<p class="x_MsoNormal" data-olk-copy-source="MessageBody">Lügde. „Misstrauen Sie dem unverwechselbaren Geschmack“, mahnt mit William Gibson der Mann, der den Cyberspace erfunden hat. Und könnte damit auch „Fabian und die Detektive“ gemeint haben. Das Trio, das im letzten Jahrtausend Bertold Brecht an die Wände ihrer Veranstaltungsräume zu tackern schien: „Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen: den Vorhang zu und alle Fragen offen.“</p> <p class="x_MsoNormal">Am Samstag waren sie zu Gast bei der Lügder Kolpingsfamilie, die mit der Reihe „Kultur im Kloster“ auch nach 24 Jahren Fans aus der gesamten Region in das ehemalige Franziskanerkloster lockt. Fabian und die Detektive war auch die Formation, die im Sommer 2001 als allererster Act den Boden bereitete für viele gelungene Kleinkunst-Abende, in denen die Besucher mitgerissen wurden, inspiriert und irritiert oder sich in vor Lachen hilflos in den Stühlen japsende Knäuel verwandelten.</p> <p class="x_MsoNormal">Fabian und die Detektive, das sind Fabian Lau, Carsten Hormes und Roman Metzner. Und extra für sie ist auch der ehemalige Lügder Bauamtsleiter Günter Loges gekommen. Loges hat schließlich nicht nur sehr aktiv daran mitgewirkt, die Kleinkunstreihe in Lügde zu etablieren, sondern als Mitglied der Kolpingsfamilie auch die Organisation und Versorgung der Bühnenstars mit übernommen. „Und für die drei habe ich heute auch wieder Schnittchen vorbereitet“, freute er sich auf ein Wiedersehen.</p> <p class="x_MsoNormal">Gut gelaunt sitzen die Gäste im Zuschauerraum des Klostersaals, plaudern und kichern - auch über Stuhlreihen hinweg. Dann legt Fabian mit seinen Texten los und es gleißt neonschwarz von der Bühne. So heißt es in „Ich habe das Paradies geseh’n“, dass es eigentlich gar nicht so schön sei, sondern nur ein weiß gekachelter Raum, von dem ein verletzter Soldat berichtet, der dort amputiert wurde.</p> <p class="x_MsoNormal Zwischenzeile" data-semantic="p">Musikalisch ganz groß</p> <p class="x_MsoNormal">Zwischen den tiefschwarzen Liedern berichtete Fabian auch immer wieder von der öffentlichen und veröffentlichten Würdigung der tiefschwarzen Texte, die aus seiner Feder stammten, die in den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts Reaktionen hervorriefen, die an das armenische Sprichwort erinnerten: „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd.“ Die drei wurden zwar nicht von der Bühne gejagt, wenn sie Kindesmissbrauch thematisierten, der Me-too-Debatte voraneilten oder in die dunklen Kammern der Seelengruften so mancher Zeitgenossen leuchteten.</p> <p class="x_MsoNormal">Aber das bürgerliche Lager goutierte diese Introspektion so gar nicht. Die Leichen im Keller sollten nicht pietätlos dabei gestört werden, wenn sie sich gerade so gemütlich aneinander kuscheln. Und so legte Fabian und die Detektive erst einmal eine Pause ein - so rund 30 Jahre, um die Betroffenheit des Publikums erst mal abklingen zu lassen.</p> <p class="x_MsoNormal">Mit den 30 Jahre alten Stücken zeigten Fabian und die Detektive am Samstag nicht nur ein Sittengemälde aus längst vergangenen Tagen - die in Reime gegossenen Abgründe gähnen immer noch, nur der Umgang damit wird anders. Wurde das Böse damals noch tabuisiert, wird es heute weitgehend banalisiert. Während William Gibson mit seinen Science-Fiction-Romanen die Bedeutung des Internets oder der virtuellen Pseudorealität vorwegnahm, mahnte er auch, die Moral und Grundwerte nicht dem Zeitgeist und dem Geschmack unterzuordnen oder sich durch Interpretation willfährig zu machen.</p> <p class="x_MsoNormal">Musikalisch gehören Roman Metzner, Fabian Lau und Carsten Hormes zu den ganz Großen. Metzner, der völlig frei von großen Gesten mit seinem roten Akkordeon hinter dem Mikrofonständer ausharrte, hat mit seinem Gerät schon die gesamte Band von „Queen“ ersetzt, während Aaron Perry Freddy Mercury gab. Lau brillierte an der Akustik-Gitarre und Hormes zupfte in bekannt souveräner Pose den Kontrabass. Dazu sang Lau von Gemeuchelten, von Unterdrückten und von Träumen von der Zukunft und das Publikum zeigte sich restlos begeistert.</p>