„Lärm-Folter“ in Lügde: Anwohner leiden unter Tunnel-Rasern - was der Blitzer gemessen hat

Lügde. Seit 14 Jahren liegt er unterm Lügder Emmerauenpark: der Umgehungsstraßen-Tunnel. Er soll den historischen Kern der Osterräderstadt vom schädlichen Verkehrslärm und -dreck entlasten. Doch das Problem hat sich verlagert: Vor allem an schönen Wochenend-Abenden und manchmal bis in die Nacht hinein leiden die Tunnel-Anlieger massiv unter dem Krach der mutmaßlich narzistischen Adrenalin-Junkies. Während denen die Raserei durch den Tunnel mit ihren Autos oder Motorrädern einen Kick verschafft, stressen die Lärmexzesse die unfreiwilligen Ohrenzeugen. &bdquo;Anfangs dachten wir, es würde sich irgendwann einrenken. Aber es ist eher schlimmer geworden“, stellt Karl-Heinz Fasse fest. &bdquo;Meine Frau sagt immer, sie sei froh, wenn Winter ist.“

Die Fasses sind zwei von etlichen lärmgeplagten Anrainern nahe der Rennstrecke. Dort, wo die beiden Tunnelmünder den Verkehr wahlweise schlucken oder die durchgerollten Fahrzeuge wieder ausspucken. Wer es drinnen oder beim Rein- und Rausfahren darauf anlegt, quält die im Umfeld lebenden Menschen mit einer schier unerträglichen Akustik-Folter aus Dröhnen, Heulen, Knattern, Brüllen und Pfeifen. &bdquo;Manchmal sind es mehrere Fahrzeuge hintereinander“, hat Fasse festgestellt. &bdquo;Dann hört man sie wenden, und es geht mit Anlauf nochmal durch.“ Die Ausläufer des Krachs sind bis nach Bad Pyrmont zu hören.

Viele sind zu schnell unterwegs Im Emmerauentunnel sind tatsächlich viele Autofahrer zu schnell unterwegs. Das haben Tempokontrollen des Kreises ergeben. Der Kreis hatte das Ehepaar Fasse über Maßnahmen informiert, die er als zuständige Straßenverkehrsbehörde wegen des Lärms dort inzwischen unternommen hat. Eine verdeckte Dauermessung habe ergeben, dass die Geschwindigkeiten dort zu hoch seien, bestätigt die Kreis–Pressestelle Vermutungen der Eheleute Fasse. Der Einsatz eines Laserwagens oder des Blitzeranhängers schieden aufgrund der örtlichen Gegebenheiten zwar aus. &bdquo;Dennoch ist dort bereits mit einem auf einem Stativ angebrachten Blitzer die Geschwindigkeit kontrolliert worden.“ Darüber hinaus hat der Kreis beim zuständigen Landesbetrieb Straßen.NRW angeregt, die Berechnung der Lärmbelastung zu aktualisieren. Diese ist nämlich Voraussetzung dafür, damit die Stadt Lügde als zuständige Kommune gegebenenfalls weitergehende Lärmschutzmaßnahmen daraus ableiten kann. &bdquo;Außerdem werden auch gemeinsame Geschwindigkeitskontrollen des Kreises Lippe mit der Kreispolizeibehörde Lippe geprüft.“

Diese Lautstärke wurde gemessen Als regelrechten Terror empfinden Sabine und Karl-Heinz Fasse den Lärm, der (nicht nur) ihnen an schönen Sommerabenden den Aufenthalt auf dem Balkon vergällt. &bdquo;Wir haben mal mit einem Nachbarn zusammen gemessen“, erinnert sich der 68-Jährige. &bdquo;Dabei kamen wir in der Spitze auf 95 Dezibel.“

Was gegen den Lärm helfen könnte Doch was würde helfen? &bdquo;In meinen Augen müsste es eine Art Durchfahrkontrolle geben, bei der die gefahrene Geschwindigkeit gemessen wird“, sagt der Pensionär. &bdquo;Der Lärm geht uns so dermaßen an die Nerven und auf die Gesundheit.“ Und wenn die Eheleute Besuch bekämen, dann fragten die Gäste: &bdquo;Wie haltet Ihr das aus?“

Nun hat der Lügder einen Zeitungsartikel über eine Großkontrolle durch die Polizei in Bad Pyrmont nach Detmold geschickt. Mit Zahlen, die aufhorchen lassen. Der Auswertung zufolge stellten die Verkehrsüberwacher in der Kurstadt Mitte Juli binnen 18 Stunden 286 Temposünden fest. Vier offenbar manipulierte Fahrzeuge hätten gar nicht unterwegs sein dürfen, und in einem Auto war eine unzulässige Abgasanlage verbaut. 55 Fahrzeuge waren hinsichtlich unzulässiger Bauartveränderungen und wegen Lärmverstößen überprüft worden. Konkrete Rückschlüsse auf die Lärmbelastung im Umfeld des Lügder Emmerauentunnels lassen die Kontrollergebnisse zwar nicht zu. Die Kontrolle zeige, dass auch die Pyrmonter Polizei auf die Beschwerden lärmgeplagter Einwohner reagiert habe.

Transparenzhinweis : Der Artikel wurde aktualisiert. Die Redaktion hat die Stellungnahme des Kreises Lippe eingepflegt.

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