Reinhold Krüger: Vom Bademeister zum Bürgermeister

Lügde. Mit Politik, sagt Reinhold Krüger, habe er nicht so viel am Hut. Doch genau das, glaubt der Schwimmmeistergehilfe, könnte bei der Kommunalwahl Mitte September sein großer Vorteil gegenüber seinen Mitbewerbern sein. Denn der 49-Jährige tritt als parteiloser Kandidat in Lügde an.

Neutral will er sein, die Politik will er den Parteien überlassen. Krüger lebt allein in einem Bungalow in einer Wohnsiedlung von Bad Pyrmont. Hier, im elterlichen Haus, hat er seine Kindheit und Jugend verbracht – fünf Jahre wohnte er auch in Lügde, dann zog er zurück in seine Heimatstadt. Sein Arbeitsplatz, das Freibad Lügde, ist nur wenige Kilometer entfernt.

Der Rasen auf dem Grundstück ist lang und mit Wildblumen durchsetzt, der Garten nicht akkurat gepflegt. Im Haus laufen Umbauarbeiten – ein neues Bad, neue Fenster. Krüger zuckt mit den Schultern: &bdquo;Ich lebe für meine Arbeit. Alles andere hat Zeit." Und die fehlt Krüger momentan, denn es ist Bade-Hochsaison: &bdquo;Samstags ist mein freier Tag, ansonsten bin ich jeden Tag von morgens bis abends im Freibad." Und dann läuft er schon mal 20 bis 30 Kilometer am Beckenrand und ist immer präsent. Schließlich hat er die Verantwortung für sein Freibad.

Im Winter hingegen läuft sein Leben entspannter ab. Dann hat er freibadfrei und ist dem Bauhof zugeordnet: &bdquo;Dann hab ich keine Verantwortung, sondern arbeite nur das ab, was mir zugewiesen wird." Und er verreist möglichst dreimal im Jahr – egal ob nach New York, nach Kuba oder zum Skilaufen, da ist der 49-Jährige flexibel.

So einen Chef will ich auf keinen Fall Die Idee, fürs Bürgermeister-Amt zu kandidieren, kam Krüger im Juni 2019: Damals präsentierte sich Elyeza Özer als erster Bürgermeisterkandidat für Lügde, der einen Ortsverband für &bdquo;Die Partei" gründen wollte. Eine Aussage Özers sei damals gewesen, dass man Schwimmbäder und Freizeiteinrichtungen nicht brauche: &bdquo;Mir ist schon klar, dass das eine Satire-Partei ist, aber da hab ich mir gesagt: So einen Chef will ich auf keinen Fall haben", erinnert sich Krüger.

Özer verzichtete auf eine Kandidatur – Krüger jedoch hatte sich zu dem Zeitpunkt schon bei seinem Chef und Noch-Amtsinhaber Heinz Reker erkundigt, welche Bedingungen er für eine Kandidatur erfüllen müsse.78 Unterstützerstimmen benötigte Krüger– kein Problem: &bdquo;Ich habe viele Freunde, da bin ich einfach mein Telefonverzeichnis durchgegangen."

Kurz gefragt

Zwar kann der Bademeister derzeit weder Häuserwahlkampf noch besondere Veranstaltungen machen, da ihm die Zeit fehlt, doch das sieht er nicht als Nachteil, denn viele Menschen würden ihn sowieso kennen; und auch er kenne sich aus, nicht nur in der Kernstadt, sondern auch auf den Dörfern – durch seine Tätigkeit im Elbrinxer Freibad, aber auch beim Bauhof.

Wieviel Konjunktiv liegt in seinen Antworten? Was er als erstes angehen würde, wenn er Chef im Rathaus wäre? &bdquo;Ruhe in die Politik bringen und dann erst mal schauen, was wie finanzierbar ist", sagt Krüger. Versprechen wolle er im Vorfeld nichts und auch keine Schwerpunkte nennen. Doch dann nennt er doch einen Punkt: Der ständigen Raserei, die täglich bis zum Freibad zu hören sei, Einhalt gebieten. Den Motorradlärm und die Geschwindigkeitsüberschreitungen würde er eindämmen wollen, sagt der 49-Jährige, der selbst Motorrad fährt.

Wieviel Konjunktiv liegt in seinen Antworten? Krüger, der sich als &bdquo;gerechtigkeitsfanatisch, offen und menschlich" bezeichnet, glaubt, dass er durchaus Chancen gegen die Verwaltungsprofis hat: &bdquo;Schließlich ist die Bürgermeisterwahl eine Personenwahl." Seine Badegäste begegneten ihm mit Respekt, er könne auch mal Fünfe gerade sein lassen – menschlich eben: &bdquo;Im Schwimmbad höre ich natürlich schon mal den Einwand: Wenn wir dich wählen und du Bürgermeister wirst, fehlt uns der beste Bademeister", sagt er augenzwinkernd.

&bdquo;Vom Bademeister zum Bürgermeister", ist denn auch Reinhold Krügers Wahlslogan – in Erinnerung an einen kleinen Jungen, der ihn vor sieben Jahren im Schwimmkursus immer mit &bdquo;Herr Bürgermeister" angesprochen habe – eine Vorsehung: &bdquo;Das hat mir irgendwie gefallen."

Reinhold Krüger persönlich Reinhold Krüger kommt gebürtig aus Bad Pyrmont, wo er auch heute noch in seinem Elternhaus lebt. Nach der Hauptschulzeit besuchte er die Höhere Handelsschule in Hameln, dann machte er eine Ausbildung zum Bademeistergehilfen. Seinen Beruf übt er seit drei Jahrzehnten aus, zunächst war er im Pyrmonter Wellenbad tätig, seit 2002 Jahren ist er bei der Stadt Lügde beschäftigt, wo er in den ersten fünf Jahren im Freibad Elbrinxen und seither in der Kernstadt die Badeaufsicht hat, sich um die Grünpflege und Technik kümmert.

In der Wintersaison lässt er es ruhiger angehen, ist dann beim Bauhof beschäftigt und fährt in den Urlaub. Krüger ist 49 Jahre alt, ledig und kinderlos. Er ist parteilos und engagiert sich in keinen Vereinen: &bdquo;Mir ist es wichtig, neutral zu bleiben."

Worte an die Wähler

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