Lemgoer Naturfotografen brauchen manchmal ein Tarnzelt

Lemgo. Sie haben ein paar Geheimtipps. Das Furlbachtal in Augustdorf zum Beispiel. Oder einfach den Lemgoer Stadtwald, sagt Bernd Lindau. Diese Orte, sagen die Gruppenmitglieder, eignen sich gut für Naturfotos. Sie müssen es wissen: Sie sind Mitglieder der Foto-AG des Lemgoer BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland). Die Gruppe mit ihren preisgekrönten Mitgliedern hat gerade den Fotokalender 2026 herausgebracht. Hochglanz, Din A 3, 250er-Auflage, Preis: 8 Euro.

Das mache viel Arbeit, sagt Gruppenleiter Bruno Bolli, aber es sei der Mühe wert. Schließlich warten viele Fans darauf, sich im neuen Jahr die neuesten Fotos der 22 AG-Mitglieder an die Wand zu hängen. &bdquo;Manche schneiden die Fotos auch ab, rahmen sie und hängen sie an die Wand“, weiß Bolli. Seit 14 Jahren gehen die Mitglieder der AG auf Fotopirsch in der Natur, Bruno Bolli war seinerzeit Gründungsmitglied. Ein Anlass sei damals gewesen, Flora und Fauna (also Pflanzen- und Tierwelt) auf einer Grünfläche zu dokumentieren, die zerstört werden sollte. Der eigentliche Grund ist heute der Spaß an der Freud – und der Wille, beim Betrachter das Interesse an der Natur zu wecken, wie Bernd Lindau sagt.

Augen für die Schönheiten öffnen &bdquo;Es geht darum, die Natur in Lippe zu schützen, zu schonen und die Augen für ihre Schönheiten zu öffnen“, ergänzt Bruno Bolli. Und das gelingt den BUND-Hobbyfotografen in beeindruckender Weise: Ute Tegeler zeigt einen Schwarzspecht in Kalletal, Marc Goedecke einen niegierig guckenden Gimpel (fotografiert in Schwelentrup), Bernd Lindau eine Plattbauch-Libelle in Lemgo. Viele Aufnahmen präsentieren Tiere in besonderer Großaufnahme. Solche Fotografien brauchen viel Geduld – und Wissen.

&bdquo;In der Natur weiß man nie, was man vor die Kamera bekommt“, berichtet Bernd Lindau von den Foto-Touren, die die Mitglieder allein oder in der Gruppe unternehmen. Und: &bdquo;Man muss auch erkennen, was man fotografiert.“ Wer nicht weiß, dass da ein besonders geschütztes &bdquo;Leberblümchen“ blüht, hätte vielleicht nicht wie Heike Reineke auf den Auslöser gedrückt. &bdquo;Als ich zur Gruppe gekommen bin, waren Schmetterlinge für mich halt Schmetterlinge“, sagt sie. Das habe sich geändert. &bdquo;Wir haben viel dazugelernt über die Jahre, was in der Natur um uns herum gedeiht“, sagt Bruno Bolli.

Voneinander lernen Auch in Sachen Technik. &bdquo;Wir lernen voneinander. Jede Kamera ist anders.“ Gelegenheit zum Austausch bietet der Stammtisch jeweils am letzten Freitag im Monat um 19 Uhr im Kastanienhaus am Wall. Alle fotografieren digital, meist mit der Kamera, aber immer häufiger auch mit dem Handy. Wenn man unterwegs sei, komme es oft zum Einsatz, weil man nicht immer die Kamera dabeihaben könne, sagt Renate Mahnert.

Allerdings biete die klassische Digitalkamera bessere Einstellmöglichkeiten – &bdquo;und auch ein anderes Gefühl“, meint Heike Reineke. Bruno Bolli hebt hervor, dass viele Fotografen mit Tiefenunschärfe arbeiten, dass also der Fokus etwa auf Kopf und Auge des Tiers liegen und der Hintergrund unscharf ist. &bdquo;Ein Bild wie auf der Titelseite unseres Kalenders wäre mit einer Handykamera nicht möglich.“ Dort ist ein Eisvogel zu sehen, den Hans Jürgen Schalski in Detmold vor die Kamera bekommen hat. &bdquo;Das habe ich noch nicht geschafft, obwohl ich schon lange auf der Suche bin“, sagt Bernd Lindau. Mitunter harren die Fotografen im Tarnzelt aus.

Können und Geduld Das zeigt, dass für die Aufnahmen nicht nur Können, sondern auch Geduld notwendig ist. Und vielleicht eine Bereitschaft für Abenteuer. So berichtet Heike Reineke schmunzelnd von ihren Fototouren, bei denen sie schon mal fotografierend in einen Bach fiel. Der Kamera passierte nichts. &bdquo;Ich stand im Wasser und habe sie hochgehalten“, sagt die Lemgoerin.

Auch die Sorge um die Natur bewegt die Fotokünstler. Vielleicht helfen die Aufnahmen beim Naturschutz. &bdquo;Nur was man kennt, schützt man“, sagt Bruno Bolli. Auch Ausstellungen tragen dazu bei. Die Gruppe zeigt ab dem 17. Januar im St.-Loyen-Zentrum wieder ihre Fotos, stellte schon an vielen Orten aus – von der Wandelhalle im Bad Salzufler Kurpark bis hin zum Rathaus von Kalletal.

Das Publikum kann dabei Bilder von preisgekrönten Fotografen sehen. So errang Heike Reineke im Herbst 2024 den ersten Platz beim Fotowettbewerb des Landesumweltministeriums und der NRW-Stiftung, Hans Jürgen Schalski schaffte es in diesem Jahr auf Platz drei, Bruno Bolli und andere Mitglieder der Lemgoer Gruppe gewannen ebenfalls Preise. 2015 wurde die Naturfoto-AG mit dem Umweltschutzpreis des Lippischen Heimatbunds ausgezeichnet.

Solche tollen Bilder, meint Bernd Lindau, könne man überall in der Natur machen. Aber die ganz besonderen Orte müssen wohl geheim bleiben ...

Der Kalender ist in Lemgo erhältlich in der Leopold-Apotheke (Leopoldstraße 2-4), beim Obsthof Schäferkordt (Hamelner Straße 103) und im Lebenshilfe-Laden &bdquo;LebensArt“, Mittelstraße 18, sowie im St.-Loyen-Zentrum.

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