Alles andere als Kinderkram: Oerlinghauser Musikpädagogin bricht eine Lanze für die Flöte

Oerlinghausen. Das Spiel auf der Blockflöte gehörte früher ganz selbstverständlich zum Grundschulunterricht. Schnell hatten ganze Klassen die ersten Töne und Lieder geübt. Das Image, der Übergang zum &bdquo;richtigen Instrument“ zu sein, hängt der Blockflöte zwar immer noch an, längst aber hat sich gezeigt, dass sie höchst virtuos gespielt werden kann und neben Volks-, Kinder- und Weihnachtsliedern auch andere Musikgenres wie etwa Pop und Jazz erreicht hat. Einmal im Jahr wird ihr sogar ein eigener Tag gewidmet.

Der 10. Januar ist seit fast 20 Jahren der offizielle Tag der Blockflöte in Deutschland. Seit 30 Jahren unterrichtet Regine Witt neben der Querflöte das Spiel auf der Blockflöte beim Musikverein Oerlinghausen, der seinerzeit aus der städtischen Musikschule hervorgegangen ist. Mittlerweile bringt die 57-Jährige Kindern in der zweiten Generation die Feinheiten und Kniffe auf einem der wohl gängigsten Instrumente bei, aber auch vielen Erwachsenen.

Der damalige Leiter der Musikschule Oerlinghausen Matthias Brenne und Vorgänger von Pia Piepenbreier sei &bdquo;ein großer Verfechter der Blockflöte“ gewesen, erinnert sich Regine Witt an den seinerzeit entsprechend hohen Schüleranteil bei diesem Instrument. Die diplomierte Musikpädagogin folgte seinem Ruf in die Bergstadt und absolvierte berufsbegleitend die Fortbildung &bdquo;Die Blockflöte im Unterricht“ an der Bundesakademie für Jugendbildung in Trossingen.

Von einfachen Hirten bis zu den Rolling Stones Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass schon Hirten in der Antike Blockflöte spielten, später aber auch die Beatles, Led Zeppelin und die Rolling Stones. Ausnahmemusiker wie Lucie Horsch, die ihr erstes Album im Alter von 16 Jahren herausgebracht hat, spielen die Blockflöte in Perfektion. Zur Blockflöten-Familie gehören die Sopran- , die Alt-, die Tenor- und die Bass-Blockflöte. Regine Witt hat auch eine kleine Sopranino-Flöte mitgebracht.

Carlotta Brehmeier, die gerade ihren 10. Geburtstag gefeiert hat, und Finja Pflugrad (9) haben sich vor zwei Jahren für das Instrument aus der Familie der Holzbläser entschieden und kommen seither regelmäßig zum Unterricht bei Regine Witt. In der Grundschule Helpup seien sie durch Werbezettel darauf aufmerksam geworden, berichten die Freundinnen, wollten es &bdquo;einfach mal ausprobieren“ und sind dabei geblieben.

Je härter das Holz, desto besser der Klang Auf dem Notenständer steht das Heft der &bdquo;Flötentöne“. Passend zu Carlottas Ehrentag wird das &bdquo;Happy Birthday“ angestimmt. Die Blockflöte (auf Französisch flute á bec, Schnabelflöte) habe ihren Namen vom Block im Kopfstück, der meist aus saugfähigem Zedernholz bestehe, erläutert Regine Witt und deutet auf einen kleinen, etwas dunkleren Block. Dieser Block wird nicht eingeklebt, sondern für jede Flöte individuell in das Kopfstück eingepasst. &bdquo;Dadurch entsteht der sogenannte Windkanal, der die Atemluft durch das Kopfstück auf die Schneidekante leitet, die Luftsäule in der Flöte zum Schwingen bringt und den Ton entstehen lässt“, erläutert die Pädagogin.

&bdquo;Mit fünf oder sechs Jahren können Schüler mit dem Blockflöten-Unterricht anfangen“, bestätigt Regine Witt. Eine Flöte habe den Vorteil, dass sie leicht zu transportieren, nicht so teuer in der Anschaffung und kindgerecht zu halten sei. Die gängigsten Flöten seien aus Buchsbaumholz. Je härter und exotischer das Holz, desto haltbarer sei das Instrument und schöner der Klang.

Dass Musik mit Blockflötenbeteiligung nicht langweilig sein muss, zeigt unter anderem die Band &bdquo;Wildes Holz“, die in der Besetzung Blockflöte, Gitarre und Kontrabass seit Ende der 1990er Jahre das Publikum mit großem Erfolg begeistert. Die Mission der Band: &bdquo;Die Befreiung der Blockflöte vom schäbigen Ruf eines Kinderspielzeugs!“

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