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Lügde

Comedian Özcan Cosar erobert Kleinkunstbühne im Klostersaal

Spagat zwischen zwei Kulturen gelingt

Lügde. Er gilt als ein neuer Stern am Comedyhimmel: Özcan Cosar. Der 30 Jahre alte gebürtige Stuttgarter mit Wurzeln am Bosporus, hat ein Ziel: Die Menschen zum Lachen zu bringen. Dass er dieses Ziel erfolgreich verfolgt, bewies er am Samstagabend im vollen Klostersaal in Lügde mit seinem Solo-Programm, das den beziehungsreichen Titel „Adam und Erdal – der Unzertrennliche" trägt.

Özcan Cosar, 2014 mit dem renommierten Prix Pantheon ausgezeichnet und derzeit Dauergast auf den Fernsehschirmen der Republik, nimmt die Zuschauer mit auf die Reise der Selbstfindung eines jungen Mannes zwischen zwei Kulturen. Der Komiker im Zenit seines interkulturell geprägten Lebens lässt das Publikum an den Schrägheiten deutsch-türkischer Befindlichkeiten teilhaben. Als aufmerksamer Menschenbeobachter bringt er auf die Bühne, was er zwischen Maultasche und Dönerteller erlebt, erfahren und zu hören bekommen hat.

Özcan Cosar versteht es, mit Komik, Rhythmus und vollem Körpereinsatz zu spielen und seine Abenteuer des deutsch-türkischen Alltags lebendig werden zu lassen. Da lässt er es dann ordentlich krachen, wenn er einen großen Bogen schlägt von seiner Jugend unweit eines „Assi-Spielplatzes" („da gab es mehr Kippen als Sandkörner") über die Entscheidung, Deutscher zu werden, bis hin zu seinem Leben als Ehemann und Vater.

In seinen erzählten, getanzten, besungenen und beklampften Anekdoten erinnert er sich an eine perfekte Kindheit – bis zu dem Tag, an dem sein Vater ihm, dem damals Dreijährigen, eröffnet: „Du bist Türke".

Klischees, Stereotypen und „Türksprech"

Cosar lässt sein Publikum teilhaben an seiner Wandlung vom Türken zum Deutschen – und damit an all den Vorurteilen, Klischees und Stereotypen, die gemeinhin unsere Köpfe besetzen. „Plötzlich war ich Türke, ein Nachwuchsasozialer, und keiner wollte mehr mit mir spielen", jammert er. Macht die Unterschiede zwischen der deutschen und türkischen Mimik lebendig, kalauert im „Türksprech", den auch deutsche Jugendliche so gern nutzen.

Özcan Cosar, der nach der Mittleren Reife eine „Zahnarzthelferinnenausbildung" machte, dann aber als Kellner, Moderator und Breakdancer arbeitete (2000 war er dabei sogar Deutscher Meister und legte aus dem Nichts einen Spagat auf die Bühne), ist ein begnadeter Imitator, stimmlich wie tänzerisch, und ein begabter Schauspieler und Sänger.

Dass er ein so exzellenter wie kluger Beobachter ist, zeigt sich während des ganzen aberwitzig-frechen Programms, wenn er beispielsweise die hormonell gesteuerten Umtriebe seiner männlichen Kneipengäste beim Anbaggern nachahmt. Da tobt der Klostersaal. Ebenso, wenn er den griechischen Vater der Ex-Freundin imitiert, den arabischen Stalljungen, den französischen Erfinder der Antibiotika, die schwäbischen Bierkumpane oder den nuschelnden Durchschnittspiloten, den noch nie irgendein Passagier verstanden hat – gerne wieder!

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