Neue Strategie gegen Hochschul-Aus in Höxter: Diese Ideen sollen die Lehre retten

Höxter . Es geht eigentlich um zwei Dinge an diesem Abend – doch eingeladen hatten Franz-Josef Kaup und seine Mitstreiter vom Aktionskreis Lehre am Hochschulstandort Höxter eigentlich wegen nur einer Sache: Ihnen geht es um den Erhalt des Studienbetriebs am Standort Höxter der TH OWL. Die zweite Sache, der Wahlkampf zur Kommunalwahl am 14. September, stellte sich hinten an. Zumindest für den Moment: So entwickeln Bürgermeisterkandidaten gemeinsam mit Bewerbern fürs Kreistagsmandat einen Plan, um Studenten nebst Hochschule in Höxter zu halten.

19 Uhr, Aula der Volkshochschule in Höxter. Der Ort ist ganz bewusst gewählt, erlangte in den Räumen doch die 1864 gegründete 1. Preußische Baugewerkschule eine Bedeutung in der Hochschullandschaft Preußens. Ein Vorgänger der TH OWL am Standort und Ausweis der langen Hochschulgeschichte der Kreisstadt.

Geladen hat der Aktionskreis, der sich aus Mitgliedern der Alumnivereinigung an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, aus Studierenden, aus Lehrenden und Angestellten der Hochschule rekrutiert. Wie berichtet, hat TH OWL-Präsident Jürgen Krahl bereits im Februar angekündigt, die Lehre am Standort Höxter einstampfen zu wollen. Das stieß auf eine breite Front von Kritik, nicht nur aus dem Kreis Höxter.

Die Ministerin hat sich zum Standort Höxter klar bekannt Auch NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes hat sich mit deutlichen Worten gegen ein Aus für die Lehre in Höxter ausgesprochen. &bdquo;Insbesondere unsere Hochschulen für Angewandte Wissenschaften haben den Auftrag, jungen Menschen eine praxisnahe, akademische Ausbildung zu ermöglichen“, sagt die Brandes gegenüber der Neuen Westfälischen. Sie sehe es als Aufgabe der Hochschulleitung, &bdquo;jetzt ein Profil zu entwickeln und ein Konzept vorzulegen, das die Zukunft des Campus Höxter dauerhaft sicherstellt.“

Laut Antwort des Ministeriums auf NW-Anfrage liegt das Konzept in Düsseldorf bereits vor, werde derzeit aber &bdquo;aktuell noch ausgewertet“. In den Augen von Matthias Köhne vom Aktionskreis plant der Präsident, es erst zum Jahresende 2025 offiziell vorzustellen. &bdquo;Viel zu spät“, fürchtet er, &bdquo;denn damit würden vollendete Tatsachen“ geschaffen.

Diese Sorge hat Höxters Bürgermeister mit Blick auf die TH OWL Deshalb haben er und seine Mitstreiter Vertreter der heimischen Politik zu einem Treffen eingeladen. Das Ziel: gemeinsam Ideen zu entwickeln, um Druck auf Krahl und die Pläne der Hochschulleitung aufzubauen. Bürgermeister Daniel Hartmann begrüßte die Idee – warnte zugleich aber: &bdquo;Wir dürfen uns nicht als Totengräber der Hochschule vor den Karren spannen lassen.“ Schon einmal hatte die Politik mit hohen Erwartungen das Projekt &bdquo;Campus Corvey“ unterstützt, um denn erfahren zu müssen, dass es hinter den Kulissen längst eingemottet worden war.

In Richtung der Hochschulleitung forderte er, endlich das Konzept vorzustellen: &bdquo;Wo bleibt es, es sollte schon längst da sein“, fragte Hartmann. Er habe gemeinsam mit Landrat Michael Stickeln erst kürzlich angemahnt, das Konzept solle endlich veröffentlicht werden. Bis es vorliege, &bdquo;müssen wir aber abwarten“, sobald es veröffentlicht sei, seien die Stadt und der Kreis wieder an Bord.

Diese Kritik übt Höxter Ex-Bürgermeister am aktuellen Bürgermeister Dem letzten Satz widersprach Höxters ehemaliger Bürgermeister Alexander Fischer. Die Formulierung mit dem Abwarten habe ihn irritiert, &bdquo;denn wir wissen nicht, wie das Konzept aussieht“. Er halte es für richtiger, dass man sich gegen ein mögliches Aus der Lehre ganz klar positioniere. Köhne pflichtete ihm vom Grundsatz her bei, aber die Mitglieder der Alumnivereinigung hätten &bdquo;nicht so viele positive Erfahrungen“ mit der Hochschulleitung gemacht.

Fischer konterte: Er hält es für sinnvoll, klare Forderungen an das Land zu stellen. Köhne widersprach deutlich: Die Ministerin tue ihr Mögliches, aber es habe sich gezeigt, dass der Präsident &bdquo;wenig teamfähig ist“. SPD-Landratkandidat Helmut Lensdorf betonte, er könne die Bitterkeit über Krahl nachvollziehen, glaubt aber, dass es wirksamer ist, zu überlegen, &bdquo;was man mit diesem Hochschulstandort noch alles machen kann.“

Diese Ideen sollen die Lehre an der Hochschule in Höxter retten Konsens: Stadt und Region sollen nun selbst in die Offensive gehen, auch wenn Krahl und der Hochschulrat nach wie vor in der Pflicht seien, zu liefern. Konkrete Vorschläge gab es zahlreiche. Gemeinsames Ziel: Es soll herausgestellt werden, wie leistungsfähig der Hochschulstandort Höxter noch ist – und wie leistungsfähig er werden könnte.

Gemeinsam mit der TH OWL wollen die Verantwortlichen etwa auf dem Huxori-Markt eine Leistungsschau der Hochschule in Höxter präsentieren. Geplant ist auch ein fachliches Symposium zu Themen, die in Höxter gelehrt werden. Dafür hat die Familie des verstorbenen Bundesumweltministers Klaus Töpfer zugestimmt, dass es nach ihm benannt werden darf. Das Klaus Töpfer-Symposium 2025 soll bundesweite Aufmerksamkeit in die Kreisstadt lenken und sie als Hochschulstandort ins Bewusstsein rufen.

Auch die Bürger des Kreises Höxter sollen sich für die Hochschule engagieren Ralf Dohmann, Ratsherr der Bürger für Höxter, schlug noch etwas vor: &bdquo;Wir sollten viele Personen zu Beteiligten machen, das kann viel bewirken“. Konkret hatte er die Idee, Unterschriften für den Verbleib der Lehre in Höxter zu sammeln. &bdquo;Nicht nur in Höxter – auch im Rest des Kreises gibt es keine Hochschule mehr“, betonte er.

Der Vorschlag begeisterte. CDU-Bürgermeisterkandidat Fabian Thomas hatte sich schon einen Spruch überlegt, mit dem die Bürger auf den Unterschriftenlisten adressiert werden könnten. &bdquo;Ich unterstütze innovative Ideen, um die Lehre am Hochschulstandort Höxter zu erhalten, zu ergänzen und auszubauen.“ Ein kurzer Beschluss – und die ersten 40 Unterschriften waren schon da.

Bürgermeister Daniel Hartmann sicherte zu, dass die Stadt die Unterschriftenlisten vervielfältigen werde, damit sie rasch unter das Volk gebracht werden können – das soll übrigens auch an den Wahlkampfständen der Parteien geschehen. Im Idealfall können die Unterschriften schließlich in Düsseldorf den Verantwortlichen übergeben werden.

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