Lemgoer Fernwärmepreise: Kunde sieht Nachteile für Kleinverbraucher

Lemgo. Hendrik Krause hat in den vergangenen Jahren an seinem Eigenheim im Blumenviertel energetisch so einiges verbessert: eine Holz-Zusatzheizung, ein Kamin, der Wasser erwärmt, Solarzellen auf dem Dach und eine bessere Dämmung. Er verbraucht deshalb nur noch wenig Fernwärme. Umso weniger Verständnis hat Krause für die aktuelle Preisgestaltung der Stadtwerke. Diese haben nämlich bei der Fernwärme zum Jahreswechsel 2024/25 die Grundgebühr deutlich erhöht. Das, sagt Krause, benachteilige Kunden mit einem kleinen Verbrauch. Die Stadtwerke hingegen verweisen auf gestiegene Fixkosten, die sich im höheren Grundpreis niederschlügen.

&bdquo;Jeder, der spart, wird bestraft“, zeigt sich Krause, nach eigenen Angaben ansonsten zufriedener Stadtwerke-Kunde, von den neuesten Änderungen enttäuscht. &bdquo;Wir haben uns immer ums Energiesparen gekümmert und ökologisch das Beste rausgeholt.“ Aber die Änderungen machten Investitionen in einen geringeren Energieverbrauch weniger spannend.

Konkret haben die Stadtwerke die Grundgebühr nahezu verdoppelt: Sie stieg zum 1. Januar von 153,37 Euro auf 297,50 Euro pro Jahr, nachdem sie nach Stadtwerke-Angaben über sehr lange Zeit konstant geblieben war. Die Grundgebühr müssen alle Kunden mit Fernwärme-Anschluss zahlen, unabhängig davon, wie viel sie verbrauchen. Der Arbeitspreis pro Kilowattstunde stieg weniger stark - von 11,543 Cent auf 12,971 Cent.

40 Prozent mehr Ein Beispiel: Haushalte mit einem Fernwärme-Verbrauch von 13.000 Kilowattstunden zahlen neuerdings ungefähr 1984 Euro statt 1654 Euro im Jahr - ein Plus von rund 20 Prozent oder 330 Euro. Kleinverbraucher Hendrik Krause muss aber eine Erhöhung von fast 40 Prozent schlucken: Er zahlt bei 2800 Kilowattstunden, die er in den Vorjahren auf dem Zähler hatte, künftig mit 661 Euro (bislang 477 Euro) 184 Euro mehr.

Krause ist nach eigenen Worten durchaus bereit, mehr zu zahlen. &bdquo;Aber das Preismodell ist in meinen Augen nicht bis zum Ende durchdacht.“ Ein Dorn im Auge ist ihm die neu eingeführte Preisstaffelung: Ab einem Jahresverbrauch von 50.000 Kilowattstunden sinkt der Arbeitspreis bei steigender Grundgebühr. &bdquo;Die wenigsten Privathaushalte dürften mehr als 50.000 Kilowattstunden verbrauchen. Diese Stufe finde ich willkürlich.“ Da wäre in Krauses Augen ein Zwischenschritt etwa bei 20.000 Kilowattstunden für Normalabnehmer sinnvoll, so seine Idee.

Seine Einwände habe er schon mit den Stadtwerken diskutiert, habe gute Gespräche geführt, doch eine Veränderung des Modells ist nicht geplant. Allerdings, lässt Stadtwerke-Vertriebsleiter Hauke Hillebrenner auf LZ-Anfrage mitteilen, seien Krauses Hinweise im Unternehmen mit der Geschäftsführung diskutiert worden. Daraus entstanden seien Ergänzungen im FAQ-Bereich auf der Unternehmens-Homepage .

&bdquo;Verursachungsgerecht kalkuliert“ Hillebrenner betont: Gerade die Kleinstverbraucher profitierten von der Zuordnung zur ersten Preisstaffel. &bdquo;Die Preise der vier Staffeln sind verursachungsgerecht kalkuliert. Hätten wir dies konsequent für die Gruppe der Kleinstverbraucher angewendet, hätte dies zu einer noch höheren Grundpreissteigerung geführt. Dies wollten wir jedoch gerne vermeiden.“ Würden bei einem Verbrauch wie bei Hendrik Krause die Preise wie für Großabnehmer ab 50.000 Kilowattstunden gelten, wären 942 Euro fällig.

Krause hat freilich kein Interesse, in die nächsthöhere Kategorie zu rutschen. Er will die Anregung für eine Preisgestaltung geben, bei der der Grundpreis in einer neuen untersten Kategorie niedriger ausfällt. Für die Grundpreis-Steigerungen führen die Stadtwerke bei den Fragen und Antworten auf der Internetseite die &bdquo;Einbindung von Erneuerbaren Energien in unsere Fernwärmeerzeugung“ an, die teils durch Vorgaben der Bundesregierung, teils durch das Lemgoer Klimaschutzkonzept begründet sei.

Als Beispiele für die grünen Investitionen und damit höhere Fixkosten nennt Hillebrenner im LZ-Gespräch den geplanten Wärmespeicher an der Ecke Isringhausen-Ring/Liemer Weg und das geplante Holzheizkraftwerk im Industriegebiet Lieme und erläutert die Preiszusammensetzung: &bdquo;Nach kaufmännischen Kalkulationsregeln werden die Fixkosten über den Grundpreis abgebildet.“ Deshalb müsse dieser steigen. Variable Faktoren wie die eingesetzte Energie - etwa Gas - zur Wärmeerzeugung würden sich im Arbeitspreis niederschlagen.

Viele Umlagen Mit einem höheren Anteil an Wärme aus Erneuerbaren Energien dürften bei den Stadtwerken hingegen weniger Kosten für den Energieeinkauf anfallen. &bdquo;Die Abhängigkeit vom Erdgas wird geringer“, stellt Hillebrenner fest. Hat das sinkende Arbeitspreise zur Folge? Das sei schwer vorauszusagen, betont der Vertriebschef, denn: &bdquo;Der Energiepreis ist nur noch ein Aspekt - neben vielen Umlagen, die wir an den Staat weiterleiten müssen.“

Ein weiterer Grund für die Umstellung der Kalkulation sei die - erwünschte - Tatsache, dass die Bürger Energie sparen. &bdquo;Das führt zu einem geringeren Wärmeverbrauch.“ Die Stadtwerke verweisen außerdem auf den Preisvergleich auf der Internetseite www.waermepreise.info. Demnach gehören die Lemgoer auch nach der Erhöhung noch zum günstigsten Drittel der Anbieter.

Hendrik Krause mag sich mit der neuen Grundpreis-Staffelung nicht anfreunden: &bdquo;Hier haben sich die Stadtwerke ein Eigentor geschossen.“

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