Einzigartiger Kurs: Migrantinnen werden behutsam ans Wasser gewöhnt

Leopoldshöhe-Asemissen . &bdquo;Ihr sollt Euch wohlfühlen", hören die Frauen im Lehrschwimmbecken der Grundschule Asemissen. Mit ruhiger Stimme ermutigt Petra Bojahr die Teilnehmerinnen ihres ganz besonderen, von den Ehrenamtlichen des &bdquo;Runden Tischs Asyl" Leopoldshöhe initiierten, Schwimmkursus in der temporär männerfreien Zone. Vertrauen in das für viele von ihnen bislang ungewohnte – und häufig auch Furcht einflößende – nasse Element zu gewinnen, bedeutete einen enormen Schritt.

Für die Frauen – wie für einen Großteil anderer Flüchtlinge auch – erfolgte der erste Kontakt mit tiefem Wasser bei der Überfahrt in überfüllte Schlauchbooten über das Mittelmeer. Die Frauen aus Asien und Nordafrika, die der Einladung für den Kursus mit Wassergewöhnung und Schwimmunterricht der Gemeinde Leopoldshöhe gefolgt waren, führte Petra Bojahr sensibel und verständnisvoll an das als bedrohlich empfundene Element heran. Anfängliche Angstattacken konnten erfolgreich überwunden werden.

&bdquo;Wegen des achtsamen Vorgehens bei der Wassergewöhnung machen die Frauen jetzt so erstaunliche Fortschritte", freut sich die gebürtige Berlinerin. &bdquo;Sie sind sehr engagiert und konzentriert. Sie lernen schnell, schneller als Kinder", weist die 48-Jährige stolz auf ihre Schülerinnen. Anfänglich habe keine von ihnen geglaubt, dass sie sich wenig später so vergnügt im warmen Wasser tummeln würden.

Begeistert über die neuen Erfahrungen äußern sich die Frauen verschiedener Nationalitäten. Zwei Schwestern einer syrischen Familie unterstützen ihre Mutter bei deren Bestrebungen, das &bdquo;Seepferdchen" abzulegen. Die Töchter seien stolz auf die neu erworbenen Fähigkeiten ihrer Mama, berichtet Anisah Rezai (Alle Namen der Migrantinnen von der Redaktion geändert). Während die Schwestern Amal und Samira die Bemühungen ihrer Mutter Bahar Suleyman um das &bdquo;Seepferdchen" unterstützen. Wie die weiteren 14 Migrantinnen, aufgeteilt in zwei Gruppen, hat auch sie mittlerweile Zutrauen zum Wasser gefasst.

Pool-Nudeln und Schwimmbretter sind nach acht Unterrichtseinheiten fast nur noch Requisiten, wenn wenn es gilt, bei den Schwimmbewegungen Arme und Beine koordinieren. Petra Bojahr ermuntert, korrigiert sanft, hilft, gibt Tipps, verrät Tricks oder übernimmt gelegentlich die Rolle der Arme oder Beine ihrer Schülerinnen. Entspannende Momente bilden den Kontrast zum körperlich anspruchsvollen Training während der abwechslungsreichen Übungsstunde. Der von ihr geäußerte Wunsch: &bdquo;Ich möchte, dass ihr nicht nur oben bleibt, sondern auch vorwärts kommt", könnte über den Unterricht hinaus eine Botschaft für das weitere Leben sein.

Aus ihrer Erfahrung, ebenso wie aus einem persönlichen Bedürfnis heraus, spart die Diplom-Sozialpädagogin nicht mit Lob. Und auch die Frauen in der Gruppe freuen sich gemeinsam über Fortschritte, feiern diese und unterstützen sich gegenseitig. &bdquo;Die Teilnehmerinnen des lippeweit einzigen Angebots dieser Art sind als Gemeinschaft kultur- und sprachübergreifend zusammengewachsen. Es haben sich Freundschaften gebildet", freut sich die zweifache Mutter und hat auch für sich festgestellt, dass es kaum Unterschiede gibt: &bdquo;Wir sind alle gleich." Das äußert sich immer wieder in dem allgemeinen herzlichen Gelächter.

Und nicht zuletzt darin, dass einige Frauen inzwischen von sich aus angefangen haben, das Kraulen zu erlernen. &bdquo;Das stand eigentlich gar nicht auf meinem Lehrplan", ist Petra Bojahr stolz. Sie ist gespannt darauf, wie es nach den Weihnachtsferien 2020 wohl weitergeht.

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