Schützenfest Brake: Kein leichter Start für den neuen König

Lemgo-Brake. Gespannte Stille liegt über dem Hof vom Schloss Brake. Gerade sind Spielmanszug und Kompanien einmarschiert. In sengender Mittagshitze stehen sie auf dem Platz, die vielen Schaulustigen haben sich ihren Platz am Rand im Schatten gesucht. Stille macht sich breit. Alle warten auf Oberst Dieter Broschinski, bis er schließlich kurz nach 13 Uhr auf dem Balkon erscheint und den neuen König der Braker Schützengemeinschaft verkündet: Reinhard Krist.

Ein Zylinderträger ist es, ein Mitglieder der Zweiten Kompanie, der die Nachfolge vom scheidenden König Horst Korf und seiner Königin Karin Falke antritt. Und natürlich hat sich auch Reinhard Krist längst seine Thron-Partnerin ausgesucht: Renate Zubek, die am Eichenmüllerhaus darauf wartet, vom neuen Regenten und den Schützen abgeholt zu werden. Dann geht es zurück zum Schloss, wo vor schönster Kulisse im Hof die Inthronisierung stattfindet. Dafür muss das scheidende Königspaar die Insignien abgeben, die prunkvolle Kette und - was sich als gar nicht als so leicht herausstellt, will es doch gar nicht raus aus den Haaren von Karin Falke - das Diadem für die Königin.

Es gibt Glückwünsche, Ehrenparaden, bevor es zurück in das Festzelt geht, wo der Thron samt Prinzenpaar Stefanie Krist und Heinrich Zubek den Ehrenplatz einnimmt und die Glückwünsche von Weggefährten und befreundeten Kompanien genießt. Jetzt kann König Reinhard Krist auch das erste Mal durchatmen, wie er schmunzelnd erzählt. Beim Schützenausmarsch am 4. Juni hatte er um die Königswürden geschossen und eigentlich ein ganz gutes Gefühl. "Da habe ich noch geflachst, ich werde der neue König", lacht er, doch ein gutes Gefühl, das "hatten doch alle". Am Mittwoch dann wurde es ernst, hatten die Hauptleute der Kompanien die Schusskarten ausgewertet und Reinhard Krist als besten ausgemacht.

Tochter Stefanie sprang ein Er wurde angesprochen, ob er sich das Amt vorstellen könnte und eigentlich, erzählt der 66-Jährige, musste er gar nicht lange überlegen - doch seine Frau, die wollte lieber nicht. Er stand kurz davor, die Anfrage abzulehnen, als Tochter Stefanie einsprang. "Er träumte schon immer davon, König zu werden. Das wollte ich ihm einfach erfüllen", erzählt die 32-Jährige. Und so konnte Reinhard Krist mit dem Segen seiner Frau dann doch zusagen, glücklich und zufrieden, denn "einmal König sein, wer will das nicht? Und so eine Tocher will doch wohl jeder haben". Seit 40 Jahren ist der Lemgoer Mitglied bei den Braker Schützen, immer in der Zweiten Kompanie. Aus der kommt auch seine Königin: Renate Zubek, die für den Thron ihren Mann Heinrich als Unterstützung mitbringt, der zusammen mit Stefanie Krist das Prinzenpaar bildet.

Zwei Jahre werden König Reinhard und Königin Renate die Braker Schützen regieren. "Etwas Freizeit werden wir dafür schon investieren müssen", sagt der 66-Jährige, der vor der Rente zuletzt bei Isringhausen als Vorarbeiter tätig war und nebenbei gerne Taxi fährt. "Das werde ich auch beibehalten", ist er überzeugt und ist doch auch froh, mit seinem Amt etwas für die Schützengemeinschaft leisten zu können. "Wir denken mittlerweile alle viel zu viel nur noch an uns selbst."

Und dann durfte noch einmal gefeiert werden, im Festzelt am Schloss. Das war einmal mehr bestens gefüllt und abends dann stand noch einmal ein besonderes Erlebnis an: In großer Polonaise ging es angeführt vom Königspaar wieder hinüber zum Schlosshof, wo Schützen und Gäste sich in der lauen Sommernacht gemeinsam zum Walzer wiegten. Ein wunderschönes Fest nahm damit sein Ende: Vier Tage in bester Stimmung, organisiert von vielen Helfern - die Braker Schützen zeigten damit einmal mehr eindrucksvoll, dass alte Traditionen nichts von ihrer Attraktivität verlieren müssen.

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