Glashütte: Reumütiger Einbrecher wollte nie jemanden verletzen

Schieder-Schwalenberg/Bielefeld. Seine Lebenssituation sei zu jener Zeit nicht gerade die allerbeste gewesen, berichtete Dirk F. (Namen aller Betroffenen geändert) in der Verhandlung. Weil er 2023 die Bewohnerin eines Hauses in Porta Westfalica an der Flucht gehindert und in Schieder-Schwalenberg in einer Pension 5000 Euro gestohlen hatte, verurteilte das Bielefelder Landgericht den vorbestraften 62-Jährigen nun zu einer Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren.

&bdquo;Eigentlich war ich nur auf der Suche nach etwas Essen und Getränken“, berichtete der Angeklagte vor Gericht: An jenem 15. Februar 2023 war der wohnungslose F. in der Mittagszeit durch eine Kellertür in ein an der Straße Zur Lüchte gelegenes Einfamilienhaus in Porta Westfalica eingestiegen: &bdquo;Ich ging davon aus, dass niemand im Haus ist. Plötzlich hörte ich das Geräusch einer sich öffnenden Tür.“ Er habe sich sodann in das nächstbeste Zimmer – in diesem Fall das Schlafzimmer – begeben, wo er sich bäuchlings zwischen Fenster und Bett auf den Boden gelegt habe.

Panisch und überfordert Dort entdeckte die 88-jährige Bewohnerin des Hauses, Doris I., den maskierten Mann in seiner etwas misslichen Lage. Sie fragte ihn, was denn los sei. &bdquo;Mein Mandant war total überfordert“, sagte Verteidigerin Susanne Renner vor Gericht – anstatt abzuhauen habe er der Seniorin den Mund zugehalten. Es habe ein kurzes Gerangel gegeben, er habe die betagte Frau auf einen Stuhl gedrückt, um sie an der Flucht zu hindern.

Auf die Frage, was er denn wolle, habe er schließlich &bdquo;Geld“ geantwortet. &bdquo;Sie sagte noch, dass ihr Mann kürzlich gestorben sei und warum ihr das alles passieren müsse. Da tat sie mir wirklich leid. Als sie auch noch sagte, dass sie gesundheitliche Probleme habe, bekam ich etwas Panik“, führte F. weiter aus. Er habe, so der Angeklagte, vor langer Zeit den Beruf des Krankenpflegers erlernt und unbemerkt den Puls der alten Dame gemessen – dieser schien jedoch unauffällig.

Schließlich ließ sich F. von der Hausbewohnerin 500 Euro Bargeld aus einem Schrank überreichen. Weitere 500 Euro, die sich ebenfalls dort befanden, ließ er der Seniorin und floh vom Tatort.

Gericht glaubt dem Einbrecher Einige Monate später wurde er in Schieder-Schwalenberg straffällig: Anfang Juli 2023 schlug F. mit einer Axt ein Fenster in der Pension Scheunert am Braunenkampsweg in Glashütte ein und begab sich in eine Privatwohnung im zweiten Obergeschoss. Dort entwendete er aus einer Kommode 5060 Euro Bargeld und floh vom Tatort. Auch diese Tat räumte Dirk F. ohne Umschweife vor Gericht ein.

Der 62-Jährige ist mehrfach vorbestraft, zumeist handelte es sich dabei um Eigentumsdelikte. Gewalttaten finden sich in seinem Registerauszug nicht. Nicht zuletzt deshalb glaubte ihm das Gericht auch, dass F. davon ausgegangen sei, dass sich niemand in den Gebäuden aufhalten würde – zieht sich dieses doch durch sämtliche Vorverurteilungen: Stets heißt es da, F. habe abgewartet, bis niemand mehr da gewesen sei.

Die IV. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Richter Carsten Glashörster verurteilte den geständigen F. schließlich zu einer Gefängnisstrafe von viereinhalb Jahren.

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