Schwieriger Künstler: Wie der Kunstverein einen Nachlass in Schwalenberg verwaltet

Schieder-Schwalenberg. Es ist eine große Herausforderung, der sich der Kunstverein Schieder-Schwalenberg seit nunmehr eineinhalb Jahren stellt - die Nachlassverwaltung des Künstlers Art Obbelode, der im April 2021 verstarb. Hunderte Plastiken und Bilder sowie unzählige Zeichnungen und kleine Papierarbeiten hat er hinterlassen, die es nun zu ordnen und katalogisieren gilt. Daneben muss sich der Verein aber auch um den Rest seines Erbes kümmern, wie der Räumung seiner Wohnung und den Verkauf seines Hauses im Rohbau in Schieder. Eine Aufgabe, die im Verein nicht unumstritten war.

"Es ist sehr viel Arbeit, die wir ehrenamtlich stemmen und teilweise sind wir wirklich an unsere Grenzen gestoßen", sagt Vereinsvorsitzende Helga Ntephe. Dabei war keinesfalls von Anfang an klar, dass der Verein das Erbe des Schwalenberger Künstlers antreten würde. In einem Testament war der Kunstverein lediglich vorgeschlagen, aber nicht bestimmt worden.

Viele Diskussionen im Verein "Wir haben daraufhin im Vorstand und mit unserem Anwalt diskutiert, denn wenn er Schulden hinterlassen hätte, dann hätten wir das Erbe nicht antreten können", erklärt Ntephe. Und auch so waren sich die Mitglieder uneinig. Einige waren dagegen, weil der Künstler selbst als schwierige Person mit großem Ego bekannt war. Der Kunstverein sieht seine Aufgabe eher in der Förderung lebender Künstler und Künstlerinnen mit besonderem Bezug zu Schwalenberg. Doch am Ende überwog das Werk, welches sonst womöglich zerstört worden wäre. Als dann klar war, dass Obbelode keine Schulden hinterlassen hat, trat der Kunstverein das Erbe an.

"Die Wohnung sah auf den ersten Blick aus wie ein Messihaushalt", fasst Vorstandsmitglied Meike Lothmann zusammen und weiter: "Doch auf den zweiten Blick sah man, das alles seine Ordnung hatte." Es war einfach nur sehr viel, sein umfangreiches uvre, verteilt auf sehr wenig Platz. Mehr als 200 große und kleine Skulpturen, zwischen 600 und 700 Bilder, viele Ordner voll mit Zeichnungen und mehrere Kisten mit Papierarbeiten holten sie aus den Räumen. Einige Bilder mussten entsorgt werden, da sie Schimmel aufwiesen. "Eine Papiercollage lag noch auf dem Tisch. Das war, als ob man dem Künstler bei der Arbeit über die Schulter schauen würde", erinnert sich Lothmann, die sich schließlich seinem künstlerischen Nachlass federführend annimmt.

Obbelodes Traum: Ein Nachlassmuseum "Er hat gemacht, gemacht und gemacht", sagt Lothmann, die selbst als Künstlerin arbeitet. Fast zwei Monate beschäftigt sie sich täglich mit Obbelodes Werk und überlegt auch zusammen mit ihren Vereinskollegen, wie sie seine Arbeiten am besten präsentieren könne. Der Verstorbene selbst hätte da klare Vorstellungen in seinem Testament gehabt. "Wir respektieren das, können aber nur umsetzen, was realistisch ist", führt Helga Ntephe aus.

Sein Traum war ein eigenes Nachlassmuseum. In Schieder wollte er das realisieren. Entwürfe und Berechnungen zeigen, wie es aussehen sollte. Zu einer Fertigstellung kam es jedoch nicht mehr. "Er hätte das an dieser Stelle auch nicht als Museum betreiben können. Das ist reines Wohngebiet", sagt Meike Lothmann. Doch die Idee mit dem Nachlassmuseum sei wirklich aktuell. Viele Künstler, die keine große Berühmtheit erlangen, stehen vor der Frage, was mit ihrem Werk passieren soll. "Manchmal findet sich vielleicht noch ein Galerist, der sich dem annimmt. Im Zweifel wird es dann aber vernichtet", erklärt Ntephe.

Für seine Werke kann geboten werden Obbelodes Werk hat sich der Verein angenommen. In einem ersten Schritt wird ein Teil seit Mai in der Installation "ART OBBELODE - ein Künstlerleben" von Meike Lothmann in einem Ladenlokal in der Schwalenberger Altstadt, Alte Torstraße 20, gezeigt. Zu sehen sind unter anderem verschiedene Stadien seiner Malerei, Papierschnitte und Skulpturen aus Gasbeton. "Es ist eine Mischung aus Atelier und Ausstellung", sagt Lothmann. In einem kleinen Raum wird außerdem nachempfunden, wie seine Arbeiten im musealen Raum präsentiert werden könnten. "Wir präsentieren ihn, solange sein Erbe dafür ausreicht. Aus der Vereinskasse nehmen wir dafür nichts", sagt die Vereinsvorsitzende. Zudem sei ein Katalog geplant, der sein uvre zusammenfasst.

Gleichzeitig wird versucht, möglichst viele Arbeiten in gute Hände zu geben, da der Verein nur einen sehr kleinen Teil archivieren kann. "Sein Werk hat am Kunstmarkt keinen Wert. Daher ist es schwer Preise festzusetzen", beschreibt Lothmann. Einer Idee des Künstlers folgend, können Ausstellungsbesucher für alle ausgestellten Arbeiten noch bis zum 27. August eigene Gebote abgeben. Auch sein Haus in Schieder steht zum Verkauf.

Um einen weiteren Punkt im Testament zu erfüllen, "wird unser Erbanteil verwendet, überregionale Künstler und Künstlerinnen mit einer kleinen Residenz nach Schwalenberg zu locken", sagt Ntephe und fügt an: "Insgesamt sind wir jetzt stolz, dass wir dieses Projekt begonnen haben. Das hat uns auch im Verein enger zusammengebracht", erklärt Helga Ntephe abschließend. Die Ausstellung ist noch bis zum 27. August an den Wochenenden geöffnet.

Das Leben von Art Obbelode Art Obbelode wurde am 26. April 1937 unter dem Namen Gerhard Obbelode in Bielefeld geboren. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung zum Maschinenschlosser, die er mit der Gesellenprüfung beendete. Er arbeitete in verschiedenen Unternehmen und besuchte ab 1960 verschiedene Zeichen-, Grafik- und Kunstkurse. Seine letzte Anstellung hatte er von 1978 bis 1986 als Grafiker bei Dr. Oetker in Bielefeld. 1987 erhielt er das Schwalenberg-Stipendium für Bildende Kunst und zog ins Künstlerhaus der Malerstadt. Er war Mitglied im Berufsverband Bildende Künstler (BBK) und im Lippischen Künstlerbund (LKB). Zwischen 1970 und 1999 wurden seine Werke in Einzel- sowie Gruppenausstellungen gezeigt. Sein Traum war die Gründung eines Nachlass-Museums. Zuletzt lebte er recht zurückgezogen in Schieder und Schwalenberg. Am 18. April 2021 verstarb Art Obbelode und wurde anonym in Schwalenberg beigesetzt.

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