„Stärke entsteht aus dem Erleben von Schwäche“

Leopoldshöhe. Zum Jubiläum der Abschied: Zum letzten Mal veranstaltet die Bibliothek Asemissen am Samstag, 7. Dezember, um 18 Uhr das &bdquo;Tatort Forum" – eine Lesung mit verschiedenen Autoren und einem mehrgängigen Menü. Neben Jan-Christoph Nüse kommt die bekannte Schauspielerin Ulrike Bliefert mit ihrem Thriller &bdquo;Die Samariterin".

Frau Bliefert, als &bdquo;Maximiliane von Quindt" wurden Sie Ende der siebziger Jahre bekannt. Werden Sie oft erkannt und empfinden Sie das als Belästigung oder freuen Sie sich darüber?

Ulrike Bliefert: Ich werde natürlich mitunter erkannt, und ich freu mich, wenn mich jemand anspricht. Viele sprechen mich auf &bdquo;Jauche und Levkojen" und &bdquo;Nirgendwo ist Poenichen" an. Die Dreharbeiten sind 45 Jahre und mindestens ebenso viele Kilos her! Angesichts dessen ist es schon spektakulär, welch intensive Langzeitwirkung die Serie hat.

Wie wichtig ist Ihnen der Austausch mit Lesern im Netz oder auf Lesungen?

Bliefert: Zwischen &bdquo;im Netz" und &bdquo;auf Lesungen" besteht ein gewaltiger Unterschied. Ich tausche mich grundsätzlich lieber live mit den Zuhörern aus. Natürlich gibt es im Netz fundierte Kritiken, und die lese ich auch aufmerksam und mit großem Interesse. Aber häufig geht es im Internet leider nur um Geschmacksfragen.

Die Hauptfigur ihres Buchs &bdquo;Die Samariterin" ist eine unsichere Frau. Wie fühlen Sie sich in sie hinein?

Bliefert: Stärke entsteht in den meisten Fällen aus dem Erleben von Schwäche und mitunter ganz realer Unterdrückung und dem unbedingten Willen, nichts davon mehr hinzunehmen. Nur die allerwenigsten Frauen kommen bereits stark auf die Welt; meist haben sie die Fähigkeit, nach jedem Hinfallen wieder aufzustehen – gegen jede Menge Widerstände Stück für Stück erobert.

Die Hauptperson erträgt die sadistischen Tyranneien ihrer Mutter stillschweigend und sucht die Schuld immer bei sich selbst. Ist ihnen das vertraut?

Bliefert: Ja. Ich gehöre als 1951er Jahrgang zu der &bdquo;geprügelte Generation". Die im Buch geschilderten seelischen und körperlichen Grausamkeiten sind mir und vielen meiner Altersgenoss(inn)en nur allzu vertraut.

Sie machen deutlich, dass Gewalt an Kindern Folgen hat.

Bliefert: Genau, denn wer einem Kind Gewalt als geeigneten Umgang mit Stress- und Konfliktsituationen oder zur Durchsetzung eigener Bedürfnisse vorlebt, handelt nicht nur seinen Schutzbefohlenen sondern auch der Gesellschaft gegenüber unverantwortlich. Annähernd hundert Prozent aller Gewaltverbrecher(innen) haben in ihrer Kindheit selbst unter Gewalt, Demütigungen und/oder Vernachlässigung gelitten.

Was erwartet die Besucher beim Programmpunkt &bdquo;Plaudern aus dem Film-Nähkästchen"?

Bliefert: Das kommt aufs Publikum an. Ich wurde schon mit Fragen von &bdquo;Wie wars mit Mario Adorf im Bett?" bis zu &bdquo;Wie kann eine Schauspieler-Ehe so lange halten wie ihre mit Laszlo Kish?" konfrontiert. Oder es gibt Fragen, ob Inge Meysel wirklich so &bdquo;schwierig" war oder ob Heinz Rühmann im Leben genau so ein lustiger Kerl war wie in seinen Rollen. Das kann ich kurz oder eben etwas ausführlicher – dafür aber kurzweilig – beantworten.

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