Paar lebt in Steinheim mit Schleiereulen unter einem Dach

Steinheim-Hagedorn. Die Freude über den tierischen Nachwuchs ist groß: Johannes Üpping und Birte Brand aus Hagedorn leben seit Kurzem mit vier jungen Schleiereulen unter einem Dach. Dass der Einbau eines Nistkastens so schnell den gewünschten Erfolg mit sich bringt, damit hatte das Ehepaar nicht gerechnet. Umso glücklicher stimmt es beide, dass sich die gefiederten Untermieter scheinbar ziemlich wohl unter dem Giebel ihres alten Bauernhauses fühlen. Mit dieser Aktion will das Paar zum Arterhalt dieser Tiere beitragen. Sie hoffen auf Nachahmer.

Auf die Idee, Schleiereulen auf dem eigenen Dachboden einen Unterschlupf zu bieten, ist das Paar nach der Lektüre eines Buches gekommen. &bdquo;Das Sterben der anderen – Wie wir die biologische Vielfalt noch retten können“ heißt das Werk, das die aus Eversen (Nieheim) stammende Autorin Tanja Busse verfasste. Die Beschreibung des Wandels der dörflichen Landwirtschaft habe sie erkennen lassen, dass es mit dem Besitz eines alten Hofes auch eine gewisse Verantwortung gegenüber den Eulen trüge, sagt das Paar.

Eulen hatten sich auf dem Dachboden eingenistet &bdquo;Wir wussten, dass wir hier eine Eule haben. Wir haben sie abends manchmal im Garten gesehen“, erzählt die 37-Jährige, die in Hagedorn einen kleinen Hofladen betreibt. Im März dieses Jahres nahm das Paar dann Kontakt mit dem Naturschutzbund (Nabu) auf. Rudolf Ostermann, Vorsitzender des Nabu-Kreisverbandes Höxter, habe sich die Begebenheiten des Dachbodens angeschaut und sei direkt begeistert gewesen.

&bdquo;Schnell war klar, dass sich auf dem Dachboden eine Eule aufhält“, erzählt Ostermann. Mehrere Spuren deuteten nämlich darauf hin: So etwa die Gewölle – das sind unverdauliche Nahrungsreste der Vögel – die vermehrt zu finden waren. Schließlich brachte der Nabu-Vorsitzende auf dem riesigen Dachboden des Paares einen selbst gebauten Nistkasten an. Dieser soll eine Brut vor Steinmardern und Katzen schützen.

&bdquo;Schleiereulen gab es früher sehr häufig. In jedem Dorf lebten ein bis zwei Brutpaare“, berichtet Ostermann. Heute seien es nur noch etwa fünf bis sieben Paare im gesamten Kreis Höxter. Durch die Veränderungen in der Landwirtschaft habe der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten sehr gelitten, erklärt der Experte. Damals seien die Eulen bei Landwirten sehr beliebt gewesen, da sie die Mäuse auf dem Dachboden fingen – dort lagerte das Korn. Für die Eulen hatte man extra ein Einflugloch im Giebel gelassen, so dass sie hinein gelangten. Auch im Bauernhaus von Johannes Üpping und Birte Brand ist ein solches Loch noch zu finden.

Schleiereulen brauchen Scheunen &bdquo;Schleiereulen brüten nur in solchen landwirtschaftlichen Gebäuden“, erklärt Ostermann. Deswegen sei es so wichtig, dass vorhandene Luken offen blieben. Ein Problem sei, dass neue Scheunen meist keine Einfluglöcher mehr hätten. &bdquo;So werden die Lebensbedingungen für die Eulen immer schwieriger“, verdeutlicht Ostermann die missliche Lage der Schleiereule.

Birte Brand und Johannes Üpping hätten mit der offenen Luke und dem Nistkasten nun optimale Bedingungen für die Eule geschaffen, sagt Ostermann. Auch an den Winter wurde bereits gedacht und eine so genannte Mäuseburg errichtet. Dazu wurden auf dem Dachboden sieben Strohballen und Weizenkörner verteilt, um Mäuse anzulocken. So sei die Futterquelle der Eule auch in der kalten Jahreszeit gesichert. Und dass es auch im nächsten Jahr wieder eine Brut in Hagedorn geben wird, davon ist der Nabu-Vorsitzende überzeugt.

Birte Brand und Johannes Üpping freuen sich bereits jetzt auf weiteren Nachwuchs auf ihrem Dachboden. Um die Tiere dann genau beobachten zu können, möchte das Paar künftig eine Kamera am Nistkasten anbringen. Auch der lippische Naturfilmer Robin Jähne habe seinen Besuch bereits angekündigt.

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