Lemgo. Er ist der Neue und doch für viele Lemgoer ein Alter. Sebastian Preiß hat die Geschäftsführung der Staff-Stiftung übernommen. Damit hat er ein neues Ziel vor Augen, jongliert mit Zahlen und sorgt für Treffer in sozialen, kulturellen und ökologischen Bereichen - anders als noch vor Jahren, als der Handballprofi für den TBV Lemgo die Tore erzielte. Von 2005 bis 2013 spielte der heute 44-Jährige, der in seiner Handballkarriere nicht nur Deutscher Meister, sondern auch Weltmeister wurde, beim TBV. Lemgo hat bei ihm besondere Spuren hinterlassen. Hier hat er gebaut, hier sind seine zwei Töchter geboren, hier wollte er auch nach dem Abschied vom TBV und nach dem Ende seiner Sportkarriere 2017 bleiben. Der Reiz des Parkes In den ersten Jahren in Lemgo, erinnert sich der gebürtige Franke, wohnte er in der Nähe des Staff-Parkes, der ihn gleich begeisterte, wenngleich er noch wenig über die Hintergründe wusste. Während seiner Sportkarriere absolvierte er eine Sparkassenausbildung, sattelte als Projektentwickler drauf, war später unter anderem für eine Baufirma in Erlangen und als Coach für Führungskräfte tätig, bevor die Anfrage von Ralf Gerke kam. Über 20 Jahre hatte der die Geschäftsführung der Lemgoer Staff-Stiftung inne und deren Ausrichtung deutlich geprägt. Frühzeitig sollte daher die Nachfolge geklärt werden und so macht sich Sebastian Preiß bereits seit 2023 mit der Stiftungsarbeit vertraut, um in diesem Jahr endgültig die Geschäftsführung zu übernehmen. Damit betreut er einen Aufgabenbereich, der in seiner Vielfalt wohl einzigartig ist. Und eben das, erklärt der 1,95 Meter große ehemalige Kreisspieler, mache für ihn den besonderen Reiz aus. Ziel der Staff-Stiftung ist es, den Natur- und Landschaftsschutz ebenso wie die Kunstlandschaft in Ostwestfalen-Lippe zu fördern. Und das tut die Stiftung auf ganz unterschiedliche Weise: Da ist zum einen der Staff-Landschaftspark, ein Areal von 25 Hektar, das Natur- und Kunsterlebnis aufs Schönste verbindet und das wohl fast jeder Lemgoer schon einmal erkundet hat. Ein Idyll, das es zu erhalten und stetig nachhaltig weiterzuentwickeln gilt, wie Sebastian Preiß erklärt. Auch am Biesterberg unterhält die Stiftung ein großes Naturschutzgebiet, ebenso wie ihr die Umweltbildungsstätte Rolfscher Hof samt Ländereien in Berlebeck und weitere Immobilien gehören. Neue Wege mit dem Kunstforum Wichtig ist es Sebastian Preiß, die Themen Umwelt und Kunst an die jungen Menschen heranzutragen. Auch hier hat die Staff-Stiftung in den vergangenen Jahrzehnten Fußspuren gesetzt: Sie finanziert unter anderem das Lemgoer „Stipendium Junge Kunst“, um zumindest ein Jahr eine „sorgenfreie Entwicklung zu garantieren“, wie es der Geschäftsführer umschreibt. Ein Werk des jüngsten Absolventen Nils Leon Sehlert, das die Pflasterung in der Breiten Straße aufgreift, schmückt das „Forum für Kunst und Natur“, das die Staff-Stiftung an der Waterfohr frisch eröffnet hat und damit im Veranstaltungssektor Neuland betritt. Es ist ein alter Schweinestall, den die Stiftung hier umgebaut hat und seit wenigen Monaten mit Veranstaltungen neu belebt. Lesungen, Konzerte und Umwelt-Vorträge hat es bereits gegeben - die 40 Plätze waren stets schnell vergriffen, „schließlich gibt es hohe Qualität und das zu freiem Eintritt“, ist Sebastian Preiß von der Nachfrage wenig erstaunt - wenngleich an der Akustik im ehemaligen Stall noch etwas nachgearbeitet werden müsse. Die Auswahl der Veranstaltungen gehört ebenso zu seinen Aufgaben, wie die von Projekten, die die Stiftung fördern will. Auch hier zeigt sich die Stiftung gewohnt vielfältig und fördert zum Beispiel Projekte im Museum, genauso wie eine Doktorstelle an der Universität Bielefeld, die zum Rotmilan forscht, oder auch das Bienenprojekt eines Lemgoer Kindergartens. Munch und Picasso bringen Geld Und wäre das nicht genug, behält der Geschäftsführer auch noch die Finanzmärkte im Blick, das Aktien-Depot, das der Staff-Stiftung die finanziellen Freiräume schafft, ebenso wie die Kunstschätze, in die die Gründer in den 1990er Jahren investierten. Werke von Picasso, Munch, Baselitz oder auch Man Ray gehören seitdem zum Besitz, deren Wert sich in den vergangenen Jahrzehnten vervielfacht hat. „Hier ist kein Tag wie der andere“, resümiert dann auch Sebastian Preiß. Etwas unruhiger dürfte es zum Jahresende werden. Denn zu Sylvester ist im Staff-Park sehr viel los. Der schöne Rundblick lockt zur späten Stunde jedes Jahr Hunderte Besucher an. Mit Folgen: „In den vergangenen Jahren haben wir teilweise drei Tage lang die Raketen-Reste aus dem Park gesammelt.“ Das soll sich nicht wiederholen. Von daher gilt: Gucken gerne, Raketen abschießen und Böllern verboten. Ein Sicherheitsdienst wird nach dem Rechten gucken, das habe sich bewährt. Das große Projekt für 2026 steht für die Staff-Stiftung schon fest: Der Bauernhof neben dem neuen Kulturforum samt Scheune für die landwirtschaftlichen Geräte soll umgebaut werden. Noch steht das große Gebäude leer, im Anschluss an die umfassende Sanierung soll es vermietet werden. Immer etwas Neues. Doch anders als beim Handball kann Geschäftsführer Sebastian Preiß den Weg zum Ziel nun ruhig angehen - „schließlich ist die Staff-Stiftung angelegt auf Ewigkeit“. Die Staff-Stiftung Alfred Staff und Werner Staff Starke gründeten 1987 die Staff-Stiftung in Lemgo. Mit elektronischen Leuchten hatten sie zuvor ihr Vermögen gemacht, 1994 wurde Staff von Zumtobel übernommen. Der Erlös der Staff-Stiftung kommt gemäß der Satzung Naturschutz, Landschaftspflege und der Kunst-Förderung zugute. Nachdem sich die Realisierung des Staff-Parks 1996 verzögerte, investierte die Stiftung in den Folgejahren in damals noch erschwingliche Werke von Baselitz, Picasso, Man Ray oder auch Munch und stellt sie seitdem der Bielefelder Kunsthalle als Leihgabe zur Verfügung. Das Vermögen der Stiftung setzt sich aus Geldanlagen, Land, Immobilien und Kunst zusammen.