Reunion in Lügde: Abenteuer auf Tour, Lampenfieber und schöne Frauen

Lügde. Erinnern Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich noch an Bluesbrothers, jenen legendären Film von 1980 mit John Belushi und Dan Aykroyd? &bdquo;Wir bringen die Band wieder zusammen!“ ist einer der zentralen Sätze in dem Streifen. Nun sind Fabian Lau, Carsten Hormes und Roman Metzner nicht gerade Männer in schwarzen Anzügen und dunklen Sonnenbrillen. Aber die Mission ist irgendwie dieselbe. Nur dass sie am Samstag, 8. Februar, auf dem Weg zur Bühne im Lügder Klostersaal vermutlich keine verbrannte Erde hinterlassen werden.

Wie habt Ihr Euch eigentlich kennengelernt?

Carsten Hormes : Ich hatte damals gemeinsam mit meinem Freund, dem Liedermacher Michael Motzek aus Lage, in Paderborn die &bdquo;andere Agentur“. Da kam eines Tages ein Typ im Anzug rein, mit einer sehr schönen Frau. Ich hab gedacht, &bdquo;was für ein Schnösel, der ist mir unsympathisch. Aber der hat ’ne hübsche Frau“, also habe ich mit ihm geredet.

Fabian Lau: Das war 1993. Ich hatte eigentlich in Köln gewohnt und bin wegen der schönen Frau nach Paderborn gezogen. Und ich habe mich vorgestellt, weil ich meine Lieder auf die Bühne bringen wollte.

Carsten Hormes: Ich habe mir das Demoband angehört. Das waren deutschsprachige Chansons, und er wollte sie mit einem großen Orchester präsentieren. Zwei Tage später habe ich bei ihm im Wohnzimmer gesessen und gesagt: &bdquo;Vergiss die große Besetzung. Die Texte sind der Knaller. Ich spiele Kontrabass, das reicht.“

Fabian Lau: Ich habe erst gedacht, der klaut meine Lieder und will sie selbst rausbringen. Aber dann habe ich ihm tief in die Augen geschaut.

Carsten Hormes: Naja, ganz ehrlich war ich nicht. Denn das mit dem Kontrabass war damals noch gelogen. Ich hatte einen aus Sperrholz, konnte aber nicht spielen und habe dann wahnsinnig viel geübt.

Fabian Lau: Die Texte kamen von mir, ich saß mit der Gitarre vorne. Und Carsten hatte eine Anlage, ein Auto und Kontakt zum WDR.

Da war doch noch ein Dritter im Bunde, wie kam das zustande?

Fabian Lau: Ich kannte Roman Metzner aus der Kölner Szene, der war damals schon ein virtuoser Musiker. Den haben wir dann mitgenommen, wenn wir ihn uns leisten konnten. Die 100 Mark hatten wir damals nicht bei jedem Auftritt.

Aber hauptsächlich seid Ihr zwei gemeinsam auf Tour gegangen, eine echte Ochsentour.

Carsten Hormes: Allerdings: Wir sind mal an einem Tag in Flensburg aufgetreten und am nächsten am Vierwaldstädter See.

Fabian Lau: Manchmal spielten wir in Paderborn, und die schöne Frau saß in der ersten Reihe. Und sie hat mich wirklich geheiratet.

Einen Mann, der ungeheuer viel unterwegs war...

Fabian Lau: Ja, in manchen Jahren hatten wir 100 Auftritte. Das haben wir zehn Jahre lang zusammen gemacht.

Carsten Hormes: Nach den zehn Jahren hätte ich bei &bdquo;Wetten dass“ auftreten können. Ich hätte damals unter Hunderten meinen Gitarristen am Geruch erkennen können - im Positiven natürlich.

Klar, wenn man so viele Kilometer gemeinsam im Auto sitzt... Habt Ihr Euch nie gezofft?

Fabian Lau: Ich kann mich nur an zwei Male in den zehn Jahren erinnern. Einmal ging es um Geld und einmal um einen Verriss, den ich nebenberuflich als Kulturjournalist über eine von Carsten im Altenbekener Ofenmuseum präsentierte Veranstaltung geschrieben habe.

Habt Ihr Euch dann geeinigt?

Carsten Hormes: Müssen wir wohl, sonst könnte ich mich erinnern.

