Lemgo. Mit Bildern und Laser-Scans werden ab Juli 2025 alle Straßen in Lemgo erfasst. Damit der Straßenbestand als digitaler Geo-Zwilling künftig der Stadtverwaltung für Planungszwecke zur Verfügung steht, befährt im Auftrag der Stadt das orange-silberne Messfahrzeug des Berliner Unternehmens „Eagle Eye Technologies“ das öffentliche Verkehrsnetz.
Wie die Stadt mitteilt, werden bei der Befahrung die Straßenbestands- und Zustandsdaten genau aufgenommen und optisch erfasst. Anschließend werden die Daten aufbereitet und dokumentiert. Sie sollen als Grundlage für den Aufbau eines digitalen Straßenkatasters und eines Erhaltungskonzeptes dienen. Außerdem sollen sie für die Bewertung von Starkregenabflüssen ausgewertet werden, um daraus Maßnahmen abzuleiten.
„Durch die Möglichkeit zur genauen Vermessung des Straßenraums anhand der Bilddaten werden Arbeitsabläufe effizienter“, betont die Stadt. Darüber hinaus werde die Digitalisierung der Verwaltung unterstützt. Mit Hilfe des digitalen Geo-Zwillings von Lemgo könne die Stadtverwaltung ihre Straßeninfrastruktur gezielt verwalten, planen sowie systematisch und effizient sanieren. Ein verlässliches Kataster sei unumgänglich, wenn festgelegt werden soll, welche Straße als Nächstes repariert werden oder wo es einen Straßenneubau geben müsse.
„Spart Zeit und Geld“
Dazu nimmt das „Eagle-Eye“-Fahrzeug etwa 220 Kilometer kommunale Straßen und Wege genau auf, um den Datenbestand zu aktualisieren und neu hinzugekommene oder jüngst umgebaute Straßen zu ergänzen. „Die zuständigen Mitarbeiter haben die Straßenerhaltung im Blick, können Prognosen ermitteln und Maßnahmen sinnvollplanen“, wird Olaf Hagenow, Betriebsleiter des Straßen- und Entwässerungsbetriebs („Straßen und Entwässerung Lemgo“, SEL), zitiert. „Bei Bedarf haben sie die Möglichkeit, jeden Straßenabschnitt direkt am Rechner in Augenschein zu nehmen sowie anhand des mittels Laserscan erfassten Höhenmodells der öffentlichen Straßen Auswertungen vorzunehmen. Das spart Zeit und Geld für Begutachtungen vor Ort und macht unsere Arbeit noch deutlich effektiver.“
Die Erfassung geschieht, wie der Firmenname „Eagle Eye“ andeutet, buchstäblich mit Adleraugen: Die Fahrzeuge sind mit speziellen Sensoren ausgestattet, die alle Straßenflächen digital mit Stereobildkameras, Laserscanner sowie mit hochauflösenden Messkameras erfassen. Letztere sind den Angaben zufolge auf die Straßenoberfläche gerichtet. Ziel ist es, Oberflächenschäden von Fahrbahnen und Nebenanlagen sowie Höhendaten in beiden Fahrtrichtungen aufzunehmen.
„Keine Gesichter erkennbar“
Die „Eagle-Eye“-Daten würden ausschließlich zu internen Zwecken, also für die Dokumentation der kommunalen Verkehrsinfrastruktur, genutzt, heißt es. Überdies würden die Bilddaten anonymisiert, Gesichter von Menschen sowieAutokennzeichen seien nicht erkennbar. Die digitalen Daten werden demnach in das nichtöffentliche städtischeGeoinformationssystem eingepflegt.
Eine Weitergabe an andere Einrichtungen, die nicht zur Stadtverwaltung gehören, sei nicht möglich. Alle personenbezogenen Daten würden schon vor der Übertragung an die Stadt anonymisiert oder unkenntlich gemacht, heißt es. Ganz bewusst sollen die Fahrten zu verkehrsarmen Zeiten erfolgen. Die Fahrzeuge seien als Vermessungsfahrzeuge erkennbar.
Die Stadt weiß, dass es manchmal Irritationen geben kann, auch weil die Aufnahmen für den Online-Kartendienst „Google Street View“, bei denen der Internetkonzern Straßen und Gebäude filmt, teilweise sehr skeptisch betrachtet werden. „Doch die Erfassung von Verkehrsinfrastrukturdaten durch Eagle Eye ist in keiner Weise mit den Aufnahmen von Google Street View zu vergleichen“, heißt es.
Aufgenommen werde die Straßenoberfläche, wobei insbesondere auch Straßenschäden wie Schlaglöcher oder Risse im Belag von Interesse sind. Je nach Auftrag fotografiere „Eagle Eye“ überdies Verkehrszeichen, Ampeln, Straßenbeleuchtung, Abfallbehälter und Ähnliches. Die Daten würden nicht veröffentlicht, auch nicht übers Internet.
Die „Eagle-Eye“-Daten werden übrigens auch genutzt, damit die Stadt für ihre Haushaltsführung weiß, was sie an „festem Vermögen“ hat. Denn auch der Wert von Straßen geht in die Haushaltsführung ein.