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Oerlinghausen

Oerlinghausener geben und nehmen in der blauen Telefonzelle

Oerlinghausen. Das Prinzip ist ganz einfach: weitergeben, was man übrig hat und nehmen, was man braucht. So funktioniert die neue „gib + nimm-Box", die jetzt offiziell eröffnet worden ist. Am Rathausplatz gegenüber der Parkpalette am Ravensberger Haus ist sie zu finden.

Bärbel Meyer von der Agenda 21 hatte gemeinsam mit ihrem Mann Bernd die Idee. Über Beziehungen waren sie, die sich bereits in so vielen sozialen Bereichen engagieren, auf eine ausrangierte Telefonzelle aufmerksam geworden. Die war im Besitz eines Faschingsvereins aus dem Hinterlippischen, hellblau gestrichen und mit Wölkchen verziert: als sogenanntes Himmelstelefon. „Jahrelang stand sie aber schon in einem Schuppen", erzählt Bernd Meyer vom Fund, mit dem die Idee der „gib + nimm-Box" umzusetzen war.

In mühevoller Arbeit wurde die Telefonzelle wieder auf Vordermann gebracht. Bernd Meyer baute hölzerne Ablageflächen hinein, auf denen nun gut erhaltene und funktionsfähige Dinge, die zu Hause herumstehen und nie genutzt werden, gestellt werden können. Geschirr, Spielzeug, Elektronik, Kleingeräte könnten das sein. „Aber bitte keine Kleidung und keine Bücher", betont Bärbel Meyer. Dafür gebe es andere Möglichkeiten der Abgabe.

Die Regeln stehen vor der mittlerweile in dunklerem Blau gestrichenen Telefonzelle. Punkt Eins: Jeder kann geben. Die mitgebrachten Teile sollten einsortiert (nicht daneben gestellt) und nach vier Wochen wieder mitgenommen werden, falls sich kein Liebhaber dafür findet. Punkt Zwei: Jeder darf nehmen, was er braucht. „Ein Weiterverkauf ist nicht gewünscht", betont Bärbel Meyer, denn so sei die Box nicht gedacht.

Helga von der Eltz hat eine Espresso-Maschine mit zwei kleinen Tässchen mitgebracht und quasi sofort eine interessierte Nutzerin gefunden. Sie selbst kann einen Bilderrahmen gebrauchen. Ein hölzernes Bocciaspiel steht in einem der Regale. Umso passender, als sich nicht weit entfernt die Boule-Bahn findet. Gläser stehen neben einer Zitronenpresse und einer kugelrunden Wetterstation, CDs und Videos sind in der umfunktionierten Telefonzelle zu finden, die von der Firma Grünwald zum Sonderpreis aufgearbeitet und von Folientechnik Obermann, ebenfalls in der Südstadt, beklebt worden ist.

Linkerhand liegt auch ein kleines Gästebuch, in das Anregungen und Meinungen eingetragen werden können. Gerne dürfen sich interessierte Bürger bei Nachfragen aber auch telefonisch an das Ehepaar Meyer wenden. Die Rufnummer lautet 05202-5537. „Wir finden, es passt zur Agenda", sagt Bärbel Meyer, „weil es der Nachhaltigkeit dient." Zunächst haben sie und ihr Mann die Pflege übernommen, beide würden sich aber freuen, wenn sich dafür ein anderer Ehrenamtler findet.

Der Bauhof hatte die Telefonzelle mit einem Kran an seinen neuen Standort transportiert, die Stadt den steinernen Untergrund geschaffen. Auch in vielen anderen Städten gibt es offen zugängliche Gib-und-nimm-Häuschen (Giveboxen) zum Tauschen und Teilen. Bernd Meyer hat sich kundig gemacht und viel Gutes gehört. Er und seine Frau hoffen, dass die Box auch in Oerlinghausen angenommen und von den Bürgern pfleglich behandelt wird.

Keine Abgabe von Kleidung und Büchern

Aussortierte Kleidung kann beispielsweise dienstags von 15.30 bis 17 Uhr in der Caritas-Kleiderkammer im katholischen Gemeindehaus an der Marktstraße 19 abgegeben werden. Die Altkleidersammlung der AWO Oerlinghausen findet an jedem dritten Dienstag im Monat von 14 bis 17 Uhr im Begegnungszentrum an der Hauptstraße 48 statt. Bücher können zur Büchertauschbörse, die im Erdgeschoss des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses (Albert-Schweitzer-Straße, Wendehammer) in der Südstadt zu finden ist, gebracht werden. Geöffnet ist sie samstags von 9.30 bis 12 Uhr. Derzeit sind allerdings Ferien. Los geht es wieder im September.

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