Anklage zugelassen: Teckelclub-Vorsitzender kommt vor Gericht

Lemgo-Voßheide. Es wird ernst für den damaligen Vorsitzenden des lippischen Teckelclubs. Im ewig brodelnden Streit um die Schliefenanlage Voßheide kommt es zum nächsten Gerichtsverfahren. Das Amtsgericht Lemgo hat die im September erhobene Anklage zugelassen und den Prozess auf den 31. März terminiert. Dann muss sich der 63-Jährige wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten.

Die Staatsanwalt Detmold wirft dem Mann vor, für den Betrieb der Schliefenanlage – ein zum Jagdtraining künstlich angelegter Fuchsbau – ungezähmte und menschenscheue Fuchsfähen eingesetzt zu haben. Die weiblichen Füchse hätten durch Unerfahrenheit in dem künstlichen Bausystem &bdquo;länger anhaltende und sich wiederholende Leiden" ertragen müssen. Als Beweis liege der Detmolder Staatsanwaltschaft Videomaterial vom 23. November 2018 vor.

Auf den Aufnahmen ist laut Anklage zu sehen, wie ein Fuchs mittels Stöcken gewaltsam durch das System getrieben wird. 20 Minuten dauert die Tortur. &bdquo;Über die ganze Zeit hat der Fuchs an Todesängsten gelitten", heißt es in der Anklage. Dies sei dem Tier an seinem teils panisch, teils apathisch wirkenden Verhaltenden anzusehen. &bdquo;Es wundert schon etwas, dass die Tierschützer bei solchen Aufnahmen nicht direkt eingeschritten sind", sagt Oberstaatsanwalt Ralf Vetter.

Gefängnisstrafe unwahrscheinlich Doch vor Gericht könnte das Videomaterial ein stichhaltiges Beweismittel sein. Auch wenn laut Amtsgerichtsdirektorin Petra Borgschulte nicht klar ist, ob der Richter die Aufnahmen überhaupt abspielen wird. Im Jahr 2018 war eine Klage gegen den Teckelclub vor dem Amtsgericht gescheitert, weil es nach Ansicht des Richters keine Beweise gab. &bdquo;Das Ganze war etwas diffus", erinnert sich Borgschulte.

Damals hatten Tierschützer dem Teckelclub vorgeworfen, die Füchse nicht ausreichend zu versorgen. Sollte der Angeklagte diesmal verurteilt werden, müsse er laut Vetter mit einer Geldbuße oder mit bis zu drei Jahren Haft rechnen. &bdquo;Der Gesetzgeber sieht bewusst einen vielfältigen Spielraum vor." Ohne Vorstrafen sei eine Gefängnisstrafe unwahrscheinlich. Zumindest könne der Strafprozess nicht über eine mögliche Schließung der Anlage entscheiden, das sei allein Sache des Kreises.

Der Kreis will sich auf Spekulationen im Vorfeld gar nicht erst einlassen. &bdquo;Jetzt gilt es, den Prozess abzuwarten. Der Ausgang/das Ergebnis ist ja unbekannt", teilt Kreis-Pressesprecher Steffen Adams mit. Die Seite des Angeklagten ist derweil recht zuversichtlich, wie das Verfahren vor dem Amtsgericht ausgehen könnte. &bdquo;Bisher haben alle Verfahren im Zusammenhang mit der Schliefenanlage mit einem Freispruch geendet oder sind eingestellt worden", sagt Verteidiger Stefan Braß. Einzelheiten zum Verfahren oder zu den Videoaufnahmen wollte der Rechtsanwalt aus Holzminden zu diesem Zeitpunkt nicht weiter kommentieren. Bürgerinitiative hofft auf wegweisendes Urteil Nach drei Jahren Kampf ist die Bürgerinitiative &bdquo;Schliefenanlage schließen" froh, dass es überhaupt zum Prozess kommt. &bdquo;Wir sind glücklich, dass der Prozesstermin endlich steht. Oft verhindert die Jagdlobby solche Verfahren ja schon von vornherein", meint Michaela Latzel, Sprecherin der Bürgerinitiative. Die Tierschützer wollen dem Prozess daher selbst beiwohnen und hoffen auf ein entsprechendes Urteil. Aber eigentlich geht es um mehr. &bdquo;Wir versprechen uns davon, dass der Kreis Lippe die Schliefenanlage komplett schließen wird und somit einen Präzedenzfall für ganz Deutschland schafft", sagt Latzel.

Der Kreis müsse dazu aber &bdquo;auch den Mumm aufbringen". Doch die Füchse, um die es der Initiative eigentlich ging, werden sie nicht mehr retten können. &bdquo;Die sind inzwischen drei Jahre alt, die Auswilderung ist nicht mehr machbar. Alles hat so furchtbar lange gedauert." Vergessen hat die Tierschützerin die Aufnahmen vom November 2018 jedoch nicht. &bdquo;Ich habe die Bilder immer noch im Kopf. Ich kann einfach nicht verstehen, wie andere sich an diesem unglaublichen Leid ergötzen können." Ob das Gericht die Aufnahmen ähnlich bewertet, wird sich am 31. März zeigen.

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