Schottergärten: Droht auch in Lemgo eine Strafe?

Lemgo. Für viele Kommunen ist es ein Dilemma: Eigentlich sind Schottergärten verboten - und das schon seit Jahren, viele Eigentümer aber hält das nicht davon ab, ihre Gärten dennoch mit Kies und Schotter zu gestalten - oft auch mangels besseren Wissens; mit Folgen für Natur und Umwelt . Und während Lemgo eher zaghafte Schritte gegen den Bestand wagt und es jetzt auch mit Anreizen versucht, geht man in anderen Kommunen weit offensiver gegen die graue Garten-Tristesse vor und droht mit Bußgeldern. Ein Vorbild für Lemgo?

So hat sich Herford hier durchaus einen Namen gemacht. Seit 2021 geht die Stadt aktiv gegen Schottergärten vor, 200 dieser Anlagen mussten seitdem zurückgebaut werden, so eine Pressesprecherin auf Nachfrage der LZ. Aktuell seien noch etwa 1000 Schottergärten im Herforder Stadtgebiet erfasst und bei 15 ein Bauordnungsverfahren anhängig.

Zwangsgeld orientiert sich an Umwandlungskosten Gerichtlich habe sich bislang noch kein Bürger gegen diese &bdquo;Beseitigungsanordnung“ gewehrt. Bei einer Nichtbefolgung werde ein Zwangsgeld erhoben, das sich an den Kosten zur Beseitigung der Schotterflächen orientiert, so die Stadt Herford. Die Reaktionen der betroffenen Bürger reichten dabei von völliger Ablehnung, die sie oft erst nach einer Rechtsberatung aufgäben, bis zur Unwissenheit über die rechtliche Lage.

Um die grauen Flächen aufzuspüren, setzt Herford dabei auf Luftbilder des GEO-Portals vom Land NRW in Kombination mit Infrarot-Aufnahmen und weiteren Daten und kann die Schottergärten dann anhand der Farbgebung herauskristallisieren.

Für die Umgestaltung gebe es Planungshilfen der Stadtverwaltung Herford, allerdings keine finanziellen Hilfen, denn &bdquo; das Begrünung-Gebot ist seit der Fassung vom 31.07.1984 in der Bauordnung NRW festgelegt . Somit sind die meisten Schottergärten materiell unrechtmäßig entstanden. Eine Beseitigung mit öffentlichen Mitteln wurde daher von der Stadtverwaltung nicht in Erwägung gezogen“, heißt es abschließend.

Lemgo will nicht abstrafen, sondern sensibilisieren In Lemgo hingegen setzt man auf einen anderen Weg. Hier hat die Stadt jetzt ein Förderprogramm auf den Weg gebracht , um die Menschen für die Umwandlung des Schottergartens zu sensibilisieren. Zudem versucht die Verwaltung, die Vorgaben der Landesbauordnung vor allem mit Bauabnahmen zu kontrollieren, so die Pressestelle der Stadt. In den Bebauungsplänen für Neubaugebiete würden die gärtnerische Gestaltungen zudem in Teilen vorgegeben und Schottergärten verboten.

&bdquo;Wir führen damit zum einen den Kurs fort, dass wir die Neuschaffung von Schottergärten verhindern. Zum anderen versuchen wir aber vor allem, bei den Menschen ein Verständnis und Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Schottergärten nicht so toll und pflegeleicht sind, wie das manchmal verkauft wird“, schreibt Pressesprecherin Tanja Schröder.

Dabei setze die Stadt nicht nur auf das neue Förderprogramm, das Finanzspritzen bei der Umwandlung von Schottergärten verspricht, sondern will auch den Gartenwettbewerb von 2022 neu auflegen , um somit auch positive Beispiele für andere zu präsentieren. Zwar seien in Lemgo auch schon Schottergärten auf Anordnung zurückgebaut worden, Bauordnungsverfahren oder die Androhung von Zwangsgeldern wie in Herford gebe es aber nicht.

Das sind die Vorgaben in NRW Die Landesbauordnung NRW gibt seit Jahren vor, dass Eigentümer die unbebauten Flächen rund um das Haus begrünt und vor allem auch wasserdurchlässig gestalten müssen. War dabei explizit bis 2024 nicht von Schottergärten die Rede, so wurde der Paragraf 8 Absatz 1 im vergangenen Jahr aktualisiert : &bdquo;Schotterungen zur Gestaltung von Gartenflächen sowie Kunstrasen stellen keine andere zulässige Verwendung dar“. Als Schottergärten werden dabei Gartenfläche definiert, die &bdquo;größtenteils mit Folie oder Vlies und anschließend Schotter, Splitt, Kies oder Mulchmaterialien wie Rindenmulch oder Holzhackschnitzel bedeckt“ werden und damit &bdquo;keine oder spärliche Bepflanzung“ aufweisen.

Mit der Aktualisierung hofft das Ministerium, Hausbesitzern und auch Kommunen mehr Klarheit darüber zu verschaffen, was in Gärten erlaubt ist. Eine neue Regelung kam in der Landesbauordnung 2024 auch für Dächer und Fassaden hinzu: Wer nachweislich nicht die Möglichkeit hat, unbebaute Flächen auf seinem Grundstück zu begrünen, kann alternativ Begrünungsmaßnahmen am Gebäude vornehmen.

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