
Oerlinghausen/Leopoldshöhe-Asemissen. Collin hängt Mama quengelnd am Hosenbein, Blondschopf Nicholas spielt im Dinosaurier-Kostüm fangen und Kayleigh schwebt als Schmetterlings-Prinzessin durchs Wohnzimmer. Katja Quinnell ist mit ihren Kindern in Lipperreihe zu Besuch. Dort ist dreifaches Elternglück keineswegs die Ausnahme.
Im November 2005 wurden dort die Quinnell-Drillinge geboren. Bereits im Oktober 2002 hatten die Drillinge von Tanja Klocke-Wurm und Michael Wurm in Lipperreihe das Licht der Welt erblickt. "Ein fruchtbares Pflaster", vermutet Papa Lars Quinnell, der mit seiner Frau und dem quirligen Trio heute in Asemissen lebt.
Für Tanja Klocke-Wurm waren Sarah, Fabian und Lena nicht die ersten Kinder. Kevin (15) und Vanessa (13) waren bereits da, als der Gynäkologe die Drillings-Botschaft verkündete. Unbedingt ein "Würmchen" werden wollte auch Laura. Sie ist mittlerweile zwei Jahre alt. Sechs Kinder hier, drei Kinder dort. Wie ist das zu schaffen logistisch, emotional, finanziell? Und wo nehmen vor allem die Mütter als erste Bezugsperson die Kraft her?
"Im Nachhinein fragt man sich schon, wie man das alles geschafft hat", sagt Tanja Klocke-Wurm. "Dafür hat man nur einmal die Nerven", bestätigt Katja Quinnell. Jedem Kind gerecht zu werden und dabei selbst nicht auf der Strecke zu bleiben, sei eines der Probleme, die gelöst werden müssten. "Die erste große Erleichterung war, als sie nicht mehr gefüttert werden mussten", erzählt Katja Quinnell. Wo früher akuter Schlafmangel, Flasche geben, füttern, wickeln, baden angesagt war, seien heute vor allem gute Nerven gefragt, ergänzt Tanja Klocke-Wurm, deren Drillinge gerade in die Schule gekommen sind.
Beide Frauen sind sich einig: "Bei Dreien ist immer einer zu viel." Zu dritt ein Spiel spielen? Ein Ding der Unmöglichkeit. "Einer will immer nicht." Jeder hat andere Interessen.
Die größte Herausforderung: Mit allen Kindern einkaufen gehen. Von riesigen Wäschebergen ganz zu schweigen. Kochen, putzen, hin- und herkutschieren, alle Kinder im Blick haben und ihren jeweiligen Fähigkeiten gerecht werden, dazu die finanzielle Belastung.
Dass Mehrlingseltern zu wenig Unterstützung bekommen, darin sind sich beide Frauen einig. Mehrlings-Rabatte? "Für alles muss man einen Antrag stellen", meint Tanja Klocke-Wurm. Zig Zettel ausfüllen, alles offenlegen, immer und immer wieder. "Man ist ausgelaugt", sagt die 35-Jährige. Da verzichte man oft lieber.
"Ich wünschte mir, dass alles unbürokratischer laufen könnte." Außerdem würde sie begrüßen, wennin Lipperreihe nachmittags mehr Angebote für Kinder vorgehalten würden. "Seit es die Offene Ganztagsgrundschule gibt, passiert hier vor 16 oder 16.30 Uhr nichts." (kap)