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Leopoldshöhe

Neuer Glanz für Schemmels Lanz

Treckerfreunde Leopoldshöhe stehen dem Bürgermeister beim Restaurieren mit Rat und Tat zur Seite

Hermann Oortman, Justus Meier zu Döldissen, Gerhard Schemmel sowie Treckerfreunde-Vorsitzender Thomas Hafemann (von links) mit dem Lanz Bulldog des Bürgermeisters. - © FOTO: SANDRA CASTRUP
Hermann Oortman, Justus Meier zu Döldissen, Gerhard Schemmel sowie Treckerfreunde-Vorsitzender Thomas Hafemann (von links) mit dem Lanz Bulldog des Bürgermeisters. (© FOTO: SANDRA CASTRUP)

Leopoldshöhe. Gerhard Schemmel ist ein Mann der Tat. Dass er als Bürgermeister vieles bewegt, ist den Leopoldshöhern bekannt. Dass er privat an Schrauben dreht, eher weniger. Lanz Bulldog heißt sein neues Hobby.

Bei den Treckerfreunden ist das Gemeindeoberhaupt bereits mit offenen Armen empfangen worden. Denn Gerhard Schemmel hat aus den Tiefen einer Scheune ein echtes Unikum hervorgeholt. "Dieser 58 Jahre alte Schlepper hat mindestens 30 Jahre lang kein Tageslicht gesehen", sagt der 59-Jährige, der gerade zu diesem Modell eine ganz besondere Beziehung hegt.

"Genau so einen Traktor besaß mein Großvater", sagt Schemmel und erzählt von Erinnerungen, als kleine Jungs noch stolz wie Bolle waren, wenn sie mitfahren und die Ernte einholen durften. "Der Lanz-Bulldog ist der Mercedes unter den Trecker-Oldtimern", schwärmt Vereinskollege Justus Meier zu Döldissen, der den "großen Bruder" des Fahrzeugs sein Eigen nennt und diesen als Anschauungsmodell während der Restaurierung zur Verfügung gestellt hat.

Seit einem Jahr bastelt Schemmel an seinem Schätzchen. Mittlerweile im original "Lanz-Blau" lackiert, sieht der Bulldog aus, als sei er frisch aus der Fabrikationshalle gerollt. "Kein ABS, keine Servolenkung, keine Elektronik, hier kann man noch mit Zange und Schraubenschlüssel alles eigenhändig reparieren", so beschreibt Schemmel seine Faszination. "Ohne die Hilfe von Hermann Oortman wäre ich allerdings in Sachen Technik aufgeschmissen gewesen", lobt er seinen Treckerfreund, der als gelernter Elektriker das nötige Fachwissen mitbringt. Was ihn an diesem Hobby reizt? "Hören Sie doch mal", antwortet Oortman, für den das Tuckern des Dieselmotors wie Musik in den Ohren klingt. Als er sich einen alten Deutz zugelegt hat, gab es mit seiner Frau folgenden Wortwechsel: "Was willst du denn damit?" "Spielen." Oortman lacht. Damit sei alles gesagt.

Der Lanz Bulldog von Bürgermeister Schemmel steht nun kurz vor der TÜV-Abnahme. Dann soll der gusseiserne Uralt-Traktor auf dem Acker zeigen, was der eine Zylinder, der 17 PS erzeugt, drauf hat. Das Schrauben ist noch nicht beendet. "Wir benötigen auch den passenden Anhänger", sagt Schemmel und präsentiert einen kleinen Gummiwagen, den die Treckerfreunde im Internet ersteigert und aus Thüringen nach Leopoldshöhe gekarrt haben.

Information

Deutsche Wertarbeit

Lanz Bulldog war die Verkaufsbezeichnung für Traktoren, die von 1921 bis 1957 von der Firma Heinrich Lanz AG (später John Deere) in Mannheim hergestellt wurden. Der Name wurde vom Aussehen der ersten Motoren abgeleitet, da diese Ähnlichkeit mit dem Gesicht einer Bulldogge hatten. 1921 wurde der erste Rohölschlepper "HL12" bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Leipzig vorgestellt. Er gilt als der "Ur-Bulldog". Der Erfolg des Traktors war seine Einfachheit und Robustheit. Die Betriebseigenschaften der mit kostengünstigem Rohöl betriebenen Bulldogs erwies sich im Alltag gegenüber Dieseltraktoren als zuverlässiger. In Disziplinen wie Zugleistung, Technologie oder Verbrauch waren Bulldogs aber meist unterlegen. (sc)

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