Falsche Versprechen? Glasfaserangebot sorgt in Schuckenbaum für Ärger

Leopoldshöhe. An der Kolmarer Straße im Ortsteil Schuckenbaum sind die Anwohnerinnen und Anwohner auf dem Baum: Bereits im Sommer sei ein Vertreter der Deutschen Glasfaser von Tür zu Tür gegangen, um Verträge für schnelles Internet zu verkaufen. Viele Anwohner erinnern sich an deutlichen Druck während des Verkaufsgesprächs – und an Aussagen, die sie heute als &bdquo;irreführend“ bezeichnen.

Der durchaus freundliche ältere Herr habe sich als einziger Anbieter ausgegeben, der im Gebiet Glasfaser verlegen werde. &bdquo;Er sagte, es gebe nur jetzt die Chance auf Verträge ohne Anschlussgebühren, wenn wir sofort unterschreiben“, berichten Anwohner. Wer zögerte, habe schnell das Gefühl bekommen, eine einmalige Gelegenheit zu verpassen.

Dabei hatte es schon vor zwei Jahren Informationsveranstaltungen gegeben – sowohl von der Deutschen Glasfaser als auch von Sewikom. Laut Gemeinde kündigten damals beide Unternehmen an, in mehreren Ortsteilen, darunter Asemissen, Bechterdissen, Greste, Nienhagen und Schuckenbaum, jeweils eigenwirtschaftlich auszubauen. Doch der Eindruck, den der Vertreter an der Kolmarer Straße hinterließ, war ein anderer: Viele Bewohner gingen nach den Gesprächen davon aus, dass nur die Deutsche Glasfaser in ihrem Bereich aktiv werde – und unterschrieben Verträge zu 24,99 Euro im ersten und 89,99 Euro ab dem zweiten Jahr.

&bdquo;Das ist Betrug“ Der Schock kam später: Plötzlich lagen Flyer von 1&1 im Briefkasten – mit Glasfaserangeboten schon ab 9,99 Euro. Für viele Anwohner war klar: &bdquo;Das ist Betrug. Uns wurde gesagt, es gebe gar keinen anderen Anbieter.“ Ein Anwohner wandte sich am 31. Oktober schriftlich an die Gemeinde und schilderte den Sachverhalt. Er berichtete, dass die Deutsche Glasfaser bereits Leerrohre in der Straße verlegt habe. Der Vertriebsmitarbeiter habe nach Angaben aller Nachbarn behauptet, diese Infrastruktur dürfe zwei Jahre lang ausschließlich von seinem Unternehmen genutzt werden – andere Anbieter hätten keinen Zugriff. Doch nun bot 1&1 plötzlich ebenfalls Glasfaser im gleichen Gebiet an.

Auf die Frage der Anwohner bei der Gemeinde, ob es eine Vereinbarung zwischen der Gemeinde und der Deutschen Glasfaser gebe, heißt es seitens der Gemeinde jedoch klar: &bdquo;Nein.“ Der Ausbau erfolge vollständig eigenwirtschaftlich, die Gemeinde sei in keiner Weise beteiligt. Die Anwohner wundern sich: &bdquo;Irgendjemand muss doch genehmigen, wenn Bürgersteige aufgerissen werden.“

Ein Sprecher der Deutschen Glasfaser sorgt für Aufklärung: &bdquo;In Schuckenbaum haben wir eine Glasfaser-Kooperation mit 1&1“, sagt er. Dass andere Anbieter also keinen Zugriff haben, sei so nicht korrekt. Zwar ist die Deutsche Glasfaser für den Ausbau verantwortlich, aber: &bdquo;Sehr vereinfacht gesagt: 1&1 mietet sich auf unser Netz ein“, so der Sprecher. Die zwischen den Anbietern schwankenden Preise erklärt er sich wie folgt. &bdquo;Es ist eine Wettbewerbssituation. Am Ende entscheidet jeder Anbieter selbst, welche Preise er verlangt.“

Zweiter Anbieter taucht plötzlich auf Eine Sprecherin von 1&1 bestätigt die Kooperation mit der Deutschen Glasfaser. &bdquo;1&1 baut selbst nicht vor Ort aus, wir sind aber Kooperationspartner“, sagt sie und verweist bei den Preisen auch auf ein aktuelles Angebot von 1&1, das in den ersten zehn Vertragsmonaten einen Preis von 9,99 Euro verspricht, dann jedoch ansteigt. Eine Ausnahme beim Ausbau durch 1&1 gibt es: Die Tochterfirma Versatel nimmt eigenständig das Verlegen von Anschlüssen vor – allerdings nahezu ausschließlich bei Geschäftsgebäuden.

Im Gespräch mit der Redaktion erklärt Dirk Puchert-Blöbaum, Fachbereichsleiter Bauen, Planen und Ordnung der Gemeinde Leopoldshöhe: &bdquo;Die Anbieter agieren in diesem Fall eigenverantwortlich. Nur dann, wenn wirklich größere Eingriffe in Straßendecken stattfinden, brauchen sie eine Aufbruchgenehmigung von der Gemeinde.“ In der Regel sei das aber nicht der Fall, da bei den Bauarbeiten darauf geachtet werde, in möglichst kleinem Rahmen einzugreifen. Die Anbieter können die Gemeinde zwar informieren, aber: &bdquo;In der Regel ist das öffentliche Interesse bei diesen Dingen so groß, dass das nicht erforderlich ist“, sagt Puchert-Blöbaum.

Einige Anbieter, so auch die Deutsche Glasfaser, nehmen mit der Gemeinde regelmäßige Baubesprechungen vor, um über den Stand zu informieren, &bdquo;das müssen sie aber nicht“, so der Fachbereichsleiter.

Vorsicht ist geboten Ein Telefonat mit der Deutschen Glasfaser sorgte auf Anwohnerseite wiederum für Unmut. Eine Mitarbeiterin soll auf die Beschwerden gereizt reagiert und den Anwohner mit den Worten &bdquo;Ich rate Ihnen zu einer Sammelklage, das ist günstiger für Sie“, abgespeist haben. Man sei selbst verpflichtet, zu prüfen, ob es andere Anbieter gebe.

Die Stimmung an der Kolmarer Straße ist eindeutig: Nach all den Erfahrungen wollen viele ihren Vertrag nach Ablauf der Mindestlaufzeit kündigen – aus Protest gegen das, was sie als &bdquo;Erschleichung von Verträgen“ empfinden. Und sie haben ein Anliegen: andere Menschen zu warnen. &bdquo;Man sollte genau hinschauen, wer einem an der Haustür etwas aufschwatzen will.“

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