Lemgo. Wartet Kenia auf die Currywurst? „Jein“, sagt Fabian Förster am Telefon und muss lachen. Noch sei da Potenzial, die Bratwurst, ja die sei bekannt, doch die Currywurst noch eher Entwicklungsland. Und so führe er die Afrikaner behutsam heran, an sein Leibgericht, auf das er auch in Nairobi nicht verzichten möchte. Dort hat der Lemgoer den ersten Currywurst-Imbiss Kenias eröffnet. Im vergangenen Jahr ist der gebürtige Wahmbeckerheider mit seiner Frau nach Nairobi gezogen. Ehefrau Hanna Ewell, Deutsch-Amerikanerin, ist in Kenia aufgewachsen, arbeitet bei einer internationalen Organisation und hat die Gelegenheit, dort ihre Doktorarbeit zu schreiben. „Es war klar, dass ich mitgehe“, erzählt der 32-Jährige, der eine kleine Marketingagentur betreibt und damit weitgehend örtlich unabhängig agieren kann. Vor der Haustür frisch gebraten Kenia selbst kannte er zuvor nur aus Erzählungen oder aus dem Urlaub mit der Familie seiner Frau und fühlte sich sofort wohl in dem ostafrikanischen Land. Alles passt, doch eines fehlt - die Currywurst. „Ich bin ein fürchterlicher Currywurst-Fan“, erzählt der studierte Betriebswirt. In jedem Land treibe ihn die Suche nach seiner Lieblingswurst um. In Kenia war da wenig zu holen, warum also nicht den eigenen Imbiss eröffnen? Im Mai diesen Jahres war es so weit: „Dieter’s Grill“ eröffnete in einer kleinen Mall. Ein Imbiss, mit nur vier Sitzplätzen, der vor allem auf das Liefergeschäft setzt. Acht Mitarbeiter hat der Lemgoer mittlerweile angestellt, von denen vier mit dem Motorrad die Wurst auch zu den Kunden bringen. Dafür setzt der findige Geschäftsmann auf eine besondere Idee: Auf dem Gepäckträger der kleinen Roller sind mobile Holzkohleöfen angebracht. Die Currywurst könne so direkt vor der Haustür des Kunden zubereitet und frisch übergeben werden. Das Gros seines Umsatzes macht Förster mittlerweile mit dem Liefergeschäft. Vor allem Ausländer zählen zu seinen Kunden. „Dem Afrikaner muss ich die Currywurst noch erklären“, und beschreibt, wie das funktioniert: Am Wochenende toure „Dieter’s Grill“ über die Märkte. Dann gebe es meist erst die deutsche Bratwurst für die afrikanischen Kunden, „die ist ja bekannt und sehr beliebt“, dann ein wenig Sauce dazu, dann das Ganze geschnitten - und dann? „Dann sind die meisten Afrikaner von der Currywurst total begeistert. Und kommen auch wieder.“ Auch in Social Media ist Förster unterwegs und macht das deutsche Wurstwunder in Erklärvideos auf Tiktok, Instagram oder auch über Influencer bekannt. Lesen Sie auch: Auswandern nach Kanada: Miriam kündigt sicheren Job für Leben am Ozean Rezept von Fleischer Rhiemeier in Lemgo Das Rezept für die Wurst, die er mittlerweile vor Ort selbst brüht, hat er vom Lemgoer Fleischer Rhiemeier nach Afrika mitgenommen. „Ich habe ihn gefragt und er hat mich gleich unterstützt.“ Für den afrikanischen Geschmackssinn müsse da nichts geändert werden, lediglich die Sauce sei sein eigenes Rezept, inspiriert von einer Reise nach Costa Rica. Den Darm für die Würstchen lasse er sich mittlerweile aus Deutschland importieren, ebenso wie einige Gewürze, die es in Kenia nicht gibt. Das Fleisch beziehe er aus einer kleinen Metzgerei. Qualität sei ihm wichtig, erzählt der Lemgoer, der sein Abitur am Engelbert-Kaempfer-Gymnasium machte und im Anschluss für die Ausbildung nach Dortmund zog. Mittlerweile hat er in den