Was es heißt, dass die Schwalenberger Altstadt denkmalgeschützt ist

Schieder-Schwalenberg. Fachwerk, Balken, ziselierte Fassadenkunst: Ist ein altes Haus gut restauriert, kommt seine ganze Pracht zum Vorschein. Und viele dieser Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Doch nicht nur Fachwerkhäuser sind denkmalgeschützt, auch welche, von denen man es auf den ersten Blick gar nicht denken würde, haben es auf die Liste geschafft. Bestes Beispiel: die Realschule in Lemgo . In Schwalenberg wiederum ist die gesamte Altstadt ein Denkmalbereich. Doch was heißt &bdquo;Denkmalschutz“ eigentlich genau und was bedeutet es für Eigentümer oder potenzielle Käufer solcher Objekte?

Was ist ein Denkmal? Kunstwerke von hohem Rang und überregionaler Bedeutung, aber auch Objekte, die regionale oder lokale Bedeutung haben. &bdquo;Es muss dabei ein öffentliches Interesse an der Erhaltung und Nutzung bestehen“, erklärt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Definiert ist das im Denkmalschutzgesetz NRW. Wichtig dabei: Es kommt nicht auf das Aussehen oder Alter eines Objektes an, sondern auf seine Geschichte und ihre Bedeutung für die Menschen. Deshalb können auch Gartendenkmäler oder ganze Bereiche unter Denkmalschutz gestellt werden - wie eben die Schwalenberger Altstadt. &bdquo;Dabei geht es um die optische Wirkung der historischen Altstadt als Ensemble“, erklärt Bürgermeister Jörg Bierwirth.

Baudenkmäler und Gartendenkmäler müssen in die Denkmalliste eingetragen werden. Diese wird von der Unteren Denkmalbehörde - das ist die Kommune - geführt und kann von jedem eingesehen werden. Wird ein denkmalgeschütztes Haus verkauft, muss der Käufer auf den Denkmalschutzstatus hinweisen, ergänzt Bierwirth, der selbst in einem Denkmal - dem Schiederaner Rathaus - arbeitet.

Warum ein Denkmal? Wer mit dem Gedanken spielt, ein denkmalgeschütztes Haus zu erwerben, sollte dies bewusst tun, betont Bierwirth. Das Leben in einem Denkmal sei etwas ganz Besonderes: &bdquo;Da lebt Geschichte drin“, damit müsse man sich identifizieren, den besonderen Charme des Gebäudes wahrnehmen.

Und es sei durchaus möglich, ein Baudenkmal innen modern zu gestalten, vieles sei möglich, jedes Gebäude müsse individuell betrachtet werden. &bdquo;Es kommt immer darauf an, was unter Denkmalschutz steht.“ Ist es nur die Fassade, die Gebäudehülle oder auch das Innere? Ein gutes Beispiel ist das Rathaus in Schieder, denn in diesem Denkmal erinnert innen nichts mehr daran, dass hier einst Ställe für Rinder untergebracht waren.

Doch auch das gehöre zur Wahrheit dazu: &bdquo;In einem solchen Gebäude ist nicht alles möglich“, gerade die Sache mit der Barrierefreiheit sei in Häusern, die bereits einige Jahrhunderte stehen, schwierig. Fallstricke seien häufig in der Vorstellung begründet: Einfach mal Wände raus oder Decken abhängen, &bdquo;das ist meist nicht so einfach möglich“. Denkmäler dürfen verändert werden, um sie zu erhalten und sinnvoll zu nutzen, heißt es vom LWL. &bdquo;Entscheidend ist dabei, dass die Veränderungen das Erscheinungsbild oder die Substanz des Denkmals nicht erheblich beeinträchtigen.“

Ein tolles Beispiel einer gelungenen Sanierung sei das Blumenhaus im Landschaftspark Schieder, ein Kavalierhaus, 1817 im Zuge der ersten Parkerweiterung durch Fürstin Pauline erbaut. Hier lebt bekanntlich die Künstlerin Marion Doxie Delaubell mit ihrer Familie. &bdquo;Das wurde mit viel Liebe und Herzblut saniert und es zeigt, was man alles machen kann“, lobt das Stadtoberhaupt. Beim LWL war es das &bdquo;Denkmal des Monats“ im Oktober 2010, auch die Stadt selbst hatte ihm eine Kalenderseite als &bdquo;Denkmal des Monats“ reserviert.

Genau gegenüber steht das gleiche Gebäude noch einmal - nur unrenoviert. Das steht im Eigentum der Stadt, was in Zukunft damit geschieht, sei ungewiss, sagt Bierwirth, eventuell käme auch ein Verkauf in Betracht.

Was müssen Eigentümer beachten? Bei Baudenkmälern komme es vor allem darauf an, die Bausubstanz zu erhalten, wie Bierwirth erklärt. Das heißt, bei einer Sanierung beispielsweise müssen die richtigen Materialien genutzt werden, etwa im Hinblick auf den Putz oder die Farben. Beim Schwalenberger Rathaus sei da in den 1980ern auch schon mal etwas daneben gegangen: Die falsche Farbe auf dem Fachwerk ließ das alte Holz nicht mehr atmen, &bdquo;es gammelte weg. Das war traurig und teuer.“

Das sei durchaus ein Mehraufwand, der auch mit höheren Kosten einhergehe. Aber: Es gibt die Möglichkeit der Förderung. Zum einen habe die Stadt selbst ein kleineres Förderprogramm, vom Land gebe es ebenfalls Geld für besondere Sanierungsmaßnahmen und zum Teil sogar vom Bund. Außerdem ließen sich solche Sanierungen in einem gewissen Rahmen steuerlich absetzen.

Bierwirth empfiehlt, vor dem Kauf bei der Stadt anzufragen, ob ein Gebäude denkmalgeschützt ist oder &bdquo;unter Beobachtung“ sei und in naher Zukunft auf die Denkmalliste kommen könnte. Auch bei Sanierungen oder Umbauten stehe die Untere Denkmalbehörde beratend zur Seite, versuche mit Experten und Eigentümer einiges zu ermöglichen. &bdquo;Wir sind Partner, keine Denkmalpolizei“, wie er betont, ebenso der LWL als übergeordnete Behörde. Bierwirth rät zudem, auf erfahrene Firmen im Bereich Denkmal-Sanierung zurückzugreifen - auch wenn es davon immer weniger gebe.

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