Schieder-Schwalenberg. Was können Jugendliche in Schieder eigentlich anstellen, wenn sie sich langweilen? Wo können sie sich treffen, wenn das nicht gerade zuhause sein soll? - Bis jetzt lautete die Antwort auf diese Frage in den vergangenen Jahren: nirgendwo. Denn der einzige offizielle Jugendtreff im Ort ist lange schon dicht. Doch jetzt nimmt die Kirchengemeinde mit Jugendarbeiterin Kathrin Danger einen neuen Anlauf.
Ein paar Stufen geht es runter, dann um die Ecke, an der Theke vorbei in den hinteren Raum. Eine gemütliche Sofagarnitur, ein Schrank, eine sehr kunstvoll grafisch gestaltete Wand in Lila. „Es gab mal Zeiten, da waren die Wände schwarz gestrichen, später dann blau.“ Diana Falk war in ihrer Jugend hier selbst Besucherin und hat die Wandlung des Jugendkreises Schieder unter der Ägide von Ekkehard Loch miterlebt, jetzt kümmert sie sich im Kirchenvorstand um das Thema Jugendarbeit.
Vor Kopf im Flur vor dem Jugendraum erzählt eine riesige Bildertafel von all den Aktivitäten und den Menschen, die diese Räume in den vergangenen 30 Jahren mit Leben gefüllt haben.
Ehrenamtliche füllten Vakanz
Nach Ekkehard Loch übernahm Linda Hermanns-Janssen, die Lippe allerdings mittlerweile verlassen hat und selbst Mutter geworden ist. Als sie in Elternzeit ging, fanden sich damals in Nils Ridder und Linus Westphal zwei Ehrenamtliche, die zumindest einen Teil der Öffnungszeiten aufrecht erhielten. Und dann kam Corona.
„Ich weiß also, wie es ist, quasi bei Null anzufangen. Aber dafür ist Schieder wirklich ein guter Standort, weil das Jugendzentrum so einen guten Ruf hat. Viele der heutigen Eltern waren früher selbst hier Besucher, und die sagen zu ihren Kindern: Geh da mal hin, das ist eine gute Sache“, sagt die frühere Jugendarbeiterin. „Ich bin mir ganz sicher, das das diesmal wieder laufen wird.“
Das hofft auch Kathrin Danger. Die 40-Jährige wohnt mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann seit einigen Jahren in Schieder und kennt das Gemeindehaus ganz gut: „Ich habe hier eine Spiel- und Krabbelgruppe gegründet, der damalige Pastor Uwe Sundermann hatte uns den Raum im Gemeindezentrum zur Verfügung gestellt.“
Kathrin Danger stammt ursprünglich aus Sonneborn und hat in Bielefeld studiert. Im Zuge des Studiums ist sie auch beim „Komm“ in Barntrup mit der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Berührung gekommen.
Gearbeitet hat die Diplom-Sozialpädagogin bis dato in einer Einrichtung der stationären Jugendhilfe. „Aber wenn man kleine Kinder hat, dann ist das schwierig mit den Nachtschichten.“ Und so hat sie die Chance ergriffen, die sich ihr bot, als die Kirchengemeinde nach einer neuen Jugendtreffleitung suchte.
Jugendliche dürfen selbst bestimmen
Dass das nicht einfach wird, weiß sie. „Wir wollen hier ja partizipative Jugendarbeit anbieten. Das heißt, die Jugendlichen sollen selbst mitbestimmen, was wir machen.“ Ideen will sie erst mal auf einem Flipchart sammeln.
Grundstock könnten zunächst die aktuellen Konfirmanden sein - in der Hoffnung, dass die irgendwann ihre Kumpel mitbringen werden. Ein offener Treff, vielleicht ein Angebot für Kinder - damit will sie anfangen. „Ich bin mit dem Alter nicht festgelegt, außer, dass wir hier natürlich kein Angebot für Kleinkinder machen können“, erzählt sie lachend.
Dass Werbung mit Flyern und in den sozialen Medien passieren muss, verstehe sich von selbst. Und sie hat eine offizielle Eröffnung geplant. Am Freitag, 5. April, soll nachmittags die Wiedereröffnungsfeier stattfinden.
Eltern sehr willkommen
„Ich hoffe, dass sich dann einige Eltern einfinden werden, sie sind ganz herzlich willkommen“, betont die Fachfrau. Denn sie würde die Mütter und Väter gerne einbinden und macht ihnen ein Gesprächsangebot.
Das gilt auch, wenn tatsächlich mal ein wirklich ernstes Problem auftauchen sollte: Kathrin Danger hat sich nebenberuflich zwei Jahre lang als Traumapädagogin ausbilden lassen.
Doch in erster Linie soll auf die Jungen und Mädchen im Jugendtreff erst einmal jede Menge Spaß warten und ein Ort, in dem sie einfach mal abhängen können. Kathrin Danger schweben drei Öffnungstage in der Woche vor, Dienstag, Donnerstag und Freitag jeweils 17.30 bis 21.30 Uhr. „Und alles andere wird dann die Nachfrage bestimmen, vielleicht kann ich ja später noch aufstocken.“
Dem Kirchenvorstand fällt damit ein Stein vom Herzen, denn sie hatten sich schon geraume Zeit nach Bewerbern für die Stelle umgesehen - lange vergeblich, wie Diana Falk berichtet. „Wir sind sehr froh, dass wir Kathrin Danger gewinnen konnten“, betont sie.