So würden Leopoldshöher und Oerlinghauser Schüler am Sonntag wählen

Oerlinghausen / Leopoldshöhe . Stichprobenartige Umfrageergebnisse der aktuellen Shell-Jugendstudie belegen, dass das politische Interesse von Jugendlichen (12 bis 25 Jahre) in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat. Lagen die Zahlen im Jahr 2002 bei nur 30 Prozent, so gibt es aktuell einen Anstieg auf 50 Prozent. Viele Schülerinnen und Schüler, die am 23. Februar noch nicht wählen dürfen, haben jetzt trotzdem ihre Stimme abgegeben – symbolisch. Das Ergebnis überrascht viele.

Die U18-Wahlen bieten jungen Menschen kurz vor der offiziellen Bundestagswahl der Erwachsenen die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und politisch gehört zu werden.

Die Ergebnisse dieser Jugendwahlen werden bundesweit gesammelt und veröffentlicht, um zu zeigen, was junge Menschen bewegt und welche politischen Themen ihnen wichtig sind. Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Mehr als 37.000 Kinder und Jugendliche haben diese Chance genutzt und in über 460 Wahllokalen in Nordrhein-Westfalen ihre Stimme abgegeben. Bundesweit gab es knapp 2000 Wahllokale. Gewählt werden konnte in der Zeit vom 7. bis zum 14. Februar. Am Niklas-Luhmann-Gymnasium (NLG) haben sich gut 200 Schüler und Schülerinnen der 9. und 10. Klassen, der EF und der Q2 beteiligt. &bdquo;Die Wahlbeteiligung war sehr hoch“, lobt Konrektorin Bettina Lohkamp. An der Felix-Fechenbach-Gesamtschule (FFG) haben etwa 350 Kinder und Jugendliche der Jahrgänge 6 bis 13 an der freiwilligen Wahl teilgenommen.

&bdquo;Demokratiebildung ist das A und O“, betont Thomas Friebertshäuser. Der Schulleiter der FFG in Leopoldshöhe ist sehr dafür, &bdquo;Kinder frühzeitig in Kontakt mit politischen Themen zu bringen, um das Bewusstsein zu stärken“. Am NLG hat sich neben der Schulleitung die AG &bdquo;Jugend debattiert“ dafür stark gemacht, die Juniorwahl durchzuführen und sich mit dem Programm der einzelnen Parteien auseinanderzusetzen.

Podiumsdiskussion zur Wahl war nicht mehr möglich

Ursprünglich sei auch eine Podiumsdiskussion geplant gewesen, berichtet Bettina Lohkamp. Wegen des sechswöchigen Abstandsgebotes zur Wahl sei das aber nicht mehr möglich gewesen. Wahlvorbereitungen gab es im Unterricht, Unterstützung vom Landesjugendring NRW und der Bundeszentrale für politische Bildung. Pädagogin Jessica Langeleh thematisierte unter anderem die Möglichkeit, den Wahl-O-Mat zu nutzen, aber auch den Real-O-Mat als weitere Online-Hilfe und den KI-basierten &bdquo;wahl.chat“.

&bdquo;Die Schüler sind in einer Sicherheitsblase groß geworden“, verweist Bettina Lohkamp auf friedliche Zeiten. Angesichts der aktuellen Weltlage &bdquo;schauen sie mit einer gewissen Sorge in die Zukunft“. Umso wichtiger sei es, verschiedene Perspektiven kennenzulernen, sich eine Meinung zu bilden und über Wissen zu verfügen. Die Stadt hat die U18-Wahl ausdrücklich unterstützt. Sie stellte eine Wahlurne und zwei Wahlkabinen zur Verfügung.

Janus Abel (17) und sein Cousin Niklas Abel (16) besuchen die EF des NLG. Beide berichten darüber, dass in ihren Familien über Politik gesprochen und diskutiert wird. &bdquo;Dort bekommen wir neben dem Unterricht die meisten Informationen“, bestätigen beide. Aber auch den Wahl-Chat haben sie genutzt.

Ähnliches berichtet Freija Stövsand (EF). &bdquo;In der Familie werden Informationen neutral vermittelt.“ Den Eltern sei es wichtig, dass sie sich ihre eigene Meinung bilde, erzählt die 16-Jährige. &bdquo;Ich schaue mir die Wahlprogramme an und prüfe Informationen.“ Alle drei wissen aber auch, dass viele Jugendliche Informationen allein aus den sozialen Medien beziehen.

Ergebnisse werden landesweit gesammelt Im NLG haben Levin Debus, Sina Cramer, Laura Ivanovic, Lina Kindsgrab, Clara Kochsiek und Lina Schöwerling-Schlink als Wahlhelfer aus der Q2 die Stimmen ausgezählt. Die schulinternen Ergebnisse werden den teilnehmenden Lerngruppen im Unterricht präsentiert. Die Ergebnisse der U18-Wahl werden landes- und bundesweit gesammelt und die Ergebnisse unter www.u18nrw.de veröffentlicht. Nach Auszählung der Stimmen liegt in NRW Die Linke mit 21,61 Prozent vorne. Knapp dahinter liegt die AfD mit 18,79 Prozent.

Es folgt die SPD mit 17,05 Prozent auf Platz drei, vor der CDU mit 14,63 Prozent und die Grünen mit 6,31 Prozent. Auch die FDP würde mit 5,37 Prozent gerade noch in den nächsten Bundestag reinrutschen. Es folgen mit Prozentzahlen unter fünf Prozent die Tierschutzpartei, das BSW, die Partei, die Basis und Volt.

Bei den Erststimmen im Stimmkreis Lippe I, zu dem auch Oerlinghausen und Leopoldshöhe gehören, liegt Julien Thiede von der SPD mit 20,95 Prozent vorn. Knapp dahinter liegt mit 20 Prozent Eduard Schneider von der Linken. An dritter Stelle platziert sich Kerstin Vieregge von der CDU mit 19,29 Prozent, gefolgt von Udo Hemmelgarn, AfD, mit 18,81 Prozent. Erst an fünfter Stelle liegt der Grüne Robin Wagener mit 13,33 Prozent. Der Liberale Torben Hundsdörfer kommt auf 5,48 Prozent.

Doch wie sieht es bundesweit bei den Unter-18-Jährigen aus? Eindeutig ist die Jugend links eingestellt. Stärkste Kraft ist Die Linke mit 20,84 Prozent, gefolgt von der SPD mit 17,92 Prozent. Die beiden Linksparteien kommen zusammen auf 38,76 Prozent. An dritter Stelle liegt mit 15,74 Prozent die CDU/CSU. Danach folgt die AfD mit 15,45 Prozent und die Grünen mit 12,51 Prozent. Die FDP landet mit 3,43 Prozent in der Bedeutungslosigkeit.

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