USA, London oder auch Frankfurt gelebt und berufsbegleitend den Betriebswirt draufgesetzt. Qualität und faire Bedingungen für die Mitarbeiter: Dafür hat er seine Angestellten zu Miteigentümern gemacht. Sie werden zu 50 Prozent am Gewinn beteiligt, haben einen Achtstundentag und garantierten Urlaub. „Das ist hier nicht unbedingt üblich“, erzählt der Arbeitgeber und zunächst seien seine Angestellten mit diesen Konditionen vielleicht sogar ein wenig überfordert gewesen. „So etwas kennen sie hier einfach nicht.“ Doch sein Engagement zahle sich aus: Er könne sich auf seine Mitarbeiter verlassen und wenn es dann vielleicht doch zurück nach Lemgo oder anderswohin gehe, dann hätten die Anteilseigner beste Bedingungen, alleine weiterzumachen. Vorab aber gelte es, die Currywurst stärker zu etablieren. Noch ist die „Manta-Platte“ mit umgerechnet etwa 6 Euro für viele Kenianer kaum zu bezahlen, „da müssen wir die Menge deutlich erhöhen“. Auch an die Produktpalette will der umtriebige Lemgoer noch einmal ran, deutsch aber soll es bleiben: Die Kohlroulade könnte der neue Renner werden; „german Sushi“, wie er lachend erzählt, schließlich sei das Brät ja im Kohl eingewickelt, für die Afrikaner ein sicherlich spannendes Genuss-Experiment. Auch einen Biergarten könne er sich vorstellen, „der Imbiss ist dann doch sehr klein und die, die es sich leisten können, gehen gerne aus“. Deutsches Bier müsse es dann natürlich geben, noch stehen die Verhandlungen aus. Auch spannend: Zwei Jahre Südamerika-Rundreise: Lipper lässt alles zurück - außer Freundin und Fridu Umweltstiftung ist in Planung Die Voraussetzungen aber seien bestens in seiner Wahlheimat: nicht nur die unfassbar vielfältige Landschaft und die gastfreundliche Kultur, sondern auch die boomende Wirtschaft, „viele Entwicklungsschritte werden hier einfach übersprungen“. Als UN-Hauptsitz in Afrika präsentiere sich Nairobi zudem sehr international und überzeuge auch mit passender Infrastruktur. Wichtig sei es ihm, dass vor allem die Afrikaner von dieser Entwicklung profitieren, dafür setze er bei dem Imbiss auf die Beteiligung der Mitarbeiter und hat mit der Ehefrau auch schon ein neues Projekt in Planung: die „Lippische Rose Entwicklungsorganisation“, mit der sie helfen wollen, den Folgen des Klimawandels zu begegnen. Immer Neues entwickeln, neue Dinge anstoßen: „Ich habe Hummeln im Hintern“, sagt der Wahmbeckerheider grinsend, der zumindest mit seinen Geschäftsideen bei seiner Ehefrau mitunter eher auf Zurückhaltung stößt. „Ich habe da wohl ein anderes Risiko-Verständnis“, und überlegt schon, wie er die Biergarten-Pläne bestmöglich umsetzen kann. Ganz im Sinne des Namengebers von „Dieter’s Grill“. Dem Großvater habe er den Grill gewidmet, Lemgoer Malermeister und ebenfalls Fan der Currywurst, dem er sich auch nach seinem Tod noch sehr verbunden fühle. Wenngleich der Name in Kenia mitunter zu Missverständnissen führt: Dieter gleich diet, also Diät auf deutsch? „Immer wieder muss ich Kunden aufklären, dass wir keinen Diät-Grill führen.“ Lesen Sie auch: 11.000 Kilometer Arbeitsweg: Blombergerin exportiert Bier nach Guam In seiner Heimat Lemgo ist Fabian Schröder im Januar wieder zu Gast. Hier hat er Familie, Freunde und im neuen Jahr steht für ihn ein besonderes Highlight an: Karneval in Voßheide. „Die Katzenfutter-Feier im Januar, die ist bei mir jedes Jahr gesetzt.“