Warum die Stadt Lügde demnächst möglicherweise eigenen Strom erntet

Lügde. Die Fläche entlang der ehemaligen B 239 kurz hinter Wöbbel ist bereits seit Wochen vorbereitet, jetzt wird sie auch genutzt: Hier stehen auf Stahlplatten im Acker am Ortsausgang Richtung Schieder diverse Komponenten für Windräder, hauptsächlich Flügelelemente mit ihren gigantischen Ausmaßen. Es ist das Zwischenlager für die Komponenten, die peu à peu an die Standorte im Bereich Elbrinxen, Sabbenhausen und Wörderfeld transportiert werden.

Seit Dienstag dieser Woche kriechen dann die sogenannten Selbstfahrer auf der Straße gen Lügde, durch die Ortsdurchfahrt Schieder am See entlang, vorbei an Harzberg bis zum Handweiser und von dort Richtung Storchendorf. Das geht im Schneckentempo vorwärts, pro Nacht dürfte sich nur ein Transport realisieren lassen, hatte Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth jüngst mitgeteilt. Zunächst durften die Transporter ab 19 Uhr loszockeln, aber weil sich dahinter eine riesige Autoschlange vor der Ortseinfahrt Schieder gebildet hatte, ist dieser Zeitpunkt deutlich nach hinten verlegt worden, auf nach 21 Uhr. &bdquo;Da hat der Kreis sehr gut reagiert“, lobt Bierwirth.

Die Firma West Wind Energy zeichnet verantwortlich für den Windpark Lügde, in dem derzeit elf Windkraftanlagen aus der Schmiede von Enercon entstehen, jede mit einer Nabenhöhe von 166 Metern und einer Leistung von je 5,56 Megawatt.

Magnet für Schaulustige Wer von Harzberg Richtung Lügde fährt, sieht einige der Anlagen bereits in Teilen am Horizont auftauchen: Manche bestehen bisher nur aus den Rumpfteilen, andere haben bereits Flügel, und kurz vor Elbrinxen ist mitunter ein Selbstfahrer geparkt, der einen der Giganten trägt und auf die Weiterfahrt wartet. Wie fast überall, wo derlei Transporte unterwegs sind, sammeln sich auch hier die Schaulustigen: &bdquo;Das ist schon gigantisch, wenn die so unterwegs sind“, sagt eine Frau, die eigens hierher gekommen ist, um mal einen Flügel aus der Nähe zu sehen.

Jeder der drei Rotoren, wie sie ja eigentlich richtig heißen, misst 160 Meter. Die Selbstfahrer sind in der Lage, ihre Last aufzurichten, sodass auch das Manövrieren durch Ortschaften gelingt. So war es auch im vergangenen Jahr beim Transport der Brakelsieker Komponenten .

Diverse Firmen - zwei aus Niedersachsen, zwei aus Bayern und eine aus Sachsen - sind beim Windpark Lügde beziehungsweise Wörderfeld beschäftigt: Wegebau, die Fundamente, der Turmbau, das Umspannwerk, aber auch der Winterdienst wollen besorgt werden. Diesmal ist nicht die Paderborner Firma Hoffmann mit ihren typischen blauen Kränen und Fahrzeugen beteiligt, sondern Steil Kranarbeit aus Trier.

Wer den Stand der Arbeiten verfolgen und nicht persönlich vor Ort sein möchte, der kann das Ganze auch im Internet verfolgen: Unter https://www.w-wind.de/windpark_luegde präsentiert West Wind den Fortgang der Arbeiten recht anschaulich und reich bebildert, unter anderem mit Fotos aus luftiger Höhe. Für jedes einzelne Rad lässt sich hier auch der Stand der Bauarbeiten ablesen.

Kaufangebot für Lügde Doch was haben denn die Lügder Bürgerinnen und Bürger eigentlich davon, außer dass sich das Landschaftsbild durch den neuen Windpark massiv verändert? Unter Umständen sehr viel, wie Lügdes Bürgermeister Torben Blome sagt. &bdquo;Die Firma West Wind hat eines der Räder der Stadt zum Kauf angeboten“, berichtet er. Will sagen: Sollte alles so klappen, wie die Verwaltung sich das denkt, könnte die Osterräderstadt demnächst ein fertiges Windrad ihr Eigen nennen und dann eben auch die Erträge aus der Windenergie einstreichen.

&bdquo;Von dieser Variante hätten alle Bürgerinnen und Bürger etwas“, betont das Stadtoberhaupt. Andernorts, unter anderem in Blomberg, hatten Bürger die Möglichkeit, sich mit Anteilen an einer stadteigenen Windkraftanlage zu beteiligen. &bdquo;Aber bei der von uns angedachten Variante kämen alle Lügderinnen und Lügder in den Genuss.“

Üblich ist für einen solchen Windpark folgendes Konstrukt: Für jede einzelne Anlage wird eine GmbH gegründet, die sich dann gemeinsam mit den jeweils anderen GmbHs zu einer Kommanditgesellschaft zusammenfindet. Würde die Stadt also eines der Windräder kaufen, wäre die entsprechende GmbH eine hundertprozentige Tochter der Stadt und die Erträge kämen dem städtischen Haushalt zugute.

Für Torben Blome ist das ein verlockendes Angebot: &bdquo;Wenn wir günstigen klimafreundlichen Strom anbieten können, kann das auch ein Anreiz für die Ansiedlung neuer Betriebe sein“, sagt er. Doch beschlossene Sache ist das Ganze noch nicht: &bdquo;Wir stehen da noch ganz am Anfang, und da müssen noch sehr viele Details geklärt werden, bevor so ein Vorschlag im Rat zur Abstimmung stehen kann“, sagt er. Und noch sind die Windräder ja auch gar nicht fertig. Die Inbetriebnahme ist allerdings durchaus für dieses Jahr geplant, wie West Wind auf der Internetseite bekannt gibt.

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