Ein Stück des Kultlokals Jaegerlatein: Hocker und Tische wechseln in Pyrmont die Besitzer

Bad Pyrmont. Es war voll am Samstag im Jaegerlatein, der Tanz-, Cocktail- und Kultbar, deren Ruf weit über die Grenzen Bad Pyrmonts hinaus gestrahlt hat. Die Besucher standen am Tresen, unterhielten sich, wandelten durch das Lokal, vorbei an den Tischen, ließen die Blicke schweifen und begutachteten die Einrichtung und Getränke: Wein, Likör und Hochprozentiges. Dass es taghell war, erklärte nicht den Unterschied zu den Hochzeiten des Jaegerlateins. Denn da hat das Lokal auch nach durchfeierter Nacht noch am Morgen im gleißenden Schein der Sonne förmlich vibriert.

Es war der Klangteppich, der fehlte: Kein Schlager, der das chaotisch-melancholische Treiben am Samstag untermalte. Und keine Cocktails. Obwohl die Mix-Magier versammelt um die Grundelemente ihres Berufsstandes versammelt waren. Flaschen über Flaschen stapelten sich auf dem Tresen und den Tischen, Whisky – auch welcher mit Gin, Blue Curacao, Mandarinenlikör und viele andere Sorten. Darunter auch Raritäten, wie Erwin Bröker und Sebastian Frank mit Kennerblick sofort ausmachten.

Barkeeper suchen Raritäten Die beiden gehören der DBU an, der Deutschen Barkeeper-Union, dem Standesverband der Mixmeister. &bdquo;Wir brauchten zwei Bürgen, um aufgenommen zu werden“, erinnerte sich Sebastian, wie schnell er einen guten Draht zum ehemaligen Inhaber des Bad Pyrmonter Nachtclub Horst Jaeger fand. Beide Barkeeper haben über zehn Jahre im Steigenberger gearbeitet. &bdquo;Und wir haben uns dann hier im Jaegerlatein getroffen oder auch bei Veranstaltungen der Sektion Hannover der DBU, die ungefähr alle vier Wochen stattfanden. &bdquo;Es war eine tolle Zeit zu Beginn der 2000er Jahre“, denkt Bröker gerne an die Zeit zurück, in der die Kurstadt pulsierte und das Nachtleben eine ganz eigene Dynamik hatte.

Jennifer Alberski hat 14 Jahre mit den Hochprozentigen, den Likören und Fruchtsäften jongliert und Songül Payraz sogar 26 Jahre mit geradezu magischen Mixturen gezaubert, die eines Alchemisten würdig wären. Jetzt stehen sie hier in der Bar und schauen zu, wie eine Ära zu Ende geht. Die Roaring Twenties fanden im letzten Jahrhundert statt. In diesen Twenties hauchen viele Bars ihre Seelen aus.

Das bedauert auch Andrea Struck, die im Jaegerlatein viele nette Gäste kennen und schätzen gelernt hat. Sie hat in der Schweiz, wo Ski-Akrobat Art Furrer ihr Chef war, in London, in Berlin und Hannover gearbeitet. Nach ihrer Hochzeit wollte sie aber nicht genau zu jener Zeit arbeiten, in der ihr Mann frei hatte, weshalb sie nur noch als Aushilfe im Jaegerlatein mitgearbeitet hat.

Kein Nachfolger fürs Jaegerlatein Live-Musik wird zwar immer gefragt sein ebenso wie ein Refugium für Qualitätsgetränke. Es braucht aber viel Hingabe, das eine oder andere oder gar beides miteinander verbunden zu betreiben. Und es braucht auch erst einmal Startkapital. An einem hat es immer gelegen, weshalb Hans Jaeger keinen Nachfolger für das Jaegerlatein gefunden hat. Und so kamen am Samstag, schon eine Stunde bevor das Lokal zum Ausverkauf ein letztes Mal öffnen sollte, Interessenten, um sich Mobiliar, Erinnerungstücke und vor allem auch Likörflaschen zu sichern.

Vielleicht wird sich aber Thomas Key der Herausforderung stellen, einen Club betreiben oder eine Bar eröffnen, in der es einen Gin Rickey gibt, das Lieblingsgetränk Francis Scott Fitzgeralds, der den Roman &bdquo;Der große Gatsby“ geschrieben hat. Hat er doch in großem Umfang Barhocker, Gläser und anderes Interieur gekauft. &bdquo;Vielleicht werde ich eine Bar in der Schillerstraße wieder beleben“, blieb er noch vage auf die Frage nach dem Hintergrund.

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