Grundwasserknappheit: Bad Pyrmonter sichert sich Wasser aus drei Lügder Brunnen

Bad Pyrmont. Grundwasser wird ein immer knapperes Gut. Es ist längst nicht nur als Trinkwasser oder für die Pflanzenversorgung unverzichtbar, sondern im Fall der Bad Pyrmonter Mineral- und Heilquellen GmbH (M&H) ist es Unternehmensgrundlage. Die zum VILSA-Brunnen gehörende Pyrmonter Firma hat Schritte eingeleitet, um sich bis 2060 bis zu 150.000 Kubikmeter aus drei Lügder Brunnen jährlich zu sichern, denn die bisherigen Wasserrechte enden am 31. Dezember 2025.

Dabei gehe es um &bdquo;hydrologisch verträgliche Mengen“, wie das Unternehmen versichert und betont, dass es sich seiner Verantwortung für das Grundwasservorkommen bewusst sei. &bdquo;Wir entnehmen deutlich weniger Grundwasser, als nach dem Dargebot möglich wäre“, betont Eigentümer Henning Rodekohr, geschäftsführender Gesellschafter der VILSA-Brunnen GmbH, gegenüber dieser Zeitung und erläutert, dass dies die Grundprinzipien der erteilten wasserrechtlichen Entnahmeerlaubnisse seien.

&bdquo;Dabei werden jeweils der Einzelfall und die klimatischen und hydrogeologischen Gegebenheiten berücksichtigt.“ Eine dauerhafte Entnahme der maximal möglichen stündlichen und täglichen Förderraten und -mengen sei nicht vorgesehen und entspreche auch nicht den betrieblichen Anforderungen, heißt es in einem vom Unternehmen in Auftrag gegebenen Gutachten.

Gutachten auf 84 Seiten Darin wird auch auf die Geodaten des Landes Nordrhein-Westfalen Bezug genommen, nach denen der aktuell beantragten Fördermenge von maximal 150.000 Kubikmeter eine Grundwasserneubildung von rund 324.000 Kubikmeter jährlich gegenüber steht.

Mit diesem 84 Seiten umfassenden Gutachten für eine Fläche von 2,1 Quadratkilometer hat M&H den aktuellen Antrag auf Förderung von Grundwasser aus drei Brunnen in der Gemarkung Lügde am Schildberg begründet. Für zwei dieser Brunnen wird eine Entnahme von jeweils 37.440 Kubikmeter jährlich – zusammen aber nicht mehr als 60.000 Kubikmeter – beantragt. Dazu kommt ein Brunnen mit einer genehmigten Obergrenze von höchstens 90.000 Kubikmeter für das Produkt &bdquo;Mineau“. Zwei Entnahmestellen sollen nicht mehr genutzt, für zwei weitere mit einer Kapazität von zusammen 75.500 Kubikmeter sollen separat Wasserrechte beantragt werden.

Vorrangiges Ziel, so heißt es seitens des Unternehmens, sei es, das Mineralwasservorkommen so zu bewirtschaften, dass eine langfristige und dauerhafte Abdeckung der benötigten Mengen gewährleistet sei. &bdquo;Um investieren zu können und den Standort weiterzuentwickeln, sind langfristige Bewilligungen für Wasserrechte für uns zentral wichtig“, sagt Rodekohr und verweist auch auf die Bedeutung sicherer Arbeitsplätze. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen in Bad Pyrmont aktuell 58 Mitarbeitende.

Kreis Lippe ohne Einwände Der Kreis Lippe als Bewilligungsbehörde hat keine Einwände und erinnert daran, dass es sich bei dem Vorhaben um seit Jahrzehnten betriebene Grundwasserförderungen handele, für die keine neuen Anlagen errichtet werden. &bdquo;Erhebliche nachteilige Umweltauswirkungen“ seien nicht zu erwarten, auch nicht für die Heilquellen des Staatsbades Pyrmont, so die Feststellung des Kreises.

Unternehmen erwartet eine deutliche Absatzsteigerung Nach den negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie erwartet der Pyrmonter Brunnen nach eigenen Angaben deutliche Absatzsteigerung, die im Jahr 2034 zu einem prognostizierten Bedarf von 70.000 Kubikmeter jährlich allein für die Quellmarke &bdquo;Bad Pyrmonter“ führen werde. Dafür werden zwei Lügder Brunnen und ein Brunnen in der Pyrmonter Gemarkung Oesdorf genutzt, für den ebenfalls eine neue Entnahmeerlaubnis beantragt und bewilligt worden ist, reduziert von bislang 54.000 Kubikmeter auf künftig maximal 25.000 Kubikmeter jährlich.

Bislang galt für zwei Pyrmonter und vier Lügder Brunnen eine Obergrenze von zusammen 300.000 Kubikmeter jährlich. Doch eine länderübergreifende Regelung lehnen die Behörden in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen künftig ab, weil sie nicht die Mengen im jeweils anderen Bundesland kontrollieren könnten. Da aber nur die beiden Brunnen in Lügde und der Brunnen in Bad Pyrmont gemeinsam für die Marke &bdquo;Bad Pyrmonter“ genutzt werden dürfen und im Fall eines Ausfalles einer der Quellen die verbleibenden Quellen mit entsprechend höheren Fördermengen einspringen müssten, sei nur der Weg geblieben, die Fördermengen der zwei Brunnen in Lügde auf mindestens 60.000 Kubikmeter anzuheben, heißt es in dem Gutachten.

Dürre-Jahre - reichen die Niederschläge aus? Interessant in dem Zusammenhang: Seit 2014 hat es insgesamt vier Dürre-Jahre gegeben, die einen dauerhaften Rückgang des Grundwasservorkommens befürchten ließen. Doch die Daten der Wetterstation Lügde-Paenbruch ergaben für die Jahre 2017, 2019 und 2023 Jahresniederschläge, die dazu führten, dass die Defizite der trockenen Jahre vollständig wieder ausgeglichen werden konnten. Dabei muss es aber nicht bleiben. Die jetzt beantragte Bewilligung ist auf 30 Jahre ausgelegt. In etwa 20 Jahren soll anhand der tatsächlichen Entwicklung der Grundwasserneubildung eine neue Bewertung erfolgen, die auf einem dauerhaften Grundwassermonitoring beruht.

&bdquo;Wir sind uns unserer großen Verantwortung zum Erhalt der Quellen und für den Wasserschutz bewusst“, betont denn auch Firmenchef Rodekohr. &bdquo;Schon aus Eigeninteresse einer weiterhin dauerhaften Entnahme eines qualitativ hochwertigen Mineralwassers ist eine Überbewirtschaftung kontraproduktiv“, heißt es dazu im Gutachten. Soll heißen: Stellt sich heraus, dass sich die Grundwasserförderung auf die Umwelt oder Dritte auswirkt, werde man das Wasserrecht nur noch in einem angemessenen Umfang nutzen.

Als Beispiel dafür, dass sich das Unternehmen um Wasserschutz und Nachhaltigkeit kümmere, nennt Rodekohr die überwiegende Verpachtung der eigenen Flächen oberhalb des Brunnens in Bad Pyrmont. &bdquo;Die sind überwiegend an einen Bioland-Landwirt verpachtet und werden extensiv ökologisch bewirtschaftet. Dies dient dem Wasserschutz.“

Die Antragsunterlagen können im Pyrmonter Rathaus oder bei der Kreisverwaltung Lippe bis zum 25. Juli eingesehen werden. Stellungnahmen oder Einwände sind danach zwei Wochen möglich.

Grundwasserknappheit: Bad Pyrmonter sichert sich Wasser aus drei Lügder Brunnen

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