Leopoldshöhe. Wenn sich die Leopoldshöher ab 22 Uhr langsam bettfertig machen, wird im Gasthaus „Zur Post“ oftmals noch hitzig diskutiert. Der Schankraum hat Kultstatus – wenn die Wände reden könnten, hätten sie viel zu erzählen.
Urig, gemütlich, familiär – diese Adjektive umschreiben die Stimmung in der Kneipe am Marktplatz wohl am ehesten. Wenngleich Helena Sabljic den Begriff Kneipe nicht gerne hört, schließlich kann man im Restaurant „Zur Post“ auch vorzüglich speisen.
Doch das große Weltgeschehen wird nun mal an der Theke diskutiert, und darum charakterisiert der Begriff auf liebevolle Weise eine Stimmung, die in klassischen Restaurants eher selten ist.
Seit über 20 Jahren verwöhnen Stefan und Irena Pavic ihre Gäste mit kroatischen Spezialitäten. Fast ebenso lange steht Helena Sabljic hinter der Theke, zapft, serviert die Speisen, und sorgt darüber hinaus für gute Stimmung. Egal um welche Uhrzeit die Gäste durch die große Flügeltür kommen, Helena Sabljic hat immer gute Laune.
„Ab 22 Uhr wird es im Restaurantbereich langsam ruhiger“, erzählt sie, während sie die eben gespülten Gläser poliert. Von Aufbruchstimmung ist im Schankraum allerdings noch nicht viel zu spüren. Zwei Herren an der Theke diskutieren die Tagesnachrichten, und am runden Tisch in der Ecke sind die Männer vom Motorrad-Stammtisch noch in ihre Benzingespräche vertieft. Wer hier allerdings Kutten tragende Rocker vermutet, der irrt. „Das sind alles gestandene Familienväter, die regelmäßig gemeinsam Motorrad fahren und sich hier auf ein Bierchen treffen“, unterstreicht Sabljic.
Am Nachbartisch haben gerade die Fußballer Platz genommen, die nach dem Training noch eine Kleinigkeit essen wollen. Nebenan wird in deutlichen Worten diskutiert. Sätze über Hochleistungskühe, Getreideernte und Schweinemast lassen darauf schließen, dass es sich bei den acht Herren wohl um Landwirte handelt. „Das hört sich schlimmer an, als es ist“, entschuldigt sich Landwirt Heinz Blaurock lachend für die zum Teil klaren Worte.
„In meinem Job ist oftmals Fingerspitzengefühl gefragt“, betont die Kellnerin, die sich im Laufe der Jahre eine gehörige Portion Diplomatie und nicht zuletzt ein dickes Fell angeeignet hat. Währenddessen betreten die letzten Gäste des Abends das Lokal. Der Projekt-Chor hat seine Proben beendet, und der harte Kern möchte zu vorgerückter Stunde noch ein wenig klönen. In der Küche lässt es Köchin Irena Pavic jetzt ruhiger angehen und ist nebenbei schon mit dem Reinemachen beschäftigt. „Aber wenn jetzt noch jemand ein Schnitzel wollte, wäre das auch kein Problem“, unterstreicht Helena Sabljic augenzwinkernd.
In der nächsten Folge gehen wir mit Polizei und Ordnungsamt auf nächtliche Streife.