Fall Lügde: Warum das Jugendamt Höxter jetzt in die Kritik gerät

Düsseldorf. Bereits seit Juli 2019 vernehmen die Abgeordneten im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss "Kindesmissbrauch" (PUA IV) des Düsseldorfer Landtags Zeugen um Zeugen. Und noch immer erfahren sie neue Details, die sie fassungslos zurücklassen. So auch am Mittwoch, als zwei Mitarbeiterinnen des Jugendamts Höxter vernommen wurden. Die Sitzung dauerte letztlich ganze sieben Stunden.

Wie berichtet, hatte sich zunächst eine 28-jährige Sozialarbeiterin den Fragen der Mitglieder gestellt. Im weiteren Verlauf des Abends sagte dann auch die Teamleiterin des Jugendamts Höxter als Zeugin aus. Sie räumte im Verlauf des Abends ein, dass Aktenvermerke nach Bekanntwerden des Kindesmissbrauchs verändert und handschriftliche Notizen nachträglich eingefügt wurden. "Das wirft zumindest weitere Fragen im Umgang mit Meldungen zu Kindeswohlgefährdungen in Höxter auf", lautete eine erste Reaktion von SPD-Ausschussmitglied Jürgen Berghahn, Landtagsabgeordneter aus Lippe.

Aufgebracht war anschließend auch der FDP-Landtagsabgeordnete Marc Lürbke aus Paderborn. &bdquo;Hätte man die vorhandenen Informationen über möglichen Missbrauch in Jugendamt und Familienhilfe intensiver zusammengefügt, wäre den Kindern auf dem Campingplatz in Lügde womöglich sehr viel entsetzliches Leid erspart geblieben." Lürbke empfindet es als bedrückend, wie distanziert häufig von grauenvollem Missbrauch gesprochen werde. &bdquo;Vielfach fällt es sogar selbst Zeugen aus der Kinder- und Jugendhilfe schwer, überhaupt die Worte Sexueller Missbrauch auch nur auszusprechen."

Was ist das Beste fürs Kind? Er könne verstehen, dass das Thema vielen unangenehm sei, bei professionellen Kräften zum Schutz der Kinder in den Jugendämtern und Familienhilfen sei das aber komplett fatal, so der Abgeordnete. &bdquo;Immer wieder stellen wir fest, dass genau dies mutmaßlich dazu führte, dass Erkenntnisse und Meldungen nicht ausgetauscht oder eindeutig benannt wurden." Die Zeugenbefragungen aus dieser Woche hätten gezeigt, wie wichtig es sei, dass stets alle Informationen, besonders auch Verdachtsmeldungen über sexuellen Missbrauch, zwischen den zuständigen Akteuren in der Kinder- und Jugendhilfe ausgetauscht werden. Zudem müsse in der Kinder- und Jugendhilfe viel stärker der Blick auf die Interessen des Kindes gelegt werden, so Lürbke.

Entscheidende Frage müsse stets sein: Was ist das Beste für das Kind? Der Landtagsabgeordnete fordert zudem in allen Behörden deutlich stärkere Schulungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und mehr Expertise in diesem Bereich. &bdquo;Nur so können sexueller Missbrauch und die teils perfiden Täterstrategien auch frühzeitig als solche erkannt werden."

CDU-Ausschussmitglied Dietmar Panske hat den Eindruck, dass das behördliche Handeln der drei beteiligten Jugendämter unterschiedlich ausgelegt wurde und dass gewisse Prozesse bei der Umsetzung gesetzlicher Vorgaben unterschiedlich interpretiert wurden. &bdquo;Das überrascht mich." Als eines der größten Probleme könnte sich auch der Datenschutz herausstellen, so Panske. &bdquo;Die Frage muss erlaubt sein: Ist es zielführend, dass wichtige Informationen aus Datenschutzgründen nicht transportiert werden dürfen, die aber frühzeitig auf Signale von Missbrauch hindeuten könnten?"

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