Schieder-Schwalenberg/Steinheim. Seit Donnerstag lag die Genehmigung vor, auf die das Windkraft-Unternehmen ABO Wind, aber auch die Verantwortlichen von Kranvermietungen Hofmann aus Paderborn händeringend gewartet haben: Freitagmorgen kann es losgehen. Längst sind diverse Teile der für Brakelsiek bestimmten Windkraftanlagen per Schwertransport auf der Lother Höhe angekommen, doch dort müssen sie erst einmal umgeladen werden.
Denn für die Lastwagen, auf denen Turmteile und Rotorblätter in die Region gekommen sind, ist die Strecke nicht ausgelegt. Hier kommt die Kranvermietung von jenseits der Egge ins Spiel. „Dadurch, dass unser Spezialtransporter pro Achse acht Räder hat, von denen jedes einzelne angesteuert werden kann, haben wir es hier leichter“, sagt Dieter Abt, Betriebsleiter in dem Paderborner Unternehmen.
Steuern per Joystick
Angesteuert nicht etwa mit dem Lenkrad, sondern per Joystick: Der „Fahrer“ sitzt nämlich nicht auf dem Gefährt, sondern steuert es von Hand, während er daneben hergeht. 2,5 Millionen Euro kostet so ein „Selbstfahrer“, wie es im Fachjargon heißt. In Deutschland existieren nur sechs Exemplare, von denen zwei bei Hofmann stehen. „Ein Spielzeug für Große“, sagt Dieter Abt, der als Kranfahrer vor 30 Jahren seine Karriere begonnen und auch selbst schon einen Selbstfahrer gesteuert hat.
Das heißt, einer steht an diesem Morgen auf dem Umladeplatz auf der Lother Höhe. Der Name ist irreführend, denn dieser Platz liegt auf Steinheimer Gebiet, das heißt der Kreis Höxter ist für die Genehmigungen zuständig. Und dort, wo sich an diesem Morgen all die Windradkomponenten auf ihren Lastwagen eingefunden haben, ist normalerweise Acker.
Der Landbesitzer hat den Mutterboden weggeschoben, anschließend wurde die gesamte Fläche mit Schotter bedeckt und am Ende mit ineinander verschraubten Aluminiumplatten bedeckt, so dass ein ebenes Plateau entstanden ist. Nun wird in den nächsten Tagen Teil für Teil mit zwei Spezialkränen von den Lastwagen auf den Selbstfahrer gehoben, um dann zur sieben Kilometer entfernten Baustelle in der Brakelsieker Flur zu zockeln: Durch Lothe, dann durch Brakelsiek, um schließlich auf die eigens verbreiterte und vorbereitete Zufahrtsstraße Richtung Windradstandort einzubiegen. Je nach Länge des zu transportierenden Teils können übrigens weitere Achsen angeschlossen werden, um die Last gleichmäßig zu verteilen.
Alle Baumaßnahmen müssen reversibel sein, mal ist es auf eine Plane gefüllter Schotter, mal sind es Platten, mit denen die Fahrbahn bis auf die Bankette verbreitert wurde. Auch der Landwirt wird in einigen Wochen, wenn der Spuk vorbei ist, seinen Mutterboden wieder an Ort und stelle schieben können.
Alles eine Frage der Genehmigungen
Aber warum steuern denn all die Lastwagen den Umladeplatz an und fahren mit den weniger sperrigen Turmteilen nicht einfach direkt zum künftigen Standort? „Das hat was mit den Genehmigungen zu tun. Wir haben nur eine genehmigte Strecke“, erklärt Betriebsleiter Dieter Abt.
Nun kann der Selbstfahrer endlich starten, der „Pilot“ und ein Kollege verständigen sich per Funk - wer mag schon ständig an einem zig Meter langen Gefährt hin und her laufen? Allerdings hat die Fahrerei an diesem Freitag auch bereits wieder ein Ende: Am Wochenende können keine Transporte stattfinden. Aber am Montag soll es in aller Herrgottsfrühe weitergehen. Aber bis die 36 Elemente für die drei Räder an Ort und Stelle angekommen sind, wird wohl noch ein wenig Zeit ins Land gehen.