Netzlandschaften und Wolkenfragmente: Malerin zeigt in Lemgo „Landschaft 4.0“

Lemgo-Brake. Was ist Landschaft? Ist sie noch ursprünglich? Bearbeitet, berührt, konstruiert? Heike Negenborn befasst sich in ihrer Ausstellung &bdquo;Landschaft 4.0“ mit dem Thema. Sie wird am Sonntag, 2. März, um 11.30 Uhr im Haus Eichenmüller in der Braker Mitte eröffnet.

Heike Negenborn ist zeitgemäße Landschaftsmalerin. In ihren mehrfach preisgekrönten Überblickslandschaften kombiniert sie Wolken- und Erdfragmente mit perspektivisch aufgefächerten Gitternetzen, die sich in digitale Pixel auflösen und zu Netzlandschaften, sogenannten &bdquo;Netscapes“, werden. Sichtbare Konstruktions- und Perspektivlinien legen ihre Strategie offen und verstärken die Raumtiefe im Bild. Den Gemälden gehen Fotos, Grafiken und in der Natur erstellte Skizzen voraus, die sie digital und analog bearbeitet, um sie in ihre Landschaftskonstruktionen einzubeziehen. Ihre Arbeiten thematisieren das Verhältnis zwischen Natur, ihrem Abbild und seinen multimedialen Transfermöglichkeiten. Damit kommentiert sie die zunehmende Vereinnahmung der analogen Wirklichkeit durch das digitale Bild.

&bdquo;Neue Welt tat sich auf“ Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt, zumindest im Kern. Aber natürlich ist da noch viel mehr. Heike Negenborn befasst sich seit vielen Jahren mit der Landschaftsmalerei, und irgendwann analysierte sie die Methoden alter Meister und sagt: &bdquo;Da tat sich für mich eine ganz neue Welt auf.“ Denn natürlich spielt in der Landschaftsmalerei auch die Perspektive eine große Rolle, die Tiefe - und mit den Konstruktionslinien, die dafür erforderlich sind, öffnet sich gleichzeitig die Frage: Wie gestalte und komponiere ich diese Landschaft? Was legitim ist, denn Heike Negenborns Landschaften sind berührte Landschaften - von Menschen gestaltet, aber dennoch menschenverlassen.

Die Zeichnungen von Heike Negenborn mit ihren offenen Konstruktionslinien wirken nicht nur meisterhaft, sondern auch altmeisterlich, und sie sagt: &bdquo;Warum nicht von den Besten lernen - und sich dann wieder davon lösen?“ In einem weiteren Schritt pustete die Malerin daher ihre Bilder auf - als würde man sie digital vergrößern, wodurch sich Pixel bilden. Diese Pixel malt sie und schlägt damit eine Brücke zwischen der analogen Malerei und der digitalen Welt.

Erde und Himmel fließen zusammen Das geht noch einen Schritt weiter, wenn sich Wolkengebilde oder Bergketten in ihre Gemälde mengen, die sich - wie bei fotografischen Mehrfachbelichtungen - mit der Landschaft durchwirken. Sie sind geradezu plastisch und hyperrealistisch gemalt, regelrecht penibel, denn, so Heike Negenborn: &bdquo;Sie sind im Unterschied zur Landschaft unberührt.“ Gleichzeitig hängen Landschaft und Himmel, Regen, Wasser, unmittelbar zusammen. Sie sollten bildnerisch &bdquo;etwas miteinander zu tun haben“, sagt sie, und nicht durch trennscharfe Horizonte getrennt sein.

Schließlich zeigt sie noch farbige Gemälde, Mittel- und Kleinformate, die auf den ersten Blick wie scharfe HDR-Fotos von Landschaften mit imposanten Himmeln zeigen. Aber auch das ist Lug und Trug: Auf Landschaft aus Deutschland oder Südfrankreich malt sie Himmel von anderswo - und unter allem liegen ihre Konstruktionszeichnungen. In den neuesten Arbeiten geht sie noch einen Schritt weiter - da stiehlt sie sich regelrecht originale altmeisterliche Himmel und malt dann ihre eigenen Motive drüber - Crossovergemälde, ganz analog und dennoch digital - eben &bdquo;Landschaft 4.0“.

Die Ausstellung des Kunstvereins Lemgo ist im Obergeschoss des Eichenmüllerhauses zunächst bis 16. März, dann vom 30. März bis 27. April und wieder vom 11. Mai bis 6. Juli zu sehen.

Netzlandschaften und Wolkenfragmente: Malerin zeigt in Lemgo „Landschaft 4.0“

Kunst in Lemgo: Vom neuen Stipendium zu Malerei und Objekten

In Schwalenberg entwirft die neue Stipendiatin digitale Räume

Malerei trifft in Schwalenberg auf digitale Welten

Im Kalletaler Rathaus trifft klassische Malerei auf digital erstellte Kunst

Kunst und Technologie verschmelzen in Schwalenberg

«Türöffner in Traumwelten» - Chagalls Welt in Düsseldorf

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus!

0,99 Euro im ersten Monat

Weiterlesen mit LZplus