Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Schieder-Schwalenberg hat noch eine kleine Notreserve

Marianne Schwarzer

  • 0
Die Flüchtlingsunterkunft Unterm Fleck in Schwalenberg ist bereits ziemlich weit belegt. So langsam macht sich die Stadt Gedanken, wohin mit den Schutzsuchenden. - © Marianne Schwarzer
Die Flüchtlingsunterkunft Unterm Fleck in Schwalenberg ist bereits ziemlich weit belegt. So langsam macht sich die Stadt Gedanken, wohin mit den Schutzsuchenden. (© Marianne Schwarzer)

Schieder-Schwalenberg. „Das macht uns schon Sorgen“, sagt Bürgermeister Jörg Bierwirth. Warum die Unterbringung von schutzsuchenden Menschen auch in Schieder-Schwalenberg immer schwieriger wird, stellte Fachbereichsleiter Mathias Koch in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses vor.

Danach hatte es bis Juli eigentlich nicht so dramatisch ausgesehen: „Bis Juli hatten wir eine kontinuierliche Zuweisung vom Land von etwa ein bis zwei Personen pro Monat“, berichtete er. Die Zahl verdoppelte sich zunächst auf zwei bis vier Menschen, und dann änderte sich alles: Exponentiell habe sich die Zahl der Zuweisungen zwischen August und Oktober entwickelt.

Im Oktober und November waren es dann jeweils etwas mehr als 40 Zuweisungen, und jetzt kommen die städtischen Kapazitäten langsam tatsächlich an ihre Grenzen. Derzeit sind die drei regulären Flüchtlingsunterkünfte zu 84 Prozent ausgelastet, es wäre Platz für 102 Menschen, 86 Plätze sind derzeit belegt.

Notunterkunft letzte Reserve

Eine Notunterkunft ist zurzeit noch ungenutzt, „das ist unsere absolute Reserve“, sagt Mathias Koch. Doch in der nächsten Zeit werde die Stadt wohl nicht darum herumkommen, auch den abgetrennten Gebäudeteil im Schwalenberger Mehrgenerationenhaus an der Mengersenstraße ebenfalls zu belegen.

Ein großer Teil der Bewohner in den Unterkünften Unterm Fleck in Schwalenberg und in der Steinheimer Straße in Lothe könnte eigentlich auch woanders wohnen, weil die Menschen mittlerweile als Flüchtlinge anerkannt sind und bleiben dürfen.

Aber: „Sie finden einfach keinen passenden Wohnraum“, beklagt der Fachbereichsleiter. Oft handele es sich um alleinstehende Männer, und deren Chance, eine kleine Wohnung bis 30 Quadratmeter zu finden, sei sehr klein. „Die gibt es auf dem hiesigen Wohnungsmarkt kaum. Zu finden sind hingegen Wohnungen zwischen 70 und 100 Quadratmeter.“

WG ist schwierig

Auf die hätten natürlich auch die ukrainischen Flüchtlinge Zugriff, die häufig im Familienverbund - Oma, Mutter, Enkel - nach Deutschland gekommen seien. Eine WG aufzumachen, sei für die alleinstehenden Flüchtlinge auch eher schwierig: „Da spielen meist die Vermieter nicht mit.“

Immer mal kommen auch ganze Flüchtlingsfamilien. Hier hat die Stadt gerade erst im Mai ein normales Haus in der Schillerstraße erworben, wo insgesamt 19 Menschen - eben auch eher im Familienverband Zuflucht finden können.

Dass die Kommunen derzeit alle an die Grenzen der vorhandenen Kapazitäten an Wohnraum kommen, liege unter anderem daran, dass das Land NRW seit 2015/16 deutlich eigene Kapazitäten abgebaut habe - und eben an den zusätzlichen Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine.

Was aber wird passieren, wenn auch die letzte Reserve aufgebraucht ist? - Hier weiß auch Bürgermeister Jörg Bierwirth nicht recht eine Antwort: „Dann müssen wir uns was überlegen“, sagt er.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.

Kommunalwahl-Abo

Angebot zur Kommunalwahl

5 Wochen Lippische Landes-Zeitung lesen -
gedruckt UND digital!

Jetzt bestellen
Kommunalwahl-Abo