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So erleben die Besucher des Autokinos das besondere Open-Air in Schieder

Hajo Gärtner

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Die Ersten werden die Letzten sein: Mit diesem biblischen Motto sind André und Heike Wendler sowie das Sandmännchen sehr einverstanden. So müssen sie sich nicht den Hals verrenken, um den Film auf der super großen Leinwand komplett sehen zu können. - © Hajo Gärtner
Die Ersten werden die Letzten sein: Mit diesem biblischen Motto sind André und Heike Wendler sowie das Sandmännchen sehr einverstanden. So müssen sie sich nicht den Hals verrenken, um den Film auf der super großen Leinwand komplett sehen zu können. (© Hajo Gärtner)

Schieder-Schwalenberg. André und Heike Wendler treffen als die Ersten ein: mit ihrem Trabi, dem großen Maskottchen „Sandmann“ auf dem Rücksitz und schon 90 Minuten vor dem geplanten Start des Films „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. „Natürlich haben unsere Platzanweiser sie schon reingelassen“, schmunzelt Thomas Liebold, Bereichsleiter „Schiedersee“ vom Eventmanager-Team „Infinity – Events & Catering“. Der Einlass war auf 19 Uhr terminiert; aber der viel zu frühe Trabi ist einfach eine unwiderstehliche Attraktion.

Einen Platz in der ersten Reihe vor der riesengroßen Leinwand des Autokinos am Schiedersee bekommen die „Trabisten“ trotzdem nicht: Sie hätten sich wegen der kleinen Frontscheibe die Hälse verrenken müssen und nutzen ihre „Pole Position“ lieber für einen Stellplatz in der letzten Reihe, direkt neben der Projektor-Station von Filmvorführer Tim Feis.

Nach den Wendlers winkt Liebold einen zusehends wachsenden Autokorso von rund 250 Fahrzeugen auf die frisch gemähte grüne Wiese vor der Riesen-Leinwand, besetzt mit etwa 500 Zuschauern. Alle mobilen Kinofreunde zeigen sich mit einer ausgesprochen guten Laune in entspannter Stimmung. „Ich bin das erste Mal hier“, berichtet Dirk Wittfeld aus Billerbeck (Horn-Bad Meinberg), der die Töchter Alissa (12) und Mariella (14) in eine der vorderen Stand-Reihen kutschiert. „Ich wollte das schon immer mal ausprobieren.“

„Für uns ist es eine Premiere“, sagen auch Detlev und Daniela Dierks. Sie gehen gern ins Kino und wollen „an diesem schönen lauen Sommerabend“ den Indiana-Jones-Film mal in einem besonderen Szenario genießen: Sonnenuntergangsstimmung überm Schiedersee.

Amy Kater ist hingegen „Wiederholungstäterin“. „Das hat mir beim letzten Mal so gut gefallen, dass ich das wieder erleben wollte“, erzählt sie. Ihr Auto ist mit vier Zuschauerinnen voll besetzt, die Essen und Trinken mitgebracht haben und es sich so gemütlich machen wie im heimischen Wohnzimmer. Alle zusammen wollen sie „einen schönen Abend verbringen.“

Tatsächlich ist das Autokino am Schiedersee 2023 die fünfte Folge der jährlichen Veranstaltung, organisiert von einem nicht gerade kleinen Unternehmen: Geschäftsführer Benjamin Krentz kann sich auf ein Team von 42 fest angestellten Mitarbeitern und rund 100 Helfern verlassen. Die haben vor ein paar Wochen das Großspektakel „Schiedersee in Flammen“ für insgesamt rund 4000 Besucher sicher über die Bühne gebracht.

500 Besucher beim Autokino sind auch kein Pappenstiel. „Wir haben keine Probleme, die Fahrzeuge optimal aufzustellen, so dass alle Zuschauer gut gucken können“, berichtet Platzanweiser Eduard Root im Gespräch mit der LZ. Die gut gelaunten Kinofans folgten willig den Signalen der Ordner, ergänzt er.

„Während der Coronazeit hat das Autokino-Geschäft so richtig Fahrt aufgenommen“, erzählt Projektor-Techniker Tim Feis, der für die Saarländer Firma „Event“ seit drei Jahren Filme auf der übergroßen Leinwand abfährt. „Das ist unser Metier: An den unmöglichsten Orten Kino zu machen.“ Das Stauseeufer ist gar nicht so unmöglich, ganz im Gegenteil - und das seit vielen Jahren.

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