Mit geistiger Behinderung ins Lemgoer Radio: Der mutmachende Weg von Florian Jäger

Lemgo. Ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben zu führen und dabei auf so wenig Unterstützung wie möglich angewiesen zu sein, das ist schon immer Florian Jägers großer Wunsch. Nachdem er sechs Jahre lang in einer Werkstatt der Stiftung Eben-Ezer arbeitete, hat er nun - dank einer speziellen Arbeitsvermittlung - einen neuen Job gefunden: Der 26-Jährige ist in der Redaktion des Vereins &bdquo;Hörfunk Bund“ angestellt und erledigt hier nun mit großer Begeisterung verschiedene Aufgaben.

Ursprünglich stammt Florian Jäger aus Niedersachsen, lebt aber seit 2012 in einer Wohngruppe bei Eben-Ezer. Dort fühle er sich sehr wohl und gut betreut. Aufgrund einer geistigen und psychischen Behinderung benötige er eine besondere Betreuungsform. Die vergangenen Jahre war er daher auch in verschiedenen Bereichen der Eben-Ezer-Werkstätten tätig. Anfang 2024 machte er dann ein Praktikum in einem Supermarkt. &bdquo;Das war zwar spannend, hat mir aber letztendlich nicht so richtig gut gefallen“, erklärt Florian Jäger, warum es dort für ihn nicht weiterging.

Einstieg übers Praktikum

Anfang August schlug ihm dann sein Arbeitsvermittler ein Praktikum bei dem Lemgoer Verein &bdquo;Hörfunk Bund“ vor, das er im Oktober antrat. &bdquo;Es war schon immer mein Wunsch im Büro und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig zu sein. Daher habe ich diese Gelegenheit des Praktikums sehr gern wahrgenommen.“ Aktuell ist er noch immer im Rahmen dieses Praktikums tätig, fängt aber im Februar offiziell einen 35-Stunden-Job zu gesonderten Konditionen an.

&bdquo;Meine Motivation war stets, nicht vom Staat abhängig zu sein, mein eigenes Geld zu verdienen und meinen Beitrag zu leisten“, sagt er. &bdquo;Dass ich diese Gelegenheit erhalten habe, das freut mich sehr und ich würde mir auch für all die anderen Menschen mit Behinderungen diese Chance wünschen, denn eine solche Eingliederung in das Arbeitsleben, das ist für mich gelungene Inklusion.“

Hilfe bei der Vorbereitung

Gut schlafen könne er am Abend, denn die Arbeit in der Redaktion sei durchaus anstrengend und fordernd. &bdquo;Ich bereite Radiobeiträge vor, bearbeite Sport-Nachrichten und Polizeimeldungen und führe auch einige Interviews. So habe ich bereits ein Interview mit einem Mitglied des Stadtrates geführt und für Januar bereits ein Interview mit einem Bundestagsabgeordneten geplant.“

Bei der Vorbereitung der Interviews und beim Bearbeiten der Texte erhalte er sowohl Unterstützung von auf künstlicher Intelligenz basierenden Programmen als auch von seinen Kollegen. &bdquo;Besonders, wenn es zeitliche Vorgaben gibt, werde ich gefordert“, sagt Florian Jäger. Doch beim Bearbeiten der Meldungen lerne er auch sehr viel dazu.

&bdquo;Ein großer Schritt in meinem Leben“

Dass er eines Tages bei einem Radiosender arbeiten würde, das hätte der 26-Jährige nie gedacht. &bdquo;Das ist ein großer Schritt in meinem Leben, für den ich sehr dankbar bin.“ Und nicht nur die Arbeitsstelle, an die er letztendlich vermittelt wurde, auch seine relativ kurze Arbeitszeit von knapp sechs Jahren in der Werkstatt sei ungewöhnlich, andere blieben weit länger dabei. &bdquo;Inklusion ist meiner Meinung nach aber auch gut, wenn sie für die Menschen selbst gut ist. Es spricht also gar nichts dagegen, wenn jemand in der Werkstatt bleiben möchte, solange er sich dort wohlfühlt“, findet Florian Jäger.

Wenn sich die Betriebe behinderten Menschen gegenüber noch mehr öffnen würden, das fände Jäger toll: &bdquo;Da der Arbeitsplatz zu einem großen Teil gefördert wird, haben so auch beide Seiten etwas davon. Die Betriebe, die keine vollen Lohnkosten aufwenden müssen und die Menschen, die trotz einer Behinderung die Chance auf ihren Traumberuf erhalten.“ Diesen habe er nun gefunden und freue sich auf viele Jahre an diesem Arbeitsplatz.

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