Fabian Lau: Bei der Sache mit dem Verriss war Carsten echt stinkig. Sonst hat er mir immer geholfen, meine Sachen aus dem Auto zu tragen. Damals hat er mich nur bei mir zuhause abgesetzt und ist gefahren.

Wie habt ihr es geklärt?

Fabian Lau: Wir haben später noch mal ganz offen miteinander geredet. Carsten hatte sich gezwungen gesehen, bei der Eröffnung der Kleinkunstbühne im Ofenmuseum jemanden aus der lokalen Szene auftreten zu lassen und wusste selbst, dass das nicht so toll war.

Später sind da ja ganz andere aufgetreten bei Carsten, als er das Kulturbüro OWL gegründet hat und als Veranstalter aufgetreten ist. Die sind heute alle berühmt...

Carsten Hormes: Das habe ich dieser Tour mit Fabian zu verdanken, die Kontakte, die wir da geknüpft haben, waren der Grundstein. Da haben wir sie alle kennengelernt, die Missfits, Hennes Bender, Jochen Malmsheimer und Frank Goosen als Tresenlesen, Rüdiger Hoffmann, Dieter Nuhr...

Lauter große Namen. Aber nun wart Ihr ja gemeinsam unterwegs. Worüber habt Ihr auf Euren langen Fahrten gesprochen?

Fabian Lau: Wir haben uns unsere Leben erzählt, uns da eigentlich erst richtig kennengelernt.

Habt Ihr im Hotel ein Doppelzimmer genommen?

Fabian Lau: Nein, um Gottes Willen!

Wieso nicht, wäre doch viel billiger gewesen?

Fabian Lau: Jaaa, aber ich wollte nach der Aufführung reden, ich wollte die Stadt sehen. Und er wollte schlafen.

In was für Hotels seid Ihr denn so abgestiegen?

Fabian Lau: Von der größten Kaschemme bis zum Grandhotel.

Carsten Hormes: Wir sind mal im Maritim in Stuttgart abgestiegen, und am Ende des Abends fanden wir uns in der Bar mit Roberto Blanco, dem Boxer Axel Schulz und Dolly Buster wieder.

Ihr hattet bestimmt auch weibliche Fans...

Fabian Lau: Ja, und ich habe mich immer gefragt, warum die schönen Frauen eigentlich immer bei Carsten gelandet sind, wo ich doch vorne auf der Bühne gestanden und die Lieder gesungen habe.

Carsten Hormes: Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass Du Ihnen die Beine abschneidest.

Ach, Du meinst à la: &bdquo;Ach Gottchen, das ist der Arm von Lottchen...“ wie in Fabians Lied. Habt Ihr Euch oft gegenseitig aufgezogen?

Carsten Hormes: Wir hatten ein paar Running Gags.

Fabian Lau: Ja, wenn ich mal einen Witz gemacht habe. Dann hat Carsten gesagt...

Carsten Hormes: Ich hab gesagt: &bdquo;Du kannst ja witzig sein, Du solltest das mal beruflich machen.“

Wie hast Du denn die gemeinsamen Touren erlebt, Carsten?

Carsten Hormes: In Teilen ziemlich anstrengend. Wenn Du im Auto einen neben Dir sitzen hast, der voller Lampenfieber und Selbstzweifel ist und Du musst ihn aufbauen, damit er sich überhaupt auf die Bühne traut. Und auf dem Rückweg, wenn er natürlich wieder abgeliefert hat und ganz toll war, hörst Du: Hast Du das mitgekriegt, war das nicht toll, da beim dritten Lied...

Fabian Lau: Ja, das war ganz schlimm mit dem Lampenfieber. Ich habe mal erlebt, dass in der dritten Reihe jemand saß, der in der ersten Hälfte des Programms mit zurückgelegtem Kopf und geschlossenen Augen dagesessen hat. Ich denk: Ich bin so schlecht, dann hau doch ab.

Carsten Hormes: 99 andere sitzen da, hören zu und applaudieren, und Fabian sieht nur den einen...

Fabian Lau: Ich dachte schon, der kommt nach der Pause nicht wieder. Aber der saß weiter da, genauso mit geschlossenen Augen. Nach der Vorstellung kam er zu mir und hat gesagt, wie toll er es fand. So toll, dass er die Augen zugemacht hat, damit er nur die Texte und die Musik hört.

