Schieder-Schwalenberg/Wöbbel. Die Musik, ja, die hat schon eine ganz besondere Bedeutung für Theo Wedding. Wenn er erzählt, leuchten seine Augen, ein Lächeln huscht um den Mund, berichtet er von den tollen Musikern, mit denen er zusammen gearbeitet hat. Lange Jahre war der heute 77-Jährige als Chorleiter aktiv, hat verschiedene musikalische Projekte erarbeitet, 2018 mit seinen Kollegen zusammen mit geflüchteten Syrern gegen Krieg gesungen, Aufmerksamkeit geschaffen durch die Musik. Und nun will er es noch einmal wagen und am 8. November mit zwei befreundeten Musikern auftreten; mit Thomas Krizsan und Claudia Giese, unter anderem als „Duopigalle“ bekannt. Um das Leben soll es gehen, in all seinen Facetten. „Ich habe immer Musik gemacht“, sagt Theo Wedding lächelnd. Sein Steckenpferd: Gesang und klassische Gitarre, vieles habe er sich selbst beigebracht, aber auch Fortbildungen gehörten dazu. „Von Hause aus bin ich Physiker. Und Theologe.“ Er grinst verschmitzt, schließlich sei das keine alltägliche Kombination, manch einer habe ihm gesagt, er solle sich mal für das eine oder andere entscheiden. Für ihn schließe sich beides aber nicht aus. Warum auch? Als Musik- und Familientherapeut hat er gearbeitet, die Beratungsstelle des SOS-Kinderdorfes geleitet. Und Musik als therapeutisches Medium eingesetzt. „Singen ist wie Therapie“, ist er überzeugt, Musik helfe in so vielen Momenten, sei unglaublich vielfältig. Und schaffe Kontakt mit Kulturen, zu Menschen. Musik mit Aussage „Ich habe immer geschaut, was für mich eine Bedeutung hat, inhaltlich und musikalisch.“ 30 Jahre war er Chorleiter des Dachkammerchores, hat einen Jugendchor geleitet ebenso wie das kleinere Vokalensemble „PerSonare“. Er zieht ein dickes rotes Buch aus der Tasche, mit vielen Fotos aus verschiedenen Epochen. „Na, hätten Sie mich erkannt?“, fragt er lachend. Eine etwas jüngere Version Theo Weddings lächelt vom Einband, umgeben von seinen Sängerinnen und Sängern. Er zeigt auf die Abbildung eines Plakates: Canto General 1995. „Das war ein Projekt mit lateinamerikanischer Musik, Musik mit Aussage“, erklärt er, ohne aufzublicken. „Nach Mikis Theodorakis und Pablo Neruda.“ Über das Thema Lateinamerika habe er auch damals Thomas Krizsan und Claudia Giese kennengelernt. Krizsan ist selbst in Bolivien geboren, hat also eine ganz besondere Verbindung zur Musik Lateinamerikas, spielt neben Klavier und Akkordeon auch Cuatro, ein besonderes, sehr altes lateinamerikanisches Saiteninstrument. Claudia Giese „ist eine wunderbare Sängerin“, wie er betont, spielt Querflöte und Percussion. „Sie sind beide so tolle Musiker. Und Freunde.“ Ihre zahlreichen gemeinsamen Projekte funktionierten nur, weil die drei sich und ihre Musik so gut verstehen, betont Wedding. Und er erzählt von einem Buch, das eine Chilenin grafisch interpretiert habe. Kinder in Chile seien gefragt worden, was sie zum Leben zu sagen haben. „,Wohin gehen die geträumten Dinge, übrigens ein Zitat von Pablo Neruda“, erklärt er. „Diese Frau wollte ich kennenlernen“, in Bremen habe sie gelebt. Er lächelt bei der Erinnerung, denn so habe er Kontakt zur lateinamerikanischen Community geknüpft. „So lief es eigentlich immer.“ In Saarbrücken habe er zum Beispiel eine Studentenkirche kennengelernt, „wo Südafrikaner ihre Musik nach Deutschland gebracht haben“. Als Sprachrohr gegen Apartheid, wie er erklärt. Das wiederum habe ihm Kontakte in die afrikanische Szene in Bielefeld verschafft. „Die Musik hat mich fasziniert.“ Zu viel Kopf, zu wenig Herz Doch es habe nicht nur positive Resonanz auf solche Projekte gegeben, sagt er nachdenklich. „Verständlich“, meint er, schließlich habe fast jeder Chor mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, heutzutage, aber auch schon vor Jahren. Er blättert weiter. „Sound of Love & Rhythm of Live 2001“ steht dort, darunter „Porgy & Bess“. Jazz, eine ganz andere musikalische Richtung. „Ich würde gern Jazz-Gitarre spielen können. Kann ich aber nicht.“ Macht aber nichts, und hat ihn nicht daran gehindert, auch Jazz ins Repertoire aufzunehmen, denn den mag er. Ebenso wie Pop, „es gibt auch tolle zeitgenössische Komponisten“, schwärmt er ebenso wie vom Pop-Up-Chor der Detmolder Musikhochschule (HfM). Nur mit avantgardistischer klassischer Musik könne er nicht so viel anfangen, „das hat für mich zu viel mit dem Kopf zu tun, lässt sich zu wenig mit dem Herzen fassen“. Und er spricht davon, wie Musik die Herzen berührt. Wenn man singt allerdings, müsse man rational und geerdet an die Stücke herangehen. „Es war oft anstrengend“, sagt er rückblickend. „Aber ich bin dankbar für die reiche Erfahrung.“ Songs, die das Leben feiern Theo Wedding tritt am Samstag, 8. November, zusammen mit Claudia Giese und Thomas Krizsan (Duopigalle) in der Kapelle Belle, Pyrmonter Straße 141, in Horn-Bad Meinberg auf. „Gracias a la vida“ lautet der Titel des Konzertes, „ein Liederabend mit Songs, die das Leben in all seinen Facetten feiern“. Mit diesem Konzert feiert das Trio das Leben und die Liebe und setzt ein Zeichen gegen Hass und Gewalt. Theo Wedding übernimmt Gesang und Gitarre, Claudia Giese Gesang, Percussion und Querflöte, Thomas Krizsan Klavier, Akkordeon und Cuatro. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. „Es wird um angemessene Spenden gebeten“, sagt Theo Wedding, denn Claudia Giese und Thomas Krizsan lebten schließlich von der Musik. Das Konzert sei ein Liederabend mit Songs aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Von traditionellen Weisen wie dem „Scarborough Fair“ aus dem England des 16./ 17. Jahrhunderts über „Woyaya“ aus Uganda und „Blackbird“ von John Lennon und Paul McCartney bis hin zu „Gracias a la vida“ von Violetta Para werden Themen wie Liebe, Sehnsucht und Frieden thematisiert.