So antwortet der TH-OWL-Präsident auf die Resolution zur Rettung des Standorts Höxter

Lemgo/Höxter. Der Antwortbrief des Präsidenten der TH OWL, Jürgen Krahl auf die Resolution, die die Mitglieder des Kreistages einstimmig verabschiedet hatten, sorgt im Kreis Höxter weiter für Wirbel. Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich den Text des Schreibens des Präsidenten im Wortlaut angeschaut - und Passagen der Resolution dagegengehalten. Auch aus Parteien ist Unmut zu hören.

Der Präsident gibt sich zu Beginn des Schreibens versöhnlich: &bdquo;Wir danken dem Kreistag herzlich für sein Engagement und die eingebrachte Resolution zum Erhalt des Hochschulstandorts Höxter“, heißt es da. Die TH OWL, wörtlich ist die Rede von &bdquo;wir“, dabei ist das Schreiben allein von Krahl unterzeichnet, &bdquo;wisse das Interesse und die Unterstützung der regionalen Akteur:innen sehr zu schätzen“.

Und dann geht es zur Sache. Der Präsident stellt den baulichen Zustand der Gebäude am Standort Höxter als schlecht dar: &bdquo;Die Gebäude am Standort in Höxter sind in einem Zustand, der umfassende Investitionen erfordern würde, um moderne Standards für Lehre und Forschung zu erfüllen. Die technische und bauliche Ausstattung der Labore, teilweise auch der Seminarräume und Hörsäle, entspricht nicht den heutigen Anforderungen“, heißt es da.

Streit über den Gebäudezustand in Höxter Diesem Eindruck war der Kreistag in seiner Resolution massiv entgegengetreten. Unter Punkt zwei des vom Kreistag verabschiedeten Positionspapiers heißt es ausdrücklich: &bdquo;Der Hochschulstandort Höxter zeichnet sich durch eine gute bauliche Substanz und ein großzügiges Raumangebot aus. Dies wurde kürzlich durch eine Prüfung des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW bestätigt.“

Krahl geht darauf allerdings gar nicht erst ein, sondern stellt dem Hinweis auf die Prüfung durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb einfach eine Behauptung gegenüber. Und legt gleich eine ganze Phalanx weiterer Feststellungen, die er offenbar qua Amt macht, nach: &bdquo;Die Raumzuschnitte beziehungsweise Grundrisse sind für heutige Nutzungsbedarfe ungeeignet“, es gebe &bdquo;kein umliegend freies Baufeld, zum Beispiel für Arbeiten anLandmaschinen“, aktuell sorge eine &bdquo;undichte Stelle im Dach eines Gebäudes für einen wiederholten Reparaturbedarf“, energetisch seien die Gebäude auf dem Stand der 1980er-Jahre &bdquo;und bedürfen umfangreicher Sanierungen“.

Die Hochschule hat die Öffentlichkeit zu keinem Zeitpunkt informiert Entweder der Hochschulleiter und der Bau- und Liegenschaftsbetrieb haben völlig unterschiedlich Gebäude in Augenschein genommen, oder aber die Bauprofis haben einen etwas anderen Blick als der Professor. Der macht sich indes in seinem Schreiben anschließend Gedanken über eine ganze andere undichte Stelle.

&bdquo;Bitte gestatten Sie uns den deutlichen Hinweis, dass die Hochschule zu keinem Zeitpunkt proaktiv über die Medien kommuniziert hat“. Mit dieser Bemerkung trifft der Professor den Kern der Sache: Denn genau diese Tatsache, dass die TH OWL einen Umstrukturierungsprozess ins Werk setzt, ohne dabei den Austausch mit der Politik im Kreis Höxter und der Öffentlichkeit zu suchen, wird in der Resolution, die nun auch die Stadt Höxter einstimmig verabschiedet hat, scharf kritisiert: &bdquo;Die fehlende Transparenz gegenüber den Akteuren in der Region und auch der Öffentlichkeit ist in keiner Weise nachvollziehbar – und wirft kein gutes Licht auf die Verantwortlichen“, heißt es da.

In der Resolution wird kritisiert, dass die Hochschule nicht öffentlich informiert Genau das, was Krahl zu seiner Verteidigung ins Feld führt, ist die Wurzel der Kritik der Stadt gegenüber dem Präsidenten: &bdquo;Die wegweisenden Planungen mit massiven Auswirkungen auf den Standort Höxter und die Region sind tröpfchenweise in die Öffentlichkeit gesickert“, heißt es da. Krahls Antwort muss nun wohl so aufgefasst werden, dass er meint, dass, wäre es nach seinem Drehbuch gegangen, im Kreis Höxter und in der Stadt Höxter noch niemand etwas von seinen Plänen über eine gravierende Umstrukturierung erfahren hätte.

Dieses Szenario wird aber in dem Schreiben der Stadt an den Präsidenten massiv kritisiert: &bdquo;Von einer Hochschule ist zu erwarten, dass sie ihre Planungen über eine Neuausrichtung mit einem Kommunikationskonzept verbindet“, heißt es da. Krahl indes will jene, die über die Planungen der Hochschule berichten, in die Verantwortung über das ziehen, über das sie berichten - nämlich die Umstrukturierungspläne. Jene Pläne, die er, oder wie es in seinem schreiben immer wieder heißt &bdquo;wir“, also die Hochschule, auf den Weg gebracht haben.

Am Schluss gibt sich Krahl versöhnlich mit Stadt und Kreis Höxter &bdquo;Die sich daraus ergebende Medienberichterstattung hat jedoch erhebliche Auswirkungen auf das Marketing der Hochschule“, schreibt er. Die negative öffentliche Wahrnehmung konterkariere derzeit die Bemühungen, &bdquo;Studierende für unsere vielfältigen und qualitativ hochwertigen Studienangebote zu gewinnen“.

Abschließend gibt sich Krahl versöhnlich: &bdquo;Nach wie vor haben wir Interesse, im Kreis Höxter ein Institut auf- und auszubauen. Wie Ihnen bekannt ist, stehen für das ZZHH (Zukunftszentrum Holzminden-Höxter, Anm. der Redaktion) zeitnah wichtige Entscheidungen an. Gern bleiben wir im weiteren Dialog mit Ihnen.“

Landrat Michael Stickeln kritisiert Krahls Gesprächsangebot Krahl verbindet das mit einem Gesprächsangebot an ausgewählte Mitglieder des Kreistages und Stadtrates. Das allerdings stößt auf Kritik, unter anderem des Landrates Michael Stickeln: &bdquo;Die Kurzfristigkeit der Terminierung und der enge zeitliche Rahmen von 1,5 Stunden werden der Wichtigkeit der Thematik der nachhaltigen Standortperspektiven allerdings in keiner Weise gerecht“, sagt er.

Kritik an der Kommunikationspolitik Krahls kommt auch von Frank Oppermann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag: Das Präsidium der TH OWL habe mit seiner bisherigen Vorgehensweise viele in der Region enttäuscht. &bdquo;Entscheidungen, die so weitreichende Konsequenzen für Höxter und die gesamte Region Ostwestfalen-Lippe haben, dürfen nicht im Alleingang und ohne offenen Dialog getroffen werden“, fordert er.

Auch die SPD-Fraktion formuliert Kritik an Krahls Vorgehen Die SPD-Fraktion zeigt sich verwundert über die Argumentation der Hochschule, die den Standort Höxter primär unter infrastrukturellen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewertet. &bdquo;Es scheint, als hätte das Präsidium die strategische Bedeutung des Standorts Höxter für zentrale Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Umwelt und Klima nicht ausreichend berücksichtigt.“ Dabei sei gerade die Stärkung ländlicher Hochschulstandorte von entscheidender Bedeutung für eine ausgewogene Entwicklung der gesamten Region, so Oppermann weiter.

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