Carsten Hormes: Wenn Dieter Nuhr in der vierten Reihe einen leeren Stuhl sieht, dann sagt der: Was ist das denn, ich dachte, es ist ausverkauft. Der hat genauso Lampenfieber, das haben die alle.

Hat sich das denn bei Dir irgendwann gelegt, Fabian?

Fabian Lau: Ja, ich habe mich coachen lassen, seitdem ist es etwas besser.

Hast Du denn nie Lampenfieber, Carsten, wenn Du vor vielen Leuten stehst? Ich kann mir ja noch vorstellen, dass Du es als Bassist im Hintergrund einigermaßen leicht hast. Aber immerhin hast Du ja auch die Künstler vor Tausenden Zuschauern in großen Hallen angekündigt, egal ob Atze Schröder oder das Düsseldorfer Kommödchen oder Hannes Wader.

Carsten Hormes: Eigentlich nicht. Mein Job als Veranstalter ist es, den Künstlern den Weg auf die Bühne zu ebnen. Und für Fabian bin ich einfach der größte Fan und sehr ehrfürchtig vor dem, was er kann.

Fabian Lau: Für mich war Carsten immer so etwas wie ein großer Bruder, er ist ja auch der Ältere von uns beiden.

Aber irgendwann war es vorbei mit dem Krachen lassen und auch mit dem gemeinsamen Touren.

Carsten Hormes: Die erste Zeit war wirklich Rock`n Roll. Aber irgendwann sind wir seriöser geworden, und wir haben uns gefragt, möchtest Du mit 40 weiter so leben...

Fabian Lau: Ich habe es geliebt, ständig unterwegs zu sein, neue Leute kennenzulernen, neue Städte. Bei Carsten war das nicht so..., spätestens mit der Geburt seines Sohnes.

Carsten Hormes: Ja, mit einer Kleinfamilie wäre es sonst schwierig gewesen. Und ich habe zu Fabian gesagt: Du kannst das auch allein, Du brauchst mich nicht. Wir haben uns wirklich sehr freundschaftlich getrennt.

Fabian Lau: Und dann war ich als Kabarettist unterwegs. Ich weiß noch, wie ich mein erstes Programm &bdquo;Ich bremse auch für Künstler“ präsentiert habe. Ich bin dann auch zurück in meine Heimatstadt Darmstadt gezogen, und es hat sich herausgestellt, dass die schöne Frau an meiner Seite doch noch nicht die richtige war. Ich habe die Liebe meines Lebens gefunden.

Und Ihr hattet in den vergangenen 20 Jahren immer noch Kontakt..

Carsten Hormes: Ja, sporadisch, jeder hat ja so sein Leben gelebt. Irgendwann haben wir uns mal getroffen und ich habe gesagt, lass uns doch mal wieder auf Tour gehen. Und ein paar Tage später kam von Fabian ein handgeschriebener Brief, in dem er mich fragte: Hast Du das ernst gemeint? Ich bin dabei.

Und jetzt, nach 30 Jahren, macht Ihr es wirklich, gemeinsam mit Roman.

Fabian Lau : Ja. Allerdings anders. Wir fangen zwar wieder von vorne an, aber wir haben uns verändert, wir müssen ja nicht mehr davon leben.

Du, Fabian, arbeitest ja wieder als Krankenpfleger. Eure Lieder, teilweise ja mit sehr schwarzem Humor, klingen so merkwürdig aktuell, wenn ich nur an &bdquo;Willkommen auf der Intensivstation“ denke. Summst Du das manchmal, wenn Du auf die Station kommst?

Fabian Lau: Ja, manchmal hab ich das tatsächlich im Kopf.

Carsten Hormes: Uns hat mal jemand gesagt: Ihr wart vor 30 Jahren eigentlich zu früh mit Euren Liedern und Texten. Jetzt passen sie wunderbar.

Jau, und davon können sich die Menschen am Samstag, 8. Februar, um 20 Uhr bei Kultur im Klostersaal Lügde ein Bild machen. Danke für das Gespräch, Ihr Zwei.

Die Fragen stellte LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer

Karten gibt es für 21,73 Euro im Vorverkauf online unter wohlsein.ticket.io , in Lügde beim Schuhhaus Thiele oder bei Ahrens Zuhause in der Mittleren Straße.

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