Vorstellung: Wolfgang Siefert ist Ortsbürgermeister in Elbrinxen

Lügde-Elbrinxen. Mitten im 1.100-Seelen-Ort steht ein Schwein auf einem Podest. Das Denkmal, das an zwei besondere Events in den 80ern erinnert, ist für Wolgang Siefert zugleich Synonym für eine starke Dorfgemeinschaft. Damals hatten einige Elbrinxer eine geradezu irre Idee: Ein Schweinerennen. Viele Hände fassten mit an, damit die Veranstaltung am Ende ein voller Erfolg wurde. Das schweißte die Bewohner zusammen.

Das Schweinerennen ist Geschichte, fand 1982 zum zweiten und letzten Mal statt, doch die Lehren daraus sind geblieben: Gemeinsam schafft man mehr. Ein Motto, das auch Wolfgang Siefert, seit der jüngsten Kommunalwahl frisch gewählter SPD-Ratsherr und zugleich neuer Ortsbürgermeister von Elbrinxen, beherzigen will. So hat er ein Kernteam aus vier Dorfbewohnern, drei Frauen und einen Mann, um sich gescharrt. Keine gewählten Personen, sondern einfach Menschen, die mit ihm zusammen das Leben im Dorf mitgestalten wollen.

Es ist ein nasskalter Januartag. Wir treffen uns an der ehemaligen Sparkasse. Geblieben von der ehemaligen Filiale ist die Inschrift am Haus und der Geldautomat – immerhin. Der sollte nach der Schließung der Filiale auch abgebaut werden, doch da haben die Elbrinxer protestiert, auch Wolfgang Siefert. Mit Erfolg.

Der 64-Jährige hat sein Leben lang in Elbrinxen gelebt, seine Frau stammt aus Falkenhagen, die Kinder, mittlerweile erwachsen, leben ebenfalls im Ort. Seit zehn Jahren ist er Vorsitzender des TSV Elbrinxen. Im Sportverein ist fast das ganze Dorf dabei, 840 Mitglieder hat er. Und die Sportler, sagt Siefert, hätten schon lange erkannt: &bdquo;Ohne Zusammenspiel geht es nicht." Seit 1982 gibt es eine gemeinsame Fußballjugend in Lügde, inzwischen kooperieren auch die Erwachsenen. Für Siefert das beste Beispiel: &bdquo;Auch in Elbrinxen müssen die Vereine zusammenarbeiten, ebenso wie die umliegenden Dörfer. Ein Ort allein schafft es nicht."

Wolfgang Siefert liebt die Gegend Vieles hat sich in den vergangenen 64 Jahren verändert. Keine Bank mehr, keine Grundschule, die Vereinsgaststätte Lutter geschlossen und das Internet lässt zu wünschen übrig... Ob er schon mal erwogen habe, wegzuziehen? Nein, Wolfgang Siefert schüttelt den Kopf. Warum auch, er liebt die Gegend: &bdquo;Die ländliche Umgebung ist unsere Heimat", sagt er, und er lobt die funktionierende Dorfgemeinschaft, das aktive Vereinsleben und die Nähe zur Arbeitsstelle. Seit 1972 ist er bei der Stadtverwaltung in Bad Pyrmont tätig. Im März geht er in den Ruhestand, nach fast einem halben Jahrhundert. Langweilen wird er sich nicht, dafür haben die Wähler mit einem klaren Votum gesorgt: Rund zwei Drittel der Stimmen haben die Elbrinxer dem SPD-Kandidaten im September gegeben.

Corona macht es ihm nicht leicht: Noch haben bis auf die konstituierende Ratssitzung keine politischen Termine stattgefunden, die Januarsitzung mit Elbrinxer Bürgern und Vereinen wurde abgesagt, ebenso die erste Bürgersprechstunde, die Siefert jeden Monat anbieten will, denn so möchte er &bdquo;den kurzen Draht ins Rathaus" ermöglichen. Und später, wenn der Lockdown beendet sein wird – was wird dann aus dem Dorf und den Bürgern? &bdquo;Ein Jahr lang haben wir keinen Kinder- und Jugendsport gemacht. Ich mache mir Sorgen, dass, wenn es endlich wieder losgehen darf, nicht alle auf den Zug aufspringen." Wie man die Jugend bei der Stange halten kann, wo man neue Übungsleiter findet, seien wichtige Fragen, Ideen seien gefragt: &bdquo;Und dabei geht es nicht nur ums Geld."

Wolfgang Siefert ist sich sicher, dass sich sein Dorf in den nächsten zehn Jahren weiter verändern wird: Der Grundschulstandort ist schon vor Jahren aufgegeben worden, für Wolfgang Siefert, dessen einzige Enkelin im Sommer eingeschult wird und der selbst in Elbrinxen die Volksschule besuchte, noch immer ein wunder Punkt. Und auch der Inhaber des letzten Hotels im Ort wolle altersbedingt aufhören. Nachfolger für Geschäfte auf dem Land sind kaum zu finden: &bdquo;Ich denke, für alle Geschäfte, die nicht in Familienhand sind oder bleiben können, wird es schwierig."

Immer noch der Missbrauchskandal Doch es gibt auch positive Nachrichten: Die alte Schulturnhalle wurde aufwendig saniert, und um das Rest-Schulgebäude für Vereinszwecke nutzen zu können, wurden öffentliche Mittel gewährt. Der ÖPNV wurde verbessert – inzwischen fährt stündlich der Bus bis nach Bad Pyrmont: &bdquo;Nun müssen die Bürger ihn aber auch nutzen", mahnt er. Das Freibad, das es 2020 durch eine schwere Saison geschafft habe, werde den Elbrinxern erhalten bleiben, ist Siefert überzeugt – ebenso wie der Campingplatz, von dessen Gästen das benachbarte Freibad natürlich auch profitiere.

Ja, der Campingplatz, der 2019 mit dem bis dato größten Kindesmissbrauchsfall Deutschlands Geschichte schrieb, und mit ihm der Ort Elbrinxen, die Stadt Lügde. Ist das noch Thema im Dorf? Vor allem im Gespräch mit Auswärtigen, wenn der Name Lügde falle oder man erklären müsse, woher man stamme, werde Lügde immer noch mit dem Missbrauchsskandal verknüpft, hat Siefert festgestellt.

Der Dorfrundgang ist beendet. Eine Handvoll Menschen haben wir getroffen, freundlich gegrüßt. Auf dem Dorf bleibt man auch schon mal stehen, um ein Pläuschchen zu halten: Da kann eine kleine Besorgung zu Fuß gut und gerne ein Stündchen oder länger dauern. Auch das schätzt Wolfgang Siefert an seinem Heimatort – in der Corona-Zeit, in der die Einsamkeit zunimmt, aber auch sonst: &bdquo;Wenn ich mal 80 bin, werde ich mich auch freuen, wenn mal einer stehen bleibt und fragt, wie es mir geht."

Persönlich Wolfgang Siefert ist 64 Jahre alt, hat sein Leben lang in Elbrinxen gelebt, wo er nach der Kommunalwahl Ortsbürgermeister wurde.

Im September 2020 wurde er für die SPD direkt in den Rat gewählt. Seit 2010 ist der Verwaltungsangestellte

Vorsitzender des TSV Elbrinxen. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und eine Enkelin. Seine Hobbys sind Tischtennis und Leichtathletik.

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