Ausritt in Biesterfeld wirkt wie Balsam für die Kinderseele

Lügde-Biesterfeld. Gemächlich setzt &bdquo;Buma“ einen Huf vor den anderen, als er am Morgen eine Runde um Biesterfeld, den winzigen Ort gleich neben Rischenau, dreht. Geführt wird das Konik-Perd von seiner Besitzerin Celeste Pruß, und auf dem Rücken wiegt sich im Takt der Schritte die fünfjährige Lina. Mit dabei ihre Mutter Desirée Spilker, die den Spaziergang in der blassen Morgensonne und bei Minustemperaturen ebenfalls genießt. Da wandert ein Quartett, das vollkommene Harmonie ausstrahlt und von den wenigen Menschen, die um diese Zeit unterwegs sind, freundlich gegrüßt wird.

Desirée Spilker hatte sich im November an einer Aktion beteiligt, die Sozialpädagogin und Reittherapeutin Celeste Pruß ins Leben gerufen hatte, in der sie zu Weihnachten &bdquo;Pferdezeit“ verschenkte (die LZ berichtete). Sie wollte damit drei Kindern, deren Familien im Leben benachteiligt sind, eine Freude bereiten. Desirée Spilker hatte das Glück, einen Platz ergattern zu können. Ihre Intention war es, ihrem Töchterchen etwas Gutes zu tun, sagt sie. &bdquo;Denn in der Zeit meiner Krebstherapie hat Lina ja genauso mitleiden und natürlich viele Nachteile in Kauf nehmen müssen“, berichtet die Mutter von dem Schicksalsschlag, den die Familie erfahren hat.

Mutter und Tochter sind Glücksgefühle anzusehen Lina ist an diesem Tag zum ersten Mal mit Pferden in Kontakt und höchst begeistert. Nach der Ankunft lernte das Mädchen zunächst die Tiere kennen und durfte schließlich entscheiden, auf welchem Pferd sie ihren Ausritt machen möchte. Ihre Wahl fiel auf &bdquo;Buma“, ein Konik-Pferd.“ Konik-Pferde sind eine Ponyrasse aus Polen, die optisch stark an den Tarpan, das ausgestorbene Wildpferd Europas, erinnern. Deshalb hat &bdquo;Buma“ auch ein falbfarbenes Fell mit verschiedenen Grauschattierungen, und ein sehr gut ausgeprägter Aalstrich ist auf dem Rücken zu sehen. Das etwas zottelige Fell an den Beinen deutet auf Robustheit und Widerstandsfähigkeit hin, und bemerkenswert ist seine Ruhe und Ausgeglichenheit. Beste Voraussetzungen für ein Therapiepferd, das mit Kindern und Erwachsenen gut kooperieren soll.

&bdquo;Buma“ wurde von Lina zunächst gestriegelt und damit der erste Kontakt hergestellt. Dann wurde ihm anstelle eines Sattels ein Pad aufgelegt, denn, so erklärt Celeste Pruß, &bdquo;dadurch werden die dreidimensionalen Schwingungen bei Bewegungen viel besser übertragen, was dem therapeutischen Zweck sehr entgegenkommt.“ Nun ist Lina kein Therapiekind, doch wie stark eine Reittherapie wirken kann, beschreibt die 31-jährige Fachfrau am Beispiel eines ihrer Patienten. &bdquo;Seit zwei Jahren betreue ich einen Jungen, der ein ruhiger, eher verschlossener und schwer zugänglicher Typ war. Im Laufe der Zeit lernte er, sich gegenüber dem Tier durchzusetzen, denn wenn er nicht kommunizierte, blieb das Pferd einfach stehen“, erzählt die Reittherapeutin. Inzwischen habe er eine große Selbstständigkeit entwickelt, hole das Pferd, lege ihm das Halfter an, putze es und helfe beim Satteln. Er habe sich emotional auf das Pferd eingestellt. Das war bei Lina sofort der Fall, und sowohl ihr als auch ihrer Mama sind die Glücksgefühle anzusehen.

Kindheitstraum erfüllt Nach Lina werden noch zwei weitere Kinder jeweils an einem Tag auf den Hof kommen und die Zeit mit den Pferden genießen dürfen. Celeste Pruß, die zum Muttertag erneut Pferdezeit verschenken möchte, nimmt sich viel Zeit für die Kinder. Auf dem Biesterfelder Pferdehof hat sich die 31-Jährige quasi selbst einen Kindheitstraum erfüllt, denn schon mit zehn Jahren begann sie mit dem Reiten, und seit ihrer Ausbildung zur Erzieherin war ihr klar, auch etwas mit Tieren machen zu wollen. Als dann vor sieben Jahren das erste eigene Pferd kam, wofür sie noch einen Stall anmieten musste, konnte sie sich vor viereinhalb Jahren den Wunsch von einem eigenen Reiterhof in dem beschaulichen Biesterfeld erfüllen.

Zusätzlich waren die Weiterbildungen zur Reittherapeutin und Fachkraft für tiergestützte Intervention hilfreich, einerseits als Sozialtherapeutin in einem festen Arbeitsverhältnis zu arbeiten und andererseits freiberuflich Reittherapie anzubieten. Auf diesem Fundament fällt es der agilen Frau leicht, Kindern und Erwachsenen, beispielsweise mit Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen, ein Angebot zu machen und, wie im Fall ihrer zu Weihnachten verschenkten &bdquo;Pferdezeit“, Kindern Freude zu bereiten.

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