor Augen geführt, dass sie in den meisten Fällen zu schnell fahren. Und auch das Verkehrsamt habe einen Besuch im Ortsausschuss zugesagt